Die Geschichte von Lynn Morris beginnt im bluegrassfernen Texas. Geboren
am 8. Oktober1948 in San Antonio, wuchs sie in der Kleinstadt Lamesa, 60
Meilen südlich von Lubbock, auf, der Heimat von Rock'n'Roll-Star Buddy
Holly und der frühen Countrygospelgruppe Chuck Wagon Gang. Das war auch
die Musik, die sie in ihrer Kindheit und Jugend hörte. Klavier,
Bariton-Ukulele und klassische Gitarre mit 15 waren erste Musikstationen.
Eine Folk-Gitarre war dort und damals nichts Rechtes für
ein junges Mädchen. Lynn Morris kam aufs College in Colorado Springs,
studierte Kunst und hörte dort zum ersten Mal Bluegrass mit der 20 String
Bluegrass Band. Um 1970 herum wollte sie Banjo spielen, was sich allerdings
nicht mit der klassischen Gitarre vertrug. Das Banjo erwies sich
schließlich als stärker, und Lynn rührte ihre alte Gitarre
nie mehr an. Nach dem College gründete Lynn Morris 1972 die City Limits
Bluegrass Band, die in den sechs Jahren ihres Bestehens zwei LPs
veröffentlichte. Damals gewann Lynn Morris auch ihren ersten
Musikwettbewerb: 1974 ging sie als Siegerin aus dem National Banjo Picking
Championship in Winfield, Kansas, hervor. Diesen prestigeträchtigen
Erfolg konnte sie 1981 wiederholen (die Gewinner müssen mindestens
fünf Jahre Pause einlegen, bevor sie sich wieder bewerben dürfen).
Damals machte die junge Musikerin aber auch die erschreckende Entdeckung,
dass sie bei anderen Wettbewerben den ersten Platz nur deswegen nicht bekam,
weil sie eine Frau war.
Karrierestart an der Ostküste
Nach dem Ende der City Limits Bluegrass Band und einem kurzzeitigen Engagement
bei der Countryband Little Smoke wollte Lynn Morris endlich Ernst
machen mit ihrer Bluegrass-Karriere. Mit Hilfe von Pete Wernick von Hot Rize
bekam sie einen Job bei der
Gruppe
Whetstone Run in Pennsylvania. In jenen Jahren lernte sie bei einer Jam Session
ihren späteren Ehemann Marshall Wilborn kennen, der bald als Bassist
bei Whetstone Run einstieg. Wilborn ist nicht nur ein brillianter
Instrumentalist, sondern auch ein begabter Songschreiber. So spielte Doyle
Lawson beispielsweise sein Mountain Girl und Blue Road,
die Johnson Mountain Boys Goodbye To The Blues und Alison Krauss
den Titel Heartstrings ein. Als der Sänger und Bassist 1986
ein Angebot von Jimmy Martin und seinen Sunny Mountain Boys bekam, löste
sich Whetstone Run auf. Mit dem jungen Ehepaar ging es daraufhin teils auf-,
teils abwärts. Für Marshall Wilborn bedeuteten die Johnson Mountain
Boys sowohl einen künstlerischen wie auch einen finanziellen Aufstieg.
Seine Frau Lynn war jedoch mit dem Ende von Whetstone Run arbeitslos und
machte sich vermehrt Gedanken über die Rolle von Frauen im Bluegrass.
Ehre und Ärger für die neue
Chefin
1988 lösten sich die Johnson Mountain Boys mangels finanzieller Perspektiven
auf. Morris, Wilborn und sein JMB-Kollege am Banjo, Tom Adams, gründeten
eine eigene Gruppe: die Lynn Morris Band. Die auserkorene
Chefin Lynn Morris merkte bald, dass dieses Amt zwar viel Ehre,
aber auch viel Ärger und Arbeit mit sich brachte. 1989 kam die Lynn
Morris Band dann zu ihrer ersten Europatournee über den großen
Teich. Ein Jahr darauf folgte die erste CD beim Marktführer Rounder,
wo die Johnson Mountain Boys schon ein wenig den Weg geebnet hatten. Mit
The Lynn Morris Band wurde auch gleich eine musikalische
Erfolgsmixtur für die Zukunft gefunden: ein Song von Hazel Dickens,
ein paar Countryklassiker von Tom T. Hall oder Buck Owens, ein paar aktuelle
und eigene Stücke, darunter auch Kompositionen von Lynn Morris selber,
aber kein einziger Standard der Gründungsväter der Bluegrass-Musik.
CD wie einige Singleauskopplungen kamen in die Bluegrass-Hitparaden.
Als Sängerin des Jahres endlich auf
Erfolgskurs
Die 1992 veröffentlichte CD The Bramble And The Rose
knüpfte an den Erfolg ihres Vorgängers an, und es folgten weitere
Europatourneen. Der große Durchbruch ließ dennoch weiter auf
sich warten. Die Krone im Frauenbluegrass war noch vergeben an Alison
Krauss. Das änderte sich erst 1995 mit der Veröffentlichung der
dritten CD. Der Titelsong Mamas Hand, geschrieben von Hazel
Dickens, mag deutschen Ohren als Schnulze vorkommen, aber Lynn Morris hatte
1984 ihre Mutter verloren, und der Song hatte daher für sie eine ganz
persönliche Bedeutung. Das einhellige Lob der Kritik wurde bei der
Verleihung der IBMA-Awards bestätigt: Mamas Hand wurde
zum Song des Jahres gekürt und Lynn Morris erstmalig als
Sängerin des Jahres ausgezeichnet.
Doch der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten:
Mit Tom Adams und Audie Blaylock machten sich zwei Mitglieder der Band, die
sich gerade eingespielt hatte, selbständig.
Eine neue Besetzung musste gefunden werden. Ron Stewart stieg als neuer Banjo-
und Geigenspieler ein. An der Mandoline wurde mit Jesse Brock ein kurzlebiges
früheres Mitglied von 1992 reaktiviert. In dieser Besetzung
sind Lynn Morris und Marshall Wilborn seitdem unterwegs. Wilborn beteiligte
sich in den letzten Jahren auch an einem anderen spektakulären Projekt,
der Gruppe Longview, zu der Dudley Connell, Glen Duncan, James
King, Joe Mullins und Don Rigsby gehören. Im klassischen High
Lonesome Sound lassen sie die Blütezeit der Bluegrass-Väter
auf ihren beiden 1997 und 1999 erschienenen CDs wieder auferstehen. Im
vergangenen Jahr brachte Marshall Wilborn obendrein ein viel beachtetes
Bass-Solo-Album mit mehreren Banjopartnern auf den Markt, das die oft
unterschätzte Rolle des Bassisten ins rechte Licht rückt.
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City Limits Bluegrass Band
Hello City Limits (1976) Biscuit City 1305
Live at the Oxford Hotel (1976) Biscuit City 1309
Whetstone Run
No Use Frettin' (1984) Red Dog Records 8413
Lynn Morris Band
The Lynn Morris Band (1990) Rounder 0276
The Bramble And The Rose (1992) Rounder 0288
Mamas Hand (1995) Rounder 0328
Youll Never Be The Sun (1999) Rounder 0458
Longview
Longview (1997) Rounder 0386
High Lonesome (1999) Rounder 0434
Marshall Wilborn
Root 5 (1999) Pinecastle PRC 1094
Geoffrey Himes: Lynn Morris She will be the light; Bluegrass
Unlimited August 1999
Barry C. Willis: Americas Music Bluegrass, Franktown, Col.
1998, S. 440.
Bluegrass-Bühne: 53/08, 67/02, 68/01, 68/05, 69/10, 69/50, 70/46,
80/17, 81/08, 93/18.
18.05. Essen, Karstadt
19.05. Nürnberg, Kulturcafe-Karstadt
20.05. AGreifenburg, Kulturhaus (venue tbc)
21.05. Stuttgart, Laboratorium
22.05. Ehingen, Lindenhalle
23.05. Göttingen, Apex
24.05. Hannover, Expo Cafe
25.05. Kaiserslautern, Kammgarn
26.05. Waldkraiburg, Haus der Kultur
27.05. CHWillisau, Spring Bluegrass Festival 16:00
28.05. Offenburg, Spitalkeller
30.05. Leer, Taraxacum
31.05. NL-Wadway, De Vriendshap
01.06. Berlin, Open Air, Zitadelle
02.06. Bonn, Museumusmeilenfest tbc
03.06. Trier, Tuchfabrik
04.06. Helferskirchen, Kirche
05.06. Dresden, Tonne
06.06. Halle, Objekt 5, tbc
08.06. Holzwickede, Haus Opherdicke
09.-10.06. AInnsbruck, Träume-Festival
11.06. Neusüdende, Festival
12.06. NL-Zuidlaren, Big Bear Festival
Kontakt: Music Contact, Tel. 0 70 73/22 50
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