Septeto Santiaguero (NubeNegra/Intuition)
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Wenn Wim Wenders einen Film lanciert, bricht eine breite Öffentlichkeit in Lobgesänge aus. Wenn dazu noch Ry Cooder mit den Großvätern des Son ins Studio geht, muss mit Grammies gerechnet werden. Dass bereits ein Jahr zuvor, im Mai 1997, die niederländische Dokumentarfilmerin Sonia Herman Dolz die Vorlage zu Wenders Opus geliefert hat, unterschlugen die meisten Medien. Und dass die Vieja Trova Santiaguera, die Protagonisten ihres Dokumentarfilms Lágrimas Negras, der im Mai in Deutschland Premiere hatte, bereits einige Jahre vor Cooders Kubafeldzug von Manuel Dominguez, dem Manager des kleinen spanischen Plattenlabels NubeNegra, nach Europa geholt wurden, wird geflissentlich vergessen.
Von Martin Steiner
Dass in Lágrimas Negras keine Superstars mit von der Partie sind, macht den Film sympathisch. Hier kurvt kein Ry Cooder auf einem klapprigen Motorrad durch Havanna. Auch müssen keine Nostalgiefilter vor der Kamera für eine überdrehte 50er-Jahre-Ästhetik herhalten. Und Eliades Ochoa muss nicht auf ausrangierten Bahngeleisen der Filmerin Rede und Antwort stehen. Es ist ihm offensichtlich wohler, in der Casa de Trova von Santiago de Cuba mit der Vieja Trova zu jammen. Was bei Wenders gestelzt wirkt und Längen aufweist, kommt bei Sonja Herman Dolz gelassen und locker daher. Die Dokumentaristin ließ den Musikern Zeit, sie selbst zu sein. Lágrimas Negras ist kein Starportrait und keine filmische Selbstinszenierung. Lágrimas Negras ist ein Film über alte kubanische Soneros, ihr Zuhause, ihre Welt und über das kleine Wunder, als alte Männer in Europa gefragt zu sein und in den großen Konzertsälen der Metropolen auftreten zu dürfen.
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Mehr über Lágrimas Negras im Folker! 4/2000