zurückFremdenfeindlichkeit in Rudolstadt?


Bürgermeister Jörg Reichl erklärte in der Stadtratssitzung vom 10. April 2008:

„Liebe Rudolstädterinnen, liebe Rudolstädter, meine sehr geehrten Damen und Herren Mitglieder des Stadtrates, meine Damen und Herren,
in den letzten Tagen machte Rudolstadt Schlagzeilen in der deutschen und internationalen Presse. Schlagzeilen, die sich unsere Stadt in Bezug auf Fremdenfeindlichkeit sicherlich gern erspart hätte.

Ich bin empört und entsetzt über das, was der Rudolstädter Pfarrersfamilie Neuschäfer hier passiert ist. Ich verurteile Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt auf das Schärfste. Für Ausschreitungen mit rassistischem Hintergrund gegenüber der Familie Neuschäfer, die in Rudolstadt stattgefunden haben, bitte ich die Familie um Entschuldigung. Ich garantiere, dass ich auch in Zukunft fremdenfeindlichen Aktivitäten - egal an welcher Stelle - aktiv entgegentreten werde.

Ich bin davon überzeugt, dass in unserer Stadt viel für eine fremdenfreundliche Atmosphäre gegenüber allen Menschen getan wird. Ich weiß aber auch, dass unsere Stadt keine Insel der Problemlosigkeit in Deutschland ist. Ich weiß, dass es auch bei einigen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger fremdenfeindliches Gedankengut im Kopf gibt und diese ihr verantwortungsloses und aufs Schärfste zu verurteilende Unwesen treiben. Ich fordere alle Einwohner unserer Stadt, die ein Gewissen haben, auf, dieses Unwesen nicht zu tolerieren, sondern Zivilcourage zu zeigen und aktiv dagegen vorzugehen.

Die absolute Mehrheit der Rudolstädterinnen und Rudolstädter ist jedoch fremdenfreundlich. Eine pauschale Verurteilung aller unserer Bürgerinnen und Bürger, wie es einige Medien tun, werde ich heute und auch in Zukunft nicht akzeptieren! Das Selbstverständnis unserer Bürgerinnen und Bürger ist durch eine solche Berichterstattung beschädigt. Sie fühlen sich verunsichert, ja sogar ausgegrenzt. Trotzdem rufe ich alle Bürgerinnen und Bürger von Rudolstadt auf, Besonnenheit an den Tag zu legen. Lassen Sie es nicht zu, jetzt Platz für Anfeindungen gegenüber den Berichterstattern zu schaffen. Ich wünsche mir, dass alle, die sich in die Diskussion einbringen wollen, differenziert und sachlich das bewerten, was sie über die Medien erfahren. Ich wünsche mir aber auch, dass alle, die konkretes Wissen zu den Hintergründen haben, sich einer schonungslosen Offenlegung stellen. Nur so können wir durch engagierte Politik und weitere ambitionierte Projekte den eingeschlagenen Weg hin zu einer weltoffenen, toleranten Stadt fortsetzen.“

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