back One World, One Vision in der Provinz:

Udo Redlich & TALKING EARTH TRUST

Von Roland Schmitt

Saarbrücken ein Dorado der Weltmusik? Das vielleicht nicht gerade, aber es fällt auf, daß sich in dieser Ecke unserer Republik gleich mehrere Ensembles (z. B. Dundumba/Traumzeit) tummeln, die sich frei nach dem Motto »One World, One Vision« zusammentaten. Erinnert sich überhaupt Talking Earth Trust noch jemand an dieses spektakuläre Benefiz-Projekt aus dem Jahre 1990, als unzählige Künstler aus allen Erdteilen über die musikkulturellen Grenzen hinweg gemeinsam musizierten? Unabhängig von solchen Initiativen und Vorbildern (da fällt mir auch noch das Songhai-Projekt ein) sprach Udo Redlich 1995 MusikerInnen, die im Saarland eine (neue) (Wahl-) Heimat gefunden hatten, und mit denen er über die Jahre hinweg in Kontakt geraten war, ganz gezielt an, ob sie ihre spezifischen musikalischen Prägungen in ein loses Bandunternehmen einbringen wollten. Die meisten wollten, und so entstand ein 13köpfiges Ensemble mit dem programmatischen Namen Talking Earth Trust.
Discographie
(Auswahl)

Udo Redlich & Talking Earth Trust: »Sensible Regions« (1997), Leico

Udo Redlich: »Pampelmusensuite« (1992), Selbstverlag

Kevin Alamba & Art Of Gerfros: »Rhythm And Soul« (1995), All About Music

Tumbao: »Salsa Pa'Gozar« (1997), ARC (m. Hector Zamora)

Oliver Strauch Group with Lee Konitz: »City Lights« (1994), Blue Concept

Udo Redlich, von Hause aus Diplom-Psychologe und im Hauptberuf als Meditationslehrer tätig, gab sicher den Anstoß zu dieser Band, aber er versteht sich nicht als Chef, vielmehr als Koordinator, der (als klassisch ausgebildeter Konzertgitarrist) die so unterschiedlichen Stilelemente zu einem Ganzen zu verweben versucht. Seine »roots« liegen nicht nur bei der E-Musik, auch Folk, Jazz und Art-Rock (er war einer der Mitbegründer der im Südwesten bekannten Formation Neuschwanstein) beeinflußten ihn nachhaltig. 1992 veröffentlichte Redlich mit »Pampelmusensuite« ein in der Gitarristenszene vielbeachtetes Soloalbum. Derweil lernte er die in und um Saarbrücken ansäßigen »Exil«-Bands kennen, die je nach Herkunftsregion ihrer spezifischen Musik frönten. In der überschaubaren saarländischen Szene kennt jeder sehr schnell jeden, und so kam es fast schon zwangsläufig zu diversen Jam Sessions.

Laut Udo Redlich ist in absehbarer Zeit ein zweites Album geplant, wobei die Erfahrungen des gemeinsamen Komponierens und Musizierens noch stärker berücksichtigt werden sollen. Inzwischen hat sich auch noch ein Cellist aus Aserbeidschan zum TRUST hinzugesellt. Also, man darf gespannt sein, wie sich das ambitionierte Projekt weiterentwickeln wird.


Mehr über Talking Earth Trust im Folker! 6/98