backJohn Fahey gestorben

Farewell, Blind Joe Death

Von Steffen Basho-Junghans

Als 1959 ein junger Gitarre spielender Amerikaner 100 Exemplare seiner ersten eigenen LP pressen ließ, war wirklich nicht zu ahnen, dass damit das Fundament für eine amerikanische Legende gelegt wurde. Dabei begann alles sehr mysteriös. Hörte man auf der einen Seite des Albums Aufnahmen von John Fahey so fanden sich auf der anderen die eines alten schwarzen Bluesmusikers, den Fahey wiederentdeckt zu haben behauptete. In Wirklichkeit war es jedoch niemand anders als Fahey selbst, in der ersten Inszenierung eines Alter Ego, auf das er sich immer wieder in seinem Leben bezog. Fahey hatte den ersten Mythos seiner eigenen Geschichte erschaffen.

Sein 1959 gemeinsam mit Ed Denson gegründetes Label TAKOMA, Vorläufer späterer unabhängiger Labels, sollte ein Meilenstein in der Geschichte der Gitarrenmusik werden. Hier begannen die Karrieren von Robbie Basho, Leo Kottke, Peter Lang, Rick Ruskin, Michael Gulezian und anderen, die zu den Pionieren der zeitgenössischen amerikanischen Gitarrenszene wurden. Hier wurden auch alte Blues-Legenden wie Bukka White wieder in die Öffentlichkeit gebracht.

Fahey, 1939 in Takoma Park, Maryland, geboren, war ein Sonderling, ein Eigenbrötler, einer von jenen seltenen Menschen, die ihr Leben nach ihren eigenen Regeln, nicht nach denen der Welt leben, einerseits Magier, Schamane, andererseits eigenwillig wie ein Kind, nie wirklich erwachsen geworden, mit allen guten und schlechten Folgen. Sein teils makabrer Charme, seine grenzenlose Neugier, die Unersättlichkeit seiner Leidenschaften (Essen, Frauen, Musik, Bücher, Drogen, Alkohol, Zigaretten) und sein ruheloser Geist, u.a. getrieben von dem Bedürfnis nach Anerkennung, seine generöse Freigebigkeit und Arglosigkeit machten ihn zu einem besonderen, aber auch ziemlich komplizierten Menschen, der immer auf der Suche nach dem bestimmten Sound, seinem Urklang war. Faheys Leben war wie seine Musik: Er zelebrierte.

Aber der Mann, der beim Entstehen von Canned Heat seine Hände im Spiel hatte (Al Wilson war ihm an die Westküste gefolgt und wurde von Fahey dort mit Bob Hite zusammengebracht), der mit mehr als 30 Alben unzählige Musiker (darunter neben Basho und Kottke auch Ry Cooder, William Ackerman, Thurston Moore und viele andere) inspirierte, zahlte seinen Preis für das Leben, das er lebte. Krankheiten und wenig Geld waren Faheys ständige Begleiter in den letzten zehn Jahren, trotz seiner Wiederentdeckung und Rückkehr in die Szene. Er zog von einem Wohlfahrtsmotel in das nächste und lebte, wenn das nicht mehr möglich war, in seinem Auto. In einem chaotischen Umfeld, zu dem Drogengeschäfte (er selbst hatte vor Jahren diesen, Zigaretten und hartem Alkohol abgeschworen) ebenso gehörten wie Polizeivisiten, nahm er das meiste Material seiner CD „City of Refuge“ auf, skizzierte die ersten Geschichten seines Buches „How Bluegrass Music Destroyed My Life“ und malte die ersten von mehreren hundert Bildern.

Am 22. Februar starb John Fahey, der „Vater“ der „American Guitar“, kurz vor seinem 62. Geburtstag in einem Krankenhaus in Salem, Oregon, an Nierenversagen nach einem Herzinfarkt und mehreren Herzoperationen. Zahlreiche Nachrufe sind seitdem geschrieben worden, in denen sein Werk gewürdigt wurde. Ich kann Fahey allerdings förmlich hören, wie er uns alle vor jeder Sentimentalität warnt. Festzustellen bleibt dennoch: Ohne ihn ist es stiller geworden.


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