Ulrich Joosten sprach mit Rolly Brings
Zeittafel |
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1776 | Unabhängigkeitserklärung der USA |
1783 | Friede zu Versailles: USA werden unabhängig |
1789 | Frankreich: Zusammentreten der Generalstände; Nationalversammlung; Sturm auf die Bastille |
1792 | Beginn des 1. Koalitionskrieges; Sturm der Tuillerien, Aufstand in Paris |
1793 | Hinrichtung Ludwigs XVI; Sturz der Girondisten |
1794 | Sturz von Robespierre; Oktober: franz. Revolutionstruppen errichten auf dem Kölner Neumarkt den Freiheitsbaum |
1797 | Friede zu Campo Formio zwischen Österreich und Frankreich; linkes Rheinufer fällt an Frankreich |
1804 | Code Civil; Napoleon wird Kaiser |
1805 | Nelson siegt bei Trafalgar; Napoleon gewinnt bei Austerlitz |
1806 | Ende des Hlg. Römischen Reiches Dt. Nation; Stiftung des Rheinbundes |
1808 | Beginn städtischer Selbstverwaltung in Preußen |
1812 | Napoleon scheitert in Moskau gegen Rußland |
1813/ 1814 |
Befreiungskriege; Völkerschlacht bei Leipzig |
1814/ 1815 |
Wiener Kongreß |
1817 | Wartburgfest |
1832 | Hambacher Fest |
1834 | Gründung des dt. Zollvereins; Arbeiteraufstände in Lyon und Paris |
1834- 1839 |
Bürgerkrieg in Spanien |
1844 | Weberaufstand in Schlesien |
1845 | F. Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England |
1846 | Beseitigung der agrarischen Schutzzölle in England |
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Deutschland vor 150 Jahren. Demokratischer Aufbruch und Revolution sind angesagt. Die Ereignisse jener Zeit markieren einen Wendepunkt in der Geschichte. In ganz Deutschland erhoben sich Bürgerliche, Arbeiter, Bauern, Handwerker, Studenten und Kleinbürger gegen den herrschenden Feudalstaat. Ihre Ziele: die nationale Einheit und Demokratie. In den Geschichtsbüchern ist nachzulesen, wie weit die Revolutionäre von1848 kamen. Nachzulesen und nachzusingen sind auch die Texte und Lieder der Revolutionsjahre. In ihnen spiegeln sich die einzelnen Ereignisse, die Hoffnungen und die Enttäuschungen der kämpfenden Demokraten wieder. Die Freiheitslieder und -texte von Freiligrath, von Fallersleben, Herwegh und vielen anderen sind ein frühes Dokument der Verbindung von Musik und Politik. Viele Lieder werden bis in unsere Tage hinein gesungen, nachdem sie von Interpreten wie Peter Rohland nach den Jahren des Faschismus wieder aufgegriffen worden waren. Hein & Oss Kröher haben erst jüngst eine CD mit Liedern der Jahre 1848/49 veröffentlicht. Dabei stellt sich die Frage, in welcher Verbindung Musik und Politik heute zueinander stehen. Ein Thema, dem sich Nikolaus Gatter als Referent und Stefan Koerbel als Musiker mit seinem neuen Programm "48 Crash" auf der PROFOLK-Jahreskonferenz Ende April in Berlin annehmen. Und auch der Kölner Barde Rolly Brings beschäftigt sich auf seiner neuen CD mit republikanischen Liedern - auf kölsch, versteht sich.
Der Mann ist einfach ein Phänomen! Er ist einer der kreativsten und produktivsten Liedermacher Deutschlands. Er schreibt und singt voller Wortgewalt in einer bildhaften, poetischen und hochpolitischen Lyrik. In einer Sprache, die einst aus dem rheinisch-ripuarischen Idiom entstand und mit der heute eher Texte vermittelt werden, deren Inhalte so sind, wie der Name des Dialektes impliziert: Kölsch Platt.
Rolly Brings ist einer, der seit nunmehr fast 20 Jahren seine Texte gegen den Strich der sprachlichen und inhaltlichen Verflachung bürstet, er ist auch einer, der, wie man in Köln sagt, ein "unverfälschtes Kölsch" mit seinen Eigenheiten und ursprünglichen Vokabeln spricht, ohne dabei sektiererisch zu sein. Wenn denn in einem aktuellen Text ein englischer Ausdruck angebracht ist, dann wird er auch verwendet. Daß man auf Kölsch hohe Literatur machen kann, bewiesen Brings' weithin beachtete und gelobte Programme mit Böll, Bukowski- und Appolinaire-Übersetzungen, und daß ein Liedtext bei aller Poesie auch hochpolitisch sein kann, zeigte neben den genannten insbesondere sein Programm "Mer verjesse nit.." mit antifaschistischen Liedern.
1986: LP "irjendwo dovöre, wo de Stroß
ophöt..." |
Der Liederzyklus "Museum", im letzten Winter auf der Art Cologne uraufgeführt, ist Hörerlnnen und Zuschauerlnnen noch frisch in Erinnerung (s. Live-Bericht in Folker! Nr 1/98), da überrascht Brings bereits mit einer neuen CD: "1848 - vun unge", einem textlich wie musikalisch wieder völlig anderen Werk. Wir wollten wissen, was einen Liedermacher dazu treibt, sich heutzutage mit den Geschehnissen des Vormärz und der Revolution 1848/49 zu beschäftigen.
Mehr über Rolly Brings im Folker! 3/98