back„Frisch aus der Vergangenheit“

The New Orleans Klezmer Allstars

Wilde Gesellen aus „The Big Easy“

New Orleans – das ist das legendäre „Storyville“, in dem der Jazz ausgebrütet wurde. New Orleans – das ist die Heimat von Louis Armstrong, von Sidney Bechet. New Orleans – das sind die Brass Bands, die an den Wochenenden durch die Straßen ziehen. Aber New Orleans und Klezmer? Die New Orleans Klezmer Allstars behaupten: Second Line Funk und osteuropäische jüdische Folkmusik vertragen sich gut miteinander. Beim Berliner Jazzfest 1999 stellten sie es unter Beweis.

Von Karen Pfundt

Wenn man die New Orleans Klezmer Allstars fragt, wie denn der Klezmer zu ihnen gekommen ist in die kreolische Millionenmetropole im tiefsten Süden der USA, dann lautet die zusammenfassende Antwort: durch „records and relatives“, Platten und Verwandte. „Wir spielten eine Menge ganz unterschiedlicher Musik“, erzählt Jonathan Freilich, der Gitarrist. „Wir haben viel ausprobiert. Irgendwann haben wir uns dann für Klezmer entschieden, weil uns das einfach am Besten gefiel. Und weil es damals keine Klezmer-Band in New Orleans gab. Wir haben einfach ein paar alte Aufnahmen und Transkriptionen von Stücken genommen, die wir dann neu gestaltet haben. Aber jeder einzelne von uns hat sicherlich ganz eigene Gründe, warum er Klezmer liebt.“

Aktuelle CD

The New Orleans Klezmer Allstars
„Fresh Out The Past“

Shanachie 1999
(Vertrieb in Deutschland: Koch International)

Machen wir die Runde. Robert Wagner, der die für diese Musik typische Klarinette, aber auch Altsaxofon spielt, mag Klezmer, „weil ich alle Arten von schöner Musik mag und keine Art von Musik diskriminiere.“ David Ribeck spielt Bratsche und Geige und liebt Klezmer, „weil ich als Streicher mit klassischer Ausbildung sehr gern in einer Gruppe spiele, in der es nicht nur Streicher gibt, in der laute Musik gemacht wird und mit der ich auch in Clubs und Bars auftreten kann“. Arthur Kastler, der Bassist, fühlt sich von Klezmer angezogen, „weil es eine lustige Musik ist und eine leidenschaftliche zugleich“. David Sobor, der Drummer, ist mit Klezmer aufgewachsen, genau wie Gitarrist Jonathan Freilich, dessen Großvater schon ein Klezmer-Musiker war. „Im Klezmer stecken so viele verschiedene Möglichkeiten, man kann so viele verschiedene Dinge damit machen.“ Und für Glenn Hartmann, den Akkordeonisten, ist Klezmer schlicht eine gute Gelegenheit, sein Miniklavier vor die Brust zu schnallen und „heftige“ Musik damit zu machen.

Und heftig, energiegeladen, explosiv – das ist die Musik von den New Orleans Klezmer Allstars. Mittlerweile schreiben sie die meisten ihrer Lieder selbst. „Fresh Out The Past“ heißt ihre aktuelle CD. „Es ist neue, frische Musik. Aber sie kommt aus einer Tradition“, erklärt Jonathan den Titel. Und so fließen Klezmer-Elemente und Blaskapellen-Traditionen aus New Orleans ganz selbstverständlich ineinander. In den Klezmer-typischen Tonleitern gibt es schließlich auch so etwas ähnliches wie die Jazz-typischen „blue notes“, und einen Bulgar, einen typischen 3-3-2er Rhythmus im Klezmer, kann man mit der richtigen New-Orleans-Synkopierung auch richtig funky spielen. „Wir haben eine Menge Verbindungen gefunden“, meint Jonathan Freilich, „und den Rest haben wir selbst gemacht.“


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