backNiamh Parsons Stimme führt neues irisches Festivalpaket an

Irischer Frühling 2001

„Wir müssen uns nicht um jeden Preis unterscheiden.“

Angesichts der Tatsache, dass wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche am St. Patrick's Day alle Veranstaltungen in Irland abgesagt wurden, hatten die irischen Musiker gut lachen, die gleich mit zwei Tourpaketen im Rahmen des St. Patrick's Day Celebration in Deutschland unterwegs waren, um den irischen Nationalfeiertag zu begehen. An „Tourpaketen“ mit keltischer Musik herrscht ja nun in Deutschland wahrlich kein Mangel, wenn man an das Irish Folk Festival, das Scottish Folk Festival, das Halloween Festival sowie das St. Patrick's Day Celebration Festival denkt. Mit dem Irish Spring Festival kommt nun ein weiteres Ereignis im „Paketformat“ hinzu. Michael Kleff hat sich mit Veranstalter Rainer „Yogi“ Zellner über seinen mutigen Schritt unterhalten.

Keltische Festivals sind ja nun keine Besonderheit mehr auf dem deutschen Musikmarkt. Was hat dich bewegt, trotzdem ein neues, ein irisches Frühlingsfestival ins Leben zu rufen?

Der Verkauf des Irish Folk Festivals (IFF) im vergangenen Jahr hat in der in- und ausländischen Szene z.T. große Irritationen hervorgerufen. Art und Weise der Übernahme gehen mich nichts an und sind mir auch egal. Tatsache ist aber, dass mit dem ehemaligen Tourleiter und Programm-Mitgestalter Axel Schuldes ein kompetenter Mann an mich herantrat, der die ursprüngliche Qualität des IFF weitertragen wollte. Axel Schuldes ist als Vertrauter unzähliger IFF-Künstler gut in der Lage, die aktuellen Entwicklungen einzuschätzen und war uns daher willkommen. Tatsache ist auch, dass es bei vielen Künstlern ein Aufatmen gab (und gleich eine große Menge an hochkarätigen Bewerbungen), als in der irischen Szene bekannt wurde, dass es eine Alternative zu den genannten Festivals geben würde, die sich schließlich bis auf das schottische Festival in einer Hand befinden. Ich habe viele maßgebliche Veranstalter wie Alte Oper Frankfurt, Circus Krone München oder Musikhalle Hamburg ins Boot holen können, auch hier zeigt sich Erleichterung über die Alternative.

Gibt es ein inhaltliches Konzept für das neue Festival? Und wie will man sich von den bestehenden Tournee-Angeboten unterscheiden?

Wir müssen uns nicht um jeden Preis unterscheiden. Hauptkriterien sind Qualität und Intensität, und ich denke, das Publikum wird das spüren. Der Markt für irische Musik ist seit Riverdance enorm gewachsen und wir wollen einfach ein anspruchsvolles Programm mit wirklich guten Künstlern aus Irland präsentieren und sind sicher, dass wir auch das Publikum dafür haben. Der rote Faden zumindest für dieses Jahr und für 2002 wird sein, dass sich die Künstler alle gut kennen und in irgendeiner Form direkte Berührungspunkte haben. Sehr wichtig ist mir, dem Gesang viel Raum zu geben, dazu braucht es eben auch eine andere Atmosphäre als bei den modischen „Tanz-, Trink- und Ess-Events“.

Besteht nicht die Gefahr, dass der Veranstaltungsmarkt mit irischer Musik übersättigt wird?

Die Gefahr besteht immer, aber wie gesagt, seit Corrs und Riverdance interessiert sich ein großes Publikum für irische Musik, ja der Begriff Folk wird von vielen automatisch mit Irish Folk gleichgesetzt. Wir haben seit einiger Zeit mehr und mehr irische Künstler auf Theater- und Clubtourneen gehabt. Allein die Spitzen-Gruppe Dervish spielte in der Zeit von November 1999 bis März 2000 weit über 40 Konzerte mit vielen Tausenden Zuschauern. Und alle waren überrascht, wie viel Publikum eine einzelne und daher viel schwerer als ein „Event“ verkäufliche Gruppe anziehen kann. Voraussetzung ist jedoch, dass man sie auch an den richtigen Veranstaltungsorten platziert. Da wir seit Jahren Weltmusik-Tourneen veranstalten, erreichen wir z.T. auch Veranstalter und ein Publikum, die sich dem Thema bisher nicht nähern wollten – auch aus Image-Gründen. Beispiel für fast ausschließlich ausverkaufte Tourneen bei uns sind: Maire Ni Chathasaigh & Chris Newman, die mit ihrem sanften Zuhör-Folk ungemein erfolgreich sind. Ich höre da eher von einer Sättigung im Bereich der mit Tanz, Trinken und Essen verbundenen Veranstaltungen. Ich glaube, da ist die emotionale Bindung nicht so stark, das kann sich morgen schon Richtung Kuba wenden und übermorgen wer weiß wohin.

Was versprichst du dir von einem „Paket“-Angebot? Könnte man nicht einige der am Irish Spring Festival beteiligten Künstler jeweils für sich auf Tournee schicken?

Wir nutzen die Präsenz in großen Veranstaltungen mit ungleich mehr Werbung natürlich auch dazu, die Künstler danach auf Solotourneen zu schicken. In Zeiten, wo das Wort „Irish“ allein schon Publikum bringt, haben es einzelne Künstler schwer, sich einen so großen Namen zu machen, dass man sie guten Gewissens auf Solotour schicken kann. Man erreicht mit einem Paket die eher Vorsichtigen und Neulinge besser, weil niemand die Angst zu haben braucht, den ganzen Abend bei einem langweiligen Künstler sitzen zu müssen.


zurück


Home


vor


Mehr über den Irischen Frühling 2001 im Folker! 3/2001