backwelt&folkmusik
im
märchenland »multimedia«

von Olaf Mittelstädt

Wer erinnert sich nicht gerne an die Zeiten, in denen noch ehrfurchtsvoll die neue LP ausgepackt wurde, die zuvor mühevoll aus Übersee geordert werden mußte. Allen nur erdenklichen Schnickschnack hat man sich einfallen lassen, um dem edlen Vinyl ja kein Leid anzutun, und die Soundkonserve bestmöglich zu erhalten.

Um so härter traf es alle Vinylenthusiasten bei Einführung der kleinen Silberscheiben. Plastikschachteln verbargen die Silberlinge hinter geschrumpften Booklets, und der Wiedererkennungswert einer Platte anhand des Covers tendierte fortan gegen Null. "Plattenläden" starben aus. Die ersten Annäherungsversuche an die Silberlinge fanden oftmals über den Umweg Computer statt, der Unmengen an Informationen aus den CD-ROMS hervorzauberte.

Eine der ersten großartigen Produkte zum Thema Weltmusik kam 1992 von Microsoft auf den Markt und trägt den Titel "Musical Instruments". Kinderleicht lassen sich mit dieser CD-ROM die Kontinente nach Musikinstrumenten durchforsten. Man kann sie sich anhören und erklären lassen. Dabei scheint das zur Verfügung stehende Material fast unerschöpflich. Wer einmal hier hineingesehen, und vor allem gehört hat, der wird diese CD-ROM nicht mehr missen wollen.

Um so unverständlicher ist es, warum es offensichtlich weder eine Neuauflage, noch eine deutschsprachige Ausgabe von diesem edlen Teil gibt. Es folgte übrigens noch "Microsoft - Music Central '96", ein Musiklexikon mit Online-Mailorder-Optionen, das auch die Folkszene beispielhaft berücksichtigt.

Obwohl Weltmusik in aller Munde war, bekamen Fans lange Zeit kaum CD-ROM-Informationen an die Hand. Dies erkannten anscheinend auch die Folk- und Weltmusiklabel selbst und griffen zur Eigeninitiative. Erst wurden immer mehr CD-Serien auf den Markt gebracht, die über umfangreiche papierne Beilagen verfügten. Hier erhielt der Folkfreund zwar immer mehr themengebundene Informationen, hatte aber nur eine begrenzte Anzahl an Hörbeispielen zur Hand. Um dieses Manko zu beheben, aber auch, um umfangreicher die Hintergründe beleuchten zu können, besann man sich auf den Informatikanteil in der CD-Geschichte. Ein absolut neues CD-Produkt wurde entwickelt: die sogenannte Enhanced-CD, auch CD-Extra genannt. Es folgten einige Versuche im Popsektor, die zumeist inhaltlich wie technisch mäßig waren. Das renommierte US-Folklabel Smithsonian/Folkways (--> http://www.si.edu/folkways) stellte dann, in Zusammenarbeit mit Microsoft, das erste wirklich hochwertige Ergebnis dieser Synthese aus CD-ROM und Musik-CD her. Auf dem Sampler "Crossroads - Southern Roots" findet man neben fast fünfzig Minuten "southern folkmusic" reichlich Material zum stöbern. Einmal installiert, steht ein umfangreiches Musiklexikon zur Verfügung, das sich mit ca. 30 Videoclips sehen und hören lassen kann. Neben weiteren Musikbeispielen gibt es hier Bio- und Discografien, sowie Zusatzinfos und Fotos zu entdecken. Der Clou: ein Link (Verweis) führt direkt in das Internet, über das man Unmengen an weiteren Informationen von der Microsoft-Crossroads-Page herunterladen oder sich im Archiv von Folkways umschauen kann.


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