Nördlich der Alpen bekommt man nicht oft Folk aus Italien zu hören wenngleich es auch dort jede Menge spannender neuer Gruppen gibt. Zu den italienischen Folk-Neuentdeckungen der letzten Jahre gehören unter anderem Ned Ludd aus Rom mit ihrem ganz individuellen Folkrock oder auch Gai Saber, die traditionelle okzitanische Troubadour-Musiktraditionen jugendlich-modern verpacken. Eine weitere neue, spannende und coole Band gibt auf dem Tanz- & Folkfest Rudolstadt ihr Deutschland-Debut: B.E.V. BonificaEmilianaVeneta, deren Musik auf norditalienischen Musiktraditionen basiert. Ihre erste CD Apotropaica wurde vom FolkWorld Magazin zur besten europäischen Folk-CD des vergangenen Jahres gewählt.
Von Michael Moll
Kontakt:
B.E.V. BonificaEmilianaVeneta Tel. +39 0425 362218 CD:
B.E.V. BonificaEmilianaVeneta Apotropaica, erschienen
1999 bei Robi Droli |
B.E.V. spielen in erster Linie traditionelle Musik aus Emilia und Veneto, Regionen in den Nord-Appenninischen Bergen, die sich zwischen der Poebene und den Alpen erstrecken. Ihre Instrumente sind meist akustisch und traditionell, ihre Musik dagegen vereint die alten Spielweisen mit modernen Elementen. Die Gruppe ist aus der 1998 aufgelösten Band La Piva dal Carner hervorgegangen, die in der italienischen Rootsszene ziemlich populär war. Drei Mitglieder von La Piva (Marco Mainini, Walter Rizzo, Claudio Pesky Caroli) formierten daraufhin mit zwei weiteren Musikern (Allessandro Alex Mottaran, Luciano Giacometti) B.E.V.
BonificaEmilianaVeneta wollen angestaubte Musiktraditionen aufpeppen und für neue Generationen interessant machen. Diese Idee steckt schon im Namen der Gruppe, wie Alex Mottaran erklärt: Bonifica beschreibt das Drainieren von Sumpfland, um es in nutzbares Acker- oder Wohnland umzuwandeln. Wir haben diesen Namen gewählt, um unseren Wunsch auszudrücken, mit Traditionen frei umzugehen, ohne dabei zu sehr an Philologie und ähnliches zu denken. In gewisser Weise geht es darum, von der Unbeweglichkeit der Traditionen wegzukommen. EmilianaVeneta weist auf die Wurzeln unserer Musik hin und die Verpflichtung, diese Wurzeln nie zu vergessen. Außerdem bedeutet BEV im emilianischen Dialekt trinken' und das ist genau die Form, in der unsere Musik konsumiert werden sollte.
B.E.V. setzen eine breite Palette von Instrumenten ein, die zu unterschiedlichen Zeiten alle einmal in Emilia und Veneto gespielt wurden. Wie beispielsweise der italienische Dudelsack Piva, das älteste Instrument im Repertoire der Gruppe, das aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammt. Die Drehleier hat ihre Ursprünge im 17./18. Jahrhundert, während Saxophon und akustische Gitarre offensichtlich die neuesten traditionellen' Instrumente sind, die bei B.E.V. zu hören sind, wie Alex Mottaran erzählt. Außerdem kommen bei B.E.V. auch Akkordeon, Mandocello, Bombarde, eine traditionelle Oboe und ein Kontrabass zum Einsatz. Es gehört zur Tradition der 80er und 90er Jahre sowie zur neuen Zeit, dass all diese Instrumente zusammen eingesetzt werden können. Das ist wirklich einer der Vorteile unseres Jahrhunderts. Das B.E.V-Repertoire besteht aus traditionellen Liedern und Tänzen, ergänzt durch neue Kompositionen im traditionellen Stil. Wir schaffen gerne neue Melodien und Texte, indem wir den traditionellen Archetypen moderne Elemente hinzufügen.
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Mehr über B.E.V. BonificaEmilianaVeneta im Folker! 4/2000