back Rezensionen DVDs


CULTUS FEROX
Strandgut

(DVD; Curtzweyhl/Rough Trade)
240:00

Unbeugsam

(CD; John Silver Prod./Soulfood)
14 Tracks, 56:42, mit Texten

Berliner Mittelalterrock im Doppelpack: Als erstes die Audio-CD mit maritimen Liedern, die mit der Single „Aufbruch“ (siehe Folker! 06/2005) schon angekündigt wurde. Auf „Rum“-Tour hissen Cultus Ferox musikalisch die Piratenflagge. Thematisch werden sie inspiriert von den Legenden um Klaus Störtebeker, abgeschmeckt mit einer großen Prise Meeresromantik. Abwechslungsreich arrangiert dominieren Dudelsäcke, Trommeln, Schalmeien und viel Percussion. Quellen und Autoren der Songs fehlen, so bleibt nur zu sagen, dass der bretonische „An Dro En Elfen“ in einer erfrischenden Variante zu hören ist. Es hat Spaß gemacht, sich die CD, die in leicht kitschigem Fluch der Karibik-Design daherkommt, anzuhören.

Als zweites die DVD: Vier Stunden Musikvideos, Tourberichte, ein äußerst umfangreich dokumentiertes Bandumfeld und Backstagevideos. Schwerpunkt ist die Reise zum Mittelalterfestival 2005 nach Visby auf Gotland. Insgesamt Unmengen an Insiderinfos, für beinharte Fans der Gruppe sicher ein Muss. Allerdings sollte man die Band schon sehr mögen, um die ganze DVD verkraften zu können. Für die allermeisten DVD-Benutzer reichen die Konzertausschnitte bzw. genügt die CD.

Piet Pollack

 

CULTUS FEROX - Strandgut

CULTUS FEROX - Unbeugsam


WALDEMAR GUIJARRO
Cuban Salsa-Casino Vol. 1

(Danza y Movimento dz008001, www.dym.de)
ca. 77:00

Tanzen lernen per DVD? Die Tanzpädagogin muss das natürlich ablehnen ;-), doch man kann mit der DVD seine Freude haben! Gelehrt wird die kubanische Salsavariante Casino. So zeigen sich mit vier „Grundschritten“ (gibt es die denn beim Salsa?) Einflüsse der Rumba (Son ...). Sicher zu empfehlen ist die DVD Freunden kubanischen Tanzes, Kennern des Salsa, Liebhabern Kubas. Alles äußerst stimmungsvoll, launig und professionell gefilmt (macht Lust auf Kuba/Havanna!!!). Mehrere Tänzerinnen und Tänzer zeigen ihre Schritte (im Vergleich zu mancher Lehr-DVDs ein großes Plus, um Basis und Stile eines Schrittes zu unterscheiden). Es wird ausführlich erklärt und wiederholt. Lehrer Guijarro (sympathisch mit spanischem Akzent synchronisiert) macht Mut und vermittelt authentisch das Wesentliche jeden Salsas.

Ob Anfänger damit tanzen lernen? Nicht, wer verstehen muss, wie Rhythmik mit Abfolge von Bewegungen im Körper aufgebaut ist und es nicht einfach vom Monitor erkennen und abnehmen kann. Das wird nicht (oder diffus) erklärt. Wie heißt es in der DVD: „Da liegt der Hase im Pfeffer.“

Corina Oosterveen

 

WALDEMAR GUIJARRO - Cuban Salsa-Casino Vol. 1


ANDREW DOUGLAS
Searching for the Wrong-Eyed Jesus

(Plexi 801/Indigo)
82:00 + 20:00 Bonus-Musikperformances, engl. Untertitel

Wem wäre der Gedanke fremd, die geschätzten Minderheitenstile vom Rand der Gesellschaft mögen doch die herrschende Mehrheitskultur sein. Bei diesem Roadtrip kann es einem vergehen! Jim White, aufgewachsen in Pensacola/Florida und später zu einem der Fixsterne am Alternative-Country-&-Folk-Himmel emporgestiegen, durchstreift mit dem Auto den Süden. Trifft Genrekollegen wie Johnny Dowd, Eugene Edwards (16 Horsepower), die Handsome Family, David Johansen und den Old-Time-Banjo-Spieler Lee Sexton, deren informelle On-Location-Performances den Film zu einer Musikdoku ersten Ranges machen. Und lässt sich von Schriftsteller Harry Crews und Karl und Lieschen Miller - ersterer schon ziemlich schräg, aber noch von einer gewissen Brillanz, letztere strikt zwischen beängstigend und nur noch zum Davonlaufen - die Geschichten ihres Landstrichs erzählen: von Langeweile und Drogen, Mord und Totschlag, Jesus und seinen gestrandeten Schäfchen im Wahn. Drumherum eine auf Hochdruck verrottende Szenerie aus Sümpfen, Autowracks, Reifen und allen anderen Arten von Müll - bis der Analogie kein Erwehren mehr ist: Wie der Herr, so’s G’scherr. Letzter Gedanke zur Güte: Wer ist der Herr, wer’s G’scherr?

Christian Beck

 

ANDREW DOUGLAS - Searching for the Wrong-Eyed Jesus


HELMUT DEBUS
„wiet buten“ - Videos 1977-2005

(CK-Records 01-05)
120 Minuten 25 Tracks

Helmut Debus’ Entwicklung vom plattdeutschen Liedersänger und Interpret plattdeutschen Liedgutes bis hin zum Chansonnier und Liederschreiber, der er heute ist, wurde glücklicherweise immer wieder von den verschiedensten Fernsehsendern dokumentiert. Aus diesem Fundus wurden die 25 Tracks von meist sehr guter Bild- und Tonqualität zusammengestellt. Interviews, Liveaufnahmen und sogar ein früher Videoclip ergeben ein vielschichtiges Porträt nicht nur des Künstlers, sondern auch der Landschaft und seiner Menschen, die die Entwicklung des Sängers über Jahrzehnte entscheidend mitprägten. Die Videos sind nicht chronologisch angeordnet, das macht die DVD abwechslungsreich und immer wieder überraschend. Sie dokumentiert nicht zuletzt eines: was für ein verdammt guter, charismatischer Livekünstler dieser Helmut Debus doch ist, der mit wechselnden Begleitmusikern, aber auch ganz allein mit seiner Gitarre mühelos ein Publikum in seinen Bann schlägt.

Ulrich Joosten

 

HELMUT DEBUS - „wiet buten“ - Videos 1977-2005


LE CENTRE DE LA POÉSIE ET DU CHANT LITHURGIQUE JUIF
Les Bakachot de la Sidra „Béchalah“

(Magda MGD 049)
ca. 100:00, Gesang und Gebete

Recht merkwürdiges Material erreicht mitunter die Redaktion, das meist wohlwollend rezensiert werden soll. Im vorliegenden Fall hatten sich ca. 50 Männer in der israelischen Stadt Ashdod im „Zentrum der Poesie und des jüdischen Liturgiegesanges“ zusammengesetzt, um den werten Zuschauer und -örer mit jüdisch-liturgischem Sprechgesang [!] zu erfreuen. Wahrscheinlich hätte diese DVD niemals den Folker! erreicht, wenn sie nicht ausgerechnet von dem Ethnolabel Magda vertrieben würde: Wir erinnern uns an das Labelporträt in Heft 04/2004 (S. 61): „So versteht sich Magda als Label, das sich mit der Idee eines (staatlich überregionalen) neuen Nahen Ostens identifiziert. Juden unterschiedlichster Herkunft ... soll gemeinsam die Möglichkeit gegeben werden, friedlich zusammen zu kommen, Erfahrungen auszutauschen, andere kulturelle Wurzeln kennen- und schätzen zu lernen. Darüber hinaus soll denjenigen Ethnien eine Plattform angeboten werden, die durch eigendynamische Assimilierungsprozesse in Israel mehr oder weniger beiseite gedrückt wurden und somit in Gefahr gerieten, einfach vergessen zu werden ...“ Mag sein, dass etwa im Jahre 3000 in Deutschland ein Interesse bestünde zu sehen, wie sephardische Juden tausend Jahre zuvor zum jüdischen Neujahr beteten. Der Geschmack des durchschnittlichen zeitgenössischen Liebhabers von Weltmusik wurde hier jedoch sicherlich weit verfehlt.

Matti Goldschmidt

 

LE CENTRE DE LA POÉSIE ET DU CHANT LITHURGIQUE JUIF -
Les Bakachot de la Sidra „Béchalah“


MARGARET BROWN
Townes Van Zandt: Be Here to Love Me

(MFA+ Filmdistribution 24296)
99:00, Engl. mit dt. Untertiteln

Eine erfreulich unamerikanische Dokumentation über einen großen Songwriter! Blickt die Filmemacherin Margaret Brown doch hinter die Kulissen des bewegenden (Künstler-)Lebens von Townes Van Zandt (1944-1997). Er hat Songjuwelen geschrieben - von „If I Needed You“ bis zu „Pancho & Lefty“, beide Titel von anderen Künstlern berühmt gemacht, nämlich von Emmylou Harris sowie von Willie Nelson und Merle Haggard -, doch sein Leben hatte selbstzerstörerische Züge. Einfühlsam, aber nachdrücklich zeichnet Brown die Karriere des Musikers, Sängers und Komponisten nach. Neben der Musik, die von Fans geliebt und von Kollegen geschätzt wird, gehörten Schocktherapien in seiner Jugend, Alkoholmissbrauch und Heroin, Entziehungskuren und drei gescheiterte Ehen dazu. Weggefährten und Freunde - darunter Kollegen wie Kris Kristofferson, Guy Clark, Emmylou Harris oder Steve Earle sowie Poppy-Labelchef Kevin Eggers - kommen ebenso zu Wort wie seine drei Ehefrauen und seine Kinder. Eingebettet in Archivaufnahmen von Konzerten und Interviews mit Townes Van Zandt selbst, der seine illusionslose Weltsicht so beschrieben hat: „Ich denke nicht, dass meine Songs alle so traurig sind. Ich habe ein paar, die nicht traurig sind - sie sind hoffnungslos.“

Unerfreulich ist an der DVD, dass es keine zusätzlichen Bonustracks zum Thema gibt - abgesehen von einer spärlichen Biographie -, sondern dass man stattdessen gleich mit mehreren Werbeclips für andere Filme belästigt wird.

Michael Kleff

 

MARGARET BROWN - Townes Van Zandt: Be Here to Love Me

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