Einst gab es den Adaro, ein geheimnisvolles Fabelwesen aus uralten Zeiten, halb Mensch, halb Fisch. Die melanesische Mythologie der fernen Salomo-Inseln berichtet davon, dass sich dieser Meergeist über den Regenbogen seinen Weg in die Träume der Menschen bahnte. Wenn sie am Morgen aus ihrem Schlaf erwachten, klangen die ihnen bekannten Lieder und Tänze auf neuartige Weise in ihnen nach. Das war das Werk ihres nächtlichen Besuchers, des Adaro.
Adaro
30.04. Filderstadt, Alte Mühle |
Jeder kann sich selbst davon überzeugen, dass es diese Wesen noch heute gibt: Adaro nennt sich eine Mittelalter-Rock-Band, die überlieferte Texte und Melodien aus vergangenen Jahrhunderten mit allerlei modernen Stilmitteln vermischt. Heraus kommt eine fröhliche Mixtur aus Mittelalter, Folk, Rock und Pop, die schwungvoll in die Beine geht und zum Tanzen einlädt.
Von Daniela Meier
Heutzutage benötigen Adaros keine Regenbögen mehr, sondern kommen über Autobahnen oder Landstraßen in die Konzerthallen der Menschen. Welcher Art die Träumereien sind, die sie ihrem Publikum bei ihren Auftritten nahe bringen möchten, schildert Sänger Christoph Pelgen: Wir freuen uns, wenn die Leute Spaß haben und sich unterhalten. Reich beschenkt sollen sie nach Hause gehen, mit Bildern, Melodien, Instrumenten, die sie lange nicht mehr gehört haben schon gar nicht in einem solchen Zusammenhang. Den unverwechselbaren Adaro-Sound beschreibt er so: Alte, eingängige Melodien, die einen gewissen Zauber, eine gewisse Mystik haben, druckvoll rübergebracht. Wir möchten mit unseren Stücken Adrenalinstöße hervorrufen. Es soll nicht alt und verstaubt klingen, sondern frisch und dynamisch. Die Faszination der mittelalterlich angehauchten Klänge sieht er darin, dass sie über den Bauch gehen, nicht über den Kopf. Der Zuhörer hat sofort Bilder vor Augen, wenn die Musik entsprechend lecker angerichtet ist. Er kann die Augen schließen, hört die Melodien und sieht ein Kreuz, sieht Burgen, versetzt sich zurück in irgendwelche Rittergeschichten. Die Mittelalterwelle boomt ja auch deshalb, weil sie Assoziationen à la Name der Rose hervorruft.
Bei ihren Konzertauftritten erzählen Adaro amüsant Märchenhaftes aus längst vergangenen Tagen. Dramatischer Höhepunkt der Bühnen-Show ist jedoch der Todten Dantz. Ganz in schwarz tritt Christoph in der Maske des Todes auf, der unheilverkündend das Krummhorn erklingen lässt, immer lauter und in zunehmendem, die nahende tödliche Gefahr unterstreichendem Tempo. Dann aber erscheint das blühende Leben: Mit unschuldsvollem Augenaufschlag und hinreißend engelsgleichem Lächeln wirkt Konstanze Kulinsky gleichsam wie ein Wesen, das nicht von dieser Welt ist. Die sanften, harmonischen Klänge ihrer Drehleier vertreiben für kurze Zeit die Düsternis des Todes, bis dieser wieder das Zepter in die Hand, sprich das Krummhorn an die Lippen, nimmt und erneut seine bedrohliche Melodie anstimmt. Ein musikalischer Zweikampf, der symbolisch steht für den innigen Wunsch nach Leben und die Gefahr eines frühen Todes. Ursprung ist der Totentanz, der in vielen europäischen Ländern bekannt ist seit den Zeiten der großen Pest, die 1346 rund 40 Prozent der Bevölkerung frühzeitig dahinraffte.
Hierzu meint Christoph: Wir wollen unsere Musik optisch so verpacken, dass es wie ein mittelalterliches Mysterienspiel wirkt. Mit Hilfe einer Choreographin, die in Hamburg eine Schule für Performance leitet, will die Gruppe demnächst hierzu ihre Bühnenpräsentation, ihre schauspielerische Darstellung sowie ihre Kostüme überdenken und verbessern.
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Mehr über Adaro im Folker! 3/2000