Von Juliane Honisch
FILK ist kein Druckfehler, sondern eine Musikgattung. In Deutschland, wo man sich mit »Subkultur« zumeist ein wenig schwer tut, ist dieser Bereich jedoch kaum bekannt, obwohl es ihn schon seit ca. 30 Jahren gibt. Ob der Name nun wie manche behaupten durch einen Druckfehler entstanden ist oder ob es sich um einen Wortverbund von »Folk« und »to filch = klauen« handelt, ist längst nicht mehr zu ergründen. »Klauen«, oder sagen wir es freundlicher, »leihen« war zumindest in der Anfangsphase des FILK die übliche Art und Weise, an Melodien zu kommen.
Kleines Filkobular: trufilk = Lied auf geborgte bereits bestehende Melodie ose = allzu triefend, überromantisch fandom = Gesamtgemeinschaft all jener, die sich aktiv mit Science Fiction oder Fantasy auseinandersetzen the fen = Angehörige des Science Fiction-, Fantasy- oder Filk -Fandoms fannish = mit Fandom zu tun habend, fast bedeutungsgleich mit »kultig« neo = Neuankömmling im Fandom con = Abk. von »Convention« organisierte Wochenendtreffen von aktiven Fen mundane = Mensch außerhalb des Fandoms |
Entstanden ist FILK innerhalb der Fantasy- oder Science Fiction-Szene, der besonders in den USA eine große Anzahl von Menschen angehören. Auf Treffen, sogenannten »Conventions«, schrieben die musikalischeren Fans auf bekannte Folkweisen Textparodien, die mit Science Fiction oder Fantasy zu tun hatten. Meist spät in der Nacht sammelten sich gitarrenbewehrte Liebhaber von Folk und SF und machten sich lautstark unbeliebt.
Inzwischen hat sich FILK erfreulicherweise weiterentwickelt, auch wenn er immer noch unter dem Anfangsimage eines wüst klampfenden Dilettantismus leidet. Zwar gibt es sie noch, die Parodisten, die auf bereits bestehende Melodien zurückgreifen, doch die meisten FILKer sind inzwischen von reinen Textern auch zu Komponisten geworden.
Die schiere Menge der Lieder und Balladen ist dabei kaum zu bewältigen. Es ist üblich geworden, Sampler-Tapes von allen Treffen herauszugeben, wobei zugegeben Vollständigkeit ein größeres Kriterium ist als künstlerischer Anspruch oder technische Finesse. Viele versuchen sich an hausgemachten Kassettenproduktionen oder geben Büchlein mit ihren Texten im »Selbstverlag« heraus, die dann auch wieder nur in der Insider-Szene der »FILKing Community« Absatz finden.
Generell spielt der Text in einem »FILKsong« eine größere Rolle als die Melodie. Hier wird in guter bardischer Tradition meist eine ganze Geschichte erzählt, eine Meinung vertreten oder eine Vorlage (Literatur, Film oder Fernsehserie) wortgewandt veralbert oder gefeiert. Eine Folge davon ist, daß FILK echte Zuhörer braucht. Als Hintergrundberieselung taugt FILK nur in den seltensten Fällen, denn wer dem Text nicht lauscht, der versäumt die Hauptsache.
Die Entwicklung der letzten Jahre in den USA hat uns etwas ungemein Seltsames beschert, nämlich den professionellen FILKer. Meist sind dies »Zwitterwesen«, die aus der Folk-Szene stammen, Science Fiction oder Fantasy mögen und so FILK als persönliche Ausdrucksform gefunden haben. Ob man sich dann als FILKer oder einfach nur als Liedermacher mit Hang zu alten Sagen und zur Phantastik bezeichnet, ist im Grunde schon selbstgewählt. Eine Loreena McKennitt wird von den FILKern bisweilen zur Szene gerechnet, sieht sich selbst aber keinesfalls als FILKerin.
Offen zum FILKertum bekennen sich trotz des damit eventuell verbundenen Imageverlustes inzwischen einige Profimusiker, von denen hier ein paar vorgestellt werden sollen.
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Tom Smith
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