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Chris Jones & Steve Baker

Nichts für Folk- und Bluespuristen

Von Michael Tiefensee

Die beiden sind etwas müde, als wir uns im Hamburger »Downtown Bluesclub« begegnen. Hinter ihnen liegen zwei Wochen mit täglichen Gigs, am Vorabend ein Auftritt in der Nähe von Karlsruhe, dann mit dem Auto hoch nach Hamburg, um mal wieder im »besten deutschen Club, wo sie Musiker wie Könige behandeln« (Chris Jones) zu spielen. Und Tags drauf steht ein Auftritt 600 km weiter südlich auf dem Programm...

Alle Müdigkeit scheint jedoch verflogen, als die beiden im gut besetzten Club mit ihrer Z.Z.TOP-Adaption »Jesus just left Chicago« ihr Konzert beginnen und schon mit den ersten Tönen keinen Zweifel an der Klasse ihrer musikalischen Fähigkeiten aufkommen lassen. Bereits da wird verständlich, warum Chris Jones und Steve Baker in Folk- und Blueskreisen als das derzeit gefragteste Akustikduo gelten: ein perfekter, satter Gitarrensound, der den Boden bereitet für Bakers facettenreiches Harmonikaspiel, dazu eine ausdrucksstarke Stimme, die Singer/Songwriterballaden und Rocktitel ebenso beherrscht wie Delta-Blues-Klassiker von Robert Johnson, »ohne den wir wahrscheinlich gutbezahlte Angestellte wären« (Jones).

Folk- und Bluespuristen haben es somit nicht leicht mit den beiden, zumal sie auch nicht davor zurückscheuen, nach einer Singer/Songwriterballade nahtlos anschließend eine akustische Powerversion eines »Dire Straits«-Rockers anzubieten. Dieser wahrhaft bunte und aus vielen Quellen gespeiste Stilmix ist auf bislang zwei CDs dokumentiert. »Slow roll« (1995) und »Evervbody's crying mercy« (1998) heißen die auch von »Blues News« und »Musikexpress« hochgelobten Werke, deren druckvoller »unplugged blues« geprägt ist von der Devise »Without rhythm you are nothing«, was Jones zufolge gleichermaßen für die Balladen als auch für die schnelleren Songs gilt.

Chris Jones & Steve BakerMit diesem Programm traten die beiden nicht nur vor einigen Monaten in den USA an der Seite so berühmter Musiker wie Kim Wilson auf, sondern auch in Australien und in Rußland. Nach Moskau gelangten sie zum ersten Mal 1996. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem Steve Bakers Aktivitäten für den Harmonica-Marktführer Hohner. Neben Aufritten im Rahmen von Workshops beim ersten Moskauer Harmonika-Festival spielten die beiden vor begeistertem Publikum in Clubs, die mit 1.200 Zuhörern rappelvoll waren. Die Konzerte fanden sogar in den Nachrichten des russischen Fernsehens Beachtung, und somit wundert es nicht, daß Baker und Jones gerade eine weitere Einladung erhalten haben, um in St. Petersburg aufzutreten. Jones und Baker lernten einander erst 1994 durch gemeinsame Hohner-Tätigkeiten in Frankfurt kennen.

Beide blicken auf höchst unterschiedliche musikalische Entwicklungen zurück: Christopher Jones veröffentlichte zunächst Anfang der achtziger Jahre auf dem Stockfisch-Label mit »No looking back« eine vielbeachtete Singer/Songwriter-LP, die demnächst auch als CD wiederveröffentlicht werden soll. Danach machte Jones sich auch als Studiogitarrist für so geschätzte Musiker wie Kieran Halpin, Geraldine McGowan, Werner Lämmerhirt, David Munyon und zuletzt Allan Taylor einen guten Namen. Zwischenzeitlich erschienen zudem zwei Solo-CDs, von denen insbesondere die »live« in den Niederlanden mitgeschnittene »Free man« zu erwähnen ist, weil sie Jones nicht nur als technisch versierten Gitarristen ausweist, sondern vor allem auch als ausdrucksstarken Sänger und Songwriter.


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