von Rainer Hannes
Frankreich hat sie schon, die "Quote". Und ginge es nach dem Deutschen Rock- und Popmusikerverband und Liederleuten wie Wolfgang Niedecken, Udo Lindenberg und Heinz-Rudolf Kunze, dann würde auch in der deutschen Radiolandschaft ein bestimmter Rrozentsatz an deutschsprachiger Musik als "Pflichtanteil" für die Programm-Macher festgeschrieben. Die Quotendebatte in Deutschland, im vergangenen Jahr auf der Kölner Popkomm noch lebhaft geführt, ist jedoch offensichtlich schon wieder beendet. Die deutsche Musikindustrie feiert auch ohne deutschen Pflichtanteil im Radio beste Umsätze, vor allem mit den deutschsprachigen Rappern. Ohne von "oben" verordneten Druck haben jetzt zwei Liedermacher unabhängig voneinander Werke in deutscher Sprache veröffentlicht, die bislang vor allem mit ihren englischsprachigen Songs bekannt waren: Werner Lämmerhirt und Roger Matura.
Die Verantwortung in der Aussage ist um vieles höher. Ich bin überzeugt davon, daß nur ein sehr kleiner Teil der Zuhörer die englischen Texte im Radio oder sonstwo fließend versteht. Werner Lämmerhirt |
Der Gitarrist und Sänger Werner Lämmerhirt machte in deutschen Gefilden die Technik des "finger picking" bekannt und wurde so zum "Gitarrenguru" einer ganzen Generation. Der Durchbruch gelang dem "Mittvierziger" Anfang der siebziger Jahre durch die Zusammenarbeit mit Hannes Wader, den er auf Schallplatten und bei seinen Konzerten bis 1973 begleitete. Werner Lämmerhirt hat sich in seiner nun fast schon dreißig Jahre dauernden Karriere ausschließlich von anglo-amerikanischer Folk- und Bluesmusik inspirieren lassen und dieses auch in englischer Sprache zum Ausdruck gebracht. Mit der CD "Mit Pauken und Trompeten" sind es jetzt auf einmal deutsche Texte mit denen Lämmerhirt arbeitet. Mit Erfolg, wie eine Plazierung in der SWF-Liederbestenliste zeigt.
Quotenregelungen halte ich grundsätzlich für bedenklich. Qualität sollte entscheidend sein. Roger Matura |
Als "Bob Dylan des Reviers" hat die Westdeutsche Allgemeine Roger Matura einmal hezeichnet. Auch er Mitte vierzig, auch er Gitarrist und Sänger - "Seit ich eine Gitarre halten kann" -. Und auch Matura brachte his vor kurzem seine Gefühle und Gedanken ausschließlich in englischsprachigen Songs zum Ausdruck. Ende der siebziger Jahre veröffentlichte der Essener sogar drei Alben in den USA auf dem legendären Folkways-Label von Mo Ash. Und jetzt hat er auf seiner Doppel-CD 28 Lieder in deutscher Sprache unter dem Titel "Industriestadt - tot" vorgelegt.
Michael Kleff hat Werner Lämmerhirt und Roger Matura nach ihren Motiven befragt, warum beide gerade jetzt in ihrer Muttersprache arbeiten.
Mehr über Werner Lämmerhirt und Roger Matura und die Interviews im Folker! 01/98