backDidier Squiban

Der Pianist vom Ende der Welt

von Christian Rath

»Wollen Sie das Klavier wirklich in der bretonischen Folkmusik verwurzeln?« wurde Didier Squiban jüngst in einem Interview gefragt. »Es bleibt mir ja nichts anderes übrig, ich kann nur Klavier spielen«, war seine trockene Antwort.
Discographie

mit Yann-Fañch Kemener
CD »Enez Eusa«, 1995 (L'Oz 02)
CD »Ile-Exile«, 1996 (L'Oz 11)

mit Penn-ar-Bed
CD »Penn-ar-Bed – Brest 96«, 1996 (L'Oz 08)

mit An Tour Tan
Maxi-CD »Live«, 1997 (L'Oz 12)

Didier Squiban solo
CD »Molène«, 1997 (L'Oz 17)

Vertrieb: Diffusion Breizh

Nein, das Klavier ist wirklich kein traditionelles Instrument der Bretagne. Auch im Folk-Revival hat es bis Mitte der 90er Jahre keine nennenswerte Rolle gespielt. Doch seit Didier Squiban sich der keltischen Musik verschrieben hat, ist das anders. Inzwischen hat der umtriebige Pianist aus dem Finistère (vom lat. »finis terrae«), dem äußersten Westen der Bretagne, sogar eine erfolgreiche Solo-CD vorgelegt.

Alles begann mit der großen Show »L'Heritage des Celtes«, die 1994 unter der Leitung des Gitarristen Dan ar Braz die Hallen in Frankreich und die Kassen der Plattenfirma Sony füllte. Als kurzfristig ein Pianist gesucht wurde, der den Sänger Yann-Fañch Kemener bei einigen Stücken begleiten sollte, fiel die Wahl auf Squiban, der bis dahin eher konventionellen Jazz zwischen Cool und Bebop gespielt hatte.

So lernte Squiban seinen künftigen Partner Kemener kennen – und die bretonische Kultur. Schon 1995 nahmen die beiden ein erstes gemeinsames Album auf. »Enez Euza« wurde ein großer Erfolg. Die eindringliche Stimme Kemeners wurde in das weiche und melodiöse Klavierspiel Squibans eingebettet, es entstanden zeitlos schöne Aufnahmen voll melancholischer Leichtigkeit. Die zweite, eher hörspielartige CD »Ile-Exil« setzte dieses Konzept fort, war aber weniger homogen. Eine dritte Squiban-Kemener-CD, diesmal vor allem mit Tanzmelodien, wird demnächst erscheinen.

Die beiden verstehen sich als gleichberechtigtes Duo. Zwar ist Kemener, der im letzten Jahr sein 25jähriges Bühnenjubiläum feierte (siehe Folker! 3/98), einer der wichtigsten Sänger der Bretagne, doch auch Squiban hat einiges einzubringen. Didier SquibanZahlreiche Jazzplatten tragen seinen Namen, auch Sirius, das Jazzorchester der Bretagne, stand unter seiner Leitung. Über die Zusammenarbeit mit Kemener sagt Squiban selbstbewußt: »Ich hatte von bretonischer Kultur keine Ahnung, doch er wußte nichts über Musiktheorie. Wir können uns also gegenseitig einiges beibringen.« In gemeinsamen Konzerten wirkt der eher legere Squiban allerdings doch mehr wie ein Begleiter des hochkonzentriert auftretenden und festlich gekleideten Yann-Fañch Kemeners.


Mehr über Didier Squiban im Folker! 6/98