back„Akustik-Gitarre im Doppelpack“

Jörg Naßler und Silvio Schneider

Gitarrenduo aus Dresden und 2. Preisträger des DFFP '99

im Gespräch mit Piet Pollack

DFFP-LogoDas Booklet der Folkförderpreis-CD, diesmal im sommerlichen Orange, beschreibt ihre Musik so: „Sie gehören momentan wohl zum Innovativsten, was es im Sektor nicht-klassischer Gitarrenmusik in Deutschland zu hören gibt, urteilte die Mitteldeutsche Zeitung, und die Westfälische Rundschau berichtet: Die Grundlage ihrer Musik ist ... so klassisch wie ihre Haltung: gerade und konzentriert. Dazu aber kommt eine coole Prise Jazz, ein feuriger Schuß Flamenco und heißer Latin, gemixt mit fernöstlicher Folklore.“

Was hat euch als Gitarren-Profis bewogen, am Folkförderpreis teilzunehmen?

Wir hatten die Ausschreibung gesehen und festgestellt, dass die sich nicht nur an Amateure richtet. Es gab keine Altersbegrenzung, und sie war für den Gitarrenbereich offen, gerade für unseren Stilmix. Alle Anforderungen waren erfüllt. Wir haben erst im Nachhinein mitgekriegt, wie unsicher sich der Ausrichter selbst über Modalitäten ist und diese ganze Diskussion.

Für uns war wichtig, in Rudolstadt zu spielen. Wir wissen, dass das Festival einen sehr guten Ruf hat. Es gilt als sehr vielschichtig und professionell organisiert. Es ist ein Festival, wo nicht nur eine Richtung präsentiert wird, also nur Folk oder nur Jazz. Wir wollten das miterleben, und ich denke, wir gehören da schon als Randerscheinung mit rein.

Kontakt

Mail Naßler & Schneider
c/o Silvio Schneider
Conradstr. 10
01097 Dresden

Tel. 03 51/8 48 03 00

Was würdet ihr am Förderpreis ändern?

Ich würde den Preis anders ausschreiben. Da müssen eben Einschränkungen rein, knallharte Altersbegrenzungen, um die Profis rauszuhalten.

Beschreibt mal eure Musik. Reicht „akustische Gitarrenmusik“ als Begriff?

Wir finden keinen Kurzbegriff, der es genau beschreibt. Es gibt spanische und lateinamerikanische Einflüsse, Elemente von Jazz und Klassik. Wir spielen ja nur unsere eigenen Kompositionen. Es ist eine Mischung, wo jedes Stück in eine andere Richtung tendiert. Es gibt auch orientalische und asiatische Einflüsse. Wir haben auch nicht klassische Gitarre an der Hochschule studiert, sondern Jazz und Tanzmusik. Die anderen Klänge sind durch unsere Beschäftigung mit Musik dazugekommen, wir hören Flamenco oder brasilianische Silvio SchneiderMusik. In fast jedem Stück sind auch Improvisationsteile, als Elemente aus dem Jazzbereich. Wobei einer oder auch alle beide improvisieren; es gibt „freie“ Teile, wo wir selbst nicht wissen, was herauskommt. Die Kompositionen sind aber ausgeschrieben, es gibt Notenhefte dazu. Die Stücke sind schon klar strukturiert und sehr dicht geschrieben.

Percussion setzt ihr bewusst und akzentuiert ein!?

Das gehört zu lateinamerikanischer und spanischer Musik einfach dazu. Sie lebt auch von percussiven Elementen. Es gibt eine Trio-Variante, wo wir unsere eigenen Kompositionen für drei Musiker arrangiert haben. Durch den Percussionisten kommt eine andere Färbung in die Musik rein. Das Duo ist kammermusikalischer, das Trio ist grooviger und kompakter. Die Bewegung in der Musik geht im Trio etwas verloren, dadurch gewinnt sie aber an Kraft. Ein paar Sachen machen wir im Jörg NaßlerDuo per Elektronik selber, additiv zur Gitarrenmusik, im Trio übernimmt das der Percussionist. Dieser ist dann nicht Begleiter, sondern eigenständiger Musiker. Es gibt Strecken, wo er im Vordergrund steht. Wobei diese Percussion durchdacht und Teil unseres Konzepts ist.

Was unterscheidet euch von anderen Gitarren-Duos?

Unser Spezielles ist wahrscheinlich die Vielfalt. Wir gehen stilistisch mit sehr unterschiedlichen Bereichen um und versuchen, neue Dinge für uns zu entwickeln. Wir spielen also kein Standard-Flamenco-Repertoire, sondern Flamenco ist Teil unserer Musik. Selbst bei super-guten Leuten können anderthalb Stunden eines Stils zu viel sein. Wir wollen bewusst unterschiedliche Facetten zeigen. Viele andere Duos könnten das mit geringem Aufwand sicherlich auch. Wir schauen immer: Was könnte man noch machen? Ohne uns auf kommerzielle Dinge stürzen zu müssen, solcher Schnickschnack muss nicht ins Programm. Das kann schon ein kleines Percussionsinstrument sein, dass einen anderen Klang bringt als ständig nur 2 Gitarren. Das hat eine enorme Wirkung manchmal.

Unsere Herangehensweise an die Erarbeitung der Stücke ist auch unterschiedlich. Wir schreiben beide für das Duo. Silvio ist etwas ruhiger, melodiöser und romantischer. Jörg ist kraftvoller, expressiver, rhythmischer, mehr in Richtung Flamenco. Wobei jeder Melodie spielt bzw. begleitet, das hängt jeweils vom Stück ab.


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