backFüllhorn messerscharfer Beobachtungen

Billy Bragg, halb ernsthaft

Erstes „eigenes“ Album nach Woody-Guthrie-Intermezzo mit Wilco

Discographie
(Auswahl)

Billy Bragg & Wilco
Mermaid Avenue (Elektra/EastWest, 1998)
Mermaid Avenue Vol. II (Elektra/EastWest, 2000)

Billy Bragg and the Blokes
England, Half English (Cooking Vinyl/Indigo, 2002)

go! www.billybragg.co.uk
go! www.cookingvinyl.com

Billy Bragg„To Christian: Remember 66!“ Dem Typen, der einem das Cover seiner Jahrhundertsingle „Sexuality“ einst genüsslich mit dem WM-Diebstahl von Wembley verunzierte, kann man auch mal eine zurückgeben: „Es kam schon mitreißenderes Material vom kleinen Woody-Guthrie-Clone“ (s. Folker! 4/1998 und 6/2000) schoss es vermutlich nicht nur dem Autoren dieser Zeilen zu Billy Braggs neuem Album „England, Half English“ bei der ersten Probe aufs Exempel durch den Kopf. Gott sei Dank bleibt immer das Konzept „Wächst mit dem Hören“ …

Von Christian Beck

Und – großer Plumpser der Erleichterung – es wirkt! So verhalten das erste Album mit neuem Bragg-Originalmaterial seit sechs Jahren zunächst über weite Strecken klingt, so makellos gearbeitet ist es. Und so sicher weiß es schließlich auch zu fesseln, je mehr Einzelheiten beim Hören hängen bleiben: vom delikaten Weltmusik-Jive der Blokes um Ian McLagan und Ben Mandelson, die bei den Errungenschaften ihrer Ex-Bands Small Faces und 3Mustapha3 keineswegs stehen geblieben sind, bis zu Billys wie immer brillanten Lyrics.

Hauptaugenmerk hat der hartnäckigste Politagitator der Popmusik diesmal auf Fragen der britischen Identität gelegt. Ein Witzchen für die Presseagenturen: „Wenn es um Fußball geht, bin ich Engländer. Aber ich sage nur drei Worte: Sven Göran Eriksson.“ Und schon geht's zur Sache: Einem ganzen Füllhorn messerscharfer Detailobservationen, was das überhaupt ist, eine nationale Identität, wozu sie gut ist, ob es Sinn macht, darauf stolz zu sein, oder ob man sich am Ende gar eher dafür schämen sollte und so weiter und so fort.

Von der Auflösung nationaler Eigenheiten

„Es hat mich davor gerettet, Songs über New Labour schreiben zu müssen“, freute sich Bragg jüngst gegenüber dem britischen Sky-Channel noch einmal über den Impuls, mit dem all das Nachdenken über seine und seiner Mitbürger Identität begann: Anfang der Neunziger wurde er Vater, nahm die Herausforderung an, zimmerte mit Partnerin Juliette, ihrem Sohn aus einer früheren Verbindung und Baby Jack seine persönliche kleine Patchwork-Familie – und zog sich für eine Weile aus dem Musikgeschäft zurück.


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Mehr über Billy Bragg
im Folker! 3/2002