back I'm movin' on

Abi Wallenstein

von Michael Tiefensee

Der Mann ist die Ruhe selbst. Und das vermeintlich wilde, exzessive Musikerleben vieler Blueser ist seine Sache nicht: statt an Bourbon nippt er gerne an einem Milchkaffee, statt hektischer Highway-Romantik bei Tourneen bevorzugt er, wenn's irgendwie geht, die Bahncard, und von langen, durchgemachten Nächten hält der Frühaufsteher auch nicht so viel. "Insofern", gesteht er grinsend, "habe ich eigentlich meinen Beruf verfehlt". Ohnehin hatte Abi Wallenstein zunächst überhaupt keine Ambitionen, Berufsmusiker zu werden. "Ich wollte damals lieber einen anständigen, bürgerlichen Beruf haben." Und so arbeitete er auch erstmal acht Jahre als Siebdrucker, ein Job, der ihm gefiel und in dem er auch heute noch arbeiten könnte, "obwohl der ziemlich giftig ist".

Er wurde 1945 in Jerusalem geboren, einer Stadt, die ihm immer noch Heimat ist, obwohl er seit 1960 in Deutschland lebt. In Jerusalem hörte er viel arabische Musik, "da gibt es in den Tonfolgen viele Parallelen zum Blues. Das Arabische geht ja ins Afrikanische über, und dort liegen ja die stärksten Wurzeln der Bluesmusik." Rückblickend erklärt sich für ihn darin seine spätere Hinwendung zur Bluesmusik, "denn eigentlich wuchs ich mit klassischer Musik auf, ich kam erst später zur Bluesmusik". Mit zwei Pässen ausgestattet reist er auch heute noch regelmäßig nach Jerusalem, zumal er Sonne, Wärme und orientalische Düfte liebt.


Mehr über Abi Wallenstein im Folker! 4/98