backKrönung einer langen Meritenliste

Piet Chielens "Grijsland"-Projekt

Folker!-Ehrung soll neues Interesse an (musikalischen) Friedensprojekten wecken

Von Gabriele Haefs

www.peaceconcerts.passendale.go.to
CD-Tipps:

"We Died In Hell - They Called It Passchendaele" (mit Shoshana Kalisch, June Tabor, Kristien Dehollander, Marwan Zoueini & the Lone Tree Orchestra; MAP Records, 1993)

"Ledwidge: Songs Of Peace" (mit Seán Tyrrell, Alfred den Ouden, Peter Derudder, Fergus Feeley, Caroline Steen, Filip Vanrobaeys, Jan Verheye, Piet Chielens; Vredesconcerten Passendale, 1999)

"Les Enfants de l'Yser: Grijsland - Citizens of Death's Grey Land." (mit Wiet Van de Leest, Vera Coomans, Thomas Devos, Claudine Steenackers, Tom Theuns, Louis Van de Leest, Herwig Scheck, Peter Schneider; Vredesconcerten Passendale, 2003)

Inzwischen wissen wir es alle: Die belgische Produktion "Grijsland" ist zur Folker!-CD des Jahres gewählt worden (s. Folker! 1/04). Eine schöne Überraschung für alle Fans dieses Projekts - doch was sagt Piet Chielens, der Mann, der alles ins Rollen gebracht hat? Seine erste Reaktion, noch ehe er den aktuellen Folker! gesehen hatte und die gute Nachricht nur vom Hörensagen kannte: "Fantastisch". Das reicht uns natürlich nicht, daher hat Gabriele Haefs für den Folker! nachgefragt. Was bringt einen vielbeschäftigten Museumsmann dazu, seine knappe Zeit solchen Projekten zu widmen, denn die "Grijsland"-CD mit den vertonten Gedichten von Siegfried SassoonSiegfried Sassoon ist ja sozusagen "nur" die bisherige Krönung einer langen Meritenliste? Piet Chielens bleibt bescheiden: "Ich weiß eigentlich gar nicht, wie das alles passiert ist, aber so nach und nach schiebe ich alles auf das Adagio von Yvor Gurney. Das er im August 1917 im Schützengraben vor Ypern geschrieben hat, nachdem er zum ersten Mal Siegfried Sassoons Kriegsgedichte gelesen hatte."

Engagement mit autobiografischen Zügen

Piets Engagement für die Friedenskonzerte, von denen das erste 1992 abgehalten wurde (damals berichtete der Folk-MICHEL), hat ganz klare autobiografische Züge. Schließlich wurde er in einem mitten auf der Frontlinie gelegenen Dorf geboren, und lernte Englisch und Erdkunde "durch den Krieg", indem er versuchte, die Namen auf den Grabsteinen der drei Commonwealth-Friedhöfe der Nachbarschaft zu entziffern. "Ich erinnere mich an einen Jungen aus Bermuda (was ich damals einfach für den Namen einer albernen Hose gehalten hatte), Piet Chielenseinen aus Waikato in Neuseeland und zwei aus Rugby (eine komische Art Fußball). Ich fand es schrecklich, dass sie diesen weiten Weg gekommen waren, nur, um hier zu sterben. Ich fand es auch schrecklich, dass sie tot waren, weil ich so gern ihre Welt kennen lernen wollte und gern gewusst hätte, was sie von meiner hielten. Als ich dann viel später die Literatur dieses Krieges entdeckte, entdeckte ich auch, wie ihre Stimmen klingen, und es war ein unbeschreibliches Erlebnis, diese Stimmen aus dem Grab zu vernehmen." Die Friedenskonzerte von Ypern, so schließt er aus diesen Schlüsselerlebnissen, wurzeln also zunächst eher in Internationalismus, denn in Pazifismus. "Der kam später dazu, als ich anfing, die Gräber zu zählen, und irgendwann voller Ekel erkannte, dass ich die Gründe für diesen Krieg selbst herausfinden musste." Also studierte er Jahre lang die Militärgeschichte seiner Heimat und "begriff um so weniger, je mehr ich wusste".


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Mehr über Grijsland
im Folker! 2/2004