Von Piet Pollack
Der Jury-Vorsitzende Rainer Prüss sagte in Rudolstadt bei der Preisträger-Ehrung zum Deutschen Folkförderpreis 2000: "Es gab im Vorfeld eine richtig schöne Begebenheit. Eine Einsendung mit einer CD. Und als ich die Namen der Musiker von Karibuni' las, dachte ich, die kenne ich doch alle. Der eine oder andere erinnert sich noch an Cochise, dann waren Namen dabei von der Baba Jam Band, die 1993 hier den Folkförderpreis gewann und von Radio Ethiopia. Und dann waren da Namen von Kindern die Band besteht aus Oldies und Junioren. Die machen gemeinsam Folkmusik, auf richtig nette, prima Weise. Nachwuchstraining sozusagen. Das fanden wir als Jury so toll, dass wir sie eingeladen haben für ein Konzert in Rudolstadt." Damit würdigte die Jury Karibunis Engagement, die Musikkulturen verschiedener Länder und Kontinente für Kinder in Deutschland zu verarbeiten. Piet Pollack sprach vor dem Auftritt der Gruppe in Rudolstadt mit Pit Bude (Ex-Chochise), einem der Initiatoren des Projekts "Karibuni".
Kontakt:
Pit Budde |
"Karibuni Watoto Kinderlieder aus Afrika" (Ökotopia
1997) |
Tourneetermine:
Karibuni
08.11. Greven, Schulworkshop , 8°° Uhr |
Was hat euer Projekt veranlasst? Woher kam die Inspiration?
Ich habe schon Mitte der siebziger Jahre bei China-Produktionen mitgespielt. Bei Klaus Hofmann und solchen Leuten. Da habe ich zwischenzeitlich immer mal wieder mitgemacht. Aber der wirklich entscheidende Punkt ist natürlich, wenn man selber Kinder hat. Dann hat man ja eine relativ begrenzte Auswahl von Musiken, die für die Kinder geeignet sind. Das war eigentlich der Anlass, mal darüber nachzudenken, eine CD mit afrikanischen Kinderliedern zu machen. "Karibuni watoto", daher auch der Gruppenname. Das heißt: "Willkommen, Kinder!". Da haben afrikanische und deutsche Musiker mitgemacht. Wir haben Lieder aus verschiedenen Ländern genommen, übertragen und dann zweisprachig gesungen. Das war klasse und hat unheimlich Spaß gemacht. Da haben wir immer weiter gemacht. Das nächste Projekt waren die Indianer Nordamerikas und das letzte, vor einem halben Jahr, waren orientalische Lieder. Es waren jeweils Musiker aus den entsprechenden Kulturen dabei. Konzept war, einerseits viel von dem Gefühl der Kultur zu erhalten, andererseits die Lieder für die Kinder von hier nachvollziehbar und mitmachbar zu gestalten.
Das ist Musik für Kinder, wo Kinder auch selbst mitspielen. Auf der Bühne und im Publikum.
Klar, für Kinder auf jeden Fall. Es ist Teil des Konzepts, dass Kinder bei den Produktionen dabei sind. Sie übernehmen einen Großteil der Gesangsparts. Rahel ist unsere Tochter, dann Kyra und Jana. Die Kinder sind natürlich wichtig für uns als Kontrolle. Sind die Sachen, die wir spielen, überhaupt richtig für Kinder? Sind sie auch machbar für Kinder? Und die Kinder, die es hören sollen, haben eine viel größere Identifikation, auch weniger Scheu bei dieser fremden Musik.
Wie müsst ihr euch umstellen und anpassen als gestandene Profis? Spieltechnisch und in den Arrangements?
Nicht so sehr. Wir gehen ja in andere Kulturen rein und versuchen, die Originalmusik zu übersetzen und zu transportieren. Wir bleiben als Erwachsene aber professionelle Musiker. Der Anspruch ist schon, dass es uns selber auch gefallen muss. Beziehungsweise den Erwachsenen, den Eltern. Das ist total wichtig, dass die Eltern diese Musik mögen. Wir sind selbst leidgeprüfte Eltern, denen die Kindermusik oftmals nicht gefällt. So ist das Witzige bei unseren Konzerten, dass die Kinder nicht abgegeben werden, sondern die Eltern immer dabei bleiben. Weil ihnen das auch gefällt. So finde ich das richtig.
Die Kinder als Publikum kommen mit dieser fremden Musik aus Nordamerika oder Afrika klar? Da gibt es keine Blockaden?
Nun, ein wesentlicher Aspekt ist die Rhythmik. Die ganze Musik ist sehr körperbetont, viel emotionaler und körperbetonter, als man es von deutschen Kinderliedern kennt. Das spricht die Kinder direkt an. Die Kids fangen spontan an, sich zu bewegen. Die Melodien bleiben sicherlich fremd, aber dadurch, dass Kinder diese Musik spielen, wird es wiederum einfacher. Da können sie mitmachen und einsteigen. Es ist schon ein wichtiger Punkt, Kinder relativ früh auf eine solche internationale Situation vorzubereiten. Das sie eine andere Kultur erleben. Wesentlich ist, dass es eine antirassistische Arbeit ist, die sehr früh ansetzt.
Gibt es ausschließlich positive Resonanz? Oder hattet ihr auch Negativ-Erlebnisse bei Auftritten?
Probleme gab es nie, die Resonanz war bisher immer sehr positiv. Es ist schon so, wenn Leute bewusst zu Veranstaltungen gehen, dann kommen keine Ausländerfeinde. Aber auch bei offenen Veranstaltungen wie Stadtfesten gab es nie Probleme. Es kommt natürlich der Kinderaspekt dazu. Gegen Kinder feindlich zu sein, ist wirklich schon etwas ganz Übles. Was im Gegensatz auffallend ist, dass binationale Ehen dankbar sind für diese Musik. Wenn eine Deutsche mit einem Afrikaner oder Türken verheiratet ist, wollen sie schon, dass die Kinder auch die andere Kultur mitkriegen. Das ist eine große Chance für Musik.
Das ist ja auch eine Marktlücke. Ausländische Musik für Kinder in Deutschland gibt es kaum.
Wir haben da eine Tür aufgemacht, die bisher nicht existiert hat. Wir sagen "Weltmusik für Kinder" als Oberbegriff. Die Leute sind sehr glücklich, dass es Programme in dieser Richtung gibt. Einmal für ihre Kinder! Aber auch Eltern, die gern Weltmusik hören, haben Spaß an dieser Musik.
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Mehr über Karibuni im Folker! 1/2001