back das banjo

negergitarre & co

von Wolfgang Meyering

Das Rudolstädter "Tanz & Folkfest 1997" ist nun auch schon wieder Erinnerung, das nächste jedoch wirft seine Schatten bereits voraus. Das "Magie-Instrument" 1998 ist nämlich das Banjo und die Vorbereitungen für das Projekt laufen bereits auf Hochtouren. Wieder sollen 6-8 Musiker des "Magie-Instrumentes" aus aller Welt zusammenkommen um eine Woche vor dem Festival zu proben. Dabeisein werden mehr als nur die amerikanischen Vertreter dieser Instrumentenfamilie.

Die Vorfahren des modernen amerikanischen Banjos kamen vermutlich aus Westafrika. Noch heute findet man dort fellbezogene Lauten wie die Khalam (halam,xalam). Das fünfsaitige Instrument ist vor allem bei den Wolof im Senegal und in Gambia sehr verbreitet. Die Vorläufer dieser Instrumente stammten wahrscheinlich aus Mali. Bereits 1353 beschreibt der Reisende Ibn Battuta nach einem Besuch des Mali-Königreiches ein ähnliches Instrument mit dem Namen Nkoni oder Ngoni.

BanjoMit der Verschleppung westafrikanischer Sklaven kamen die Kenntnisse um diese Instrumente in die Neue Welt. Die ersten Zeugnisse finden sich auf den karibischen Inseln. So gab es auf Jamaika ein vergleichbares Instrument mit dem Namen "Strum-Strum" (eine sehr lautmalerische Bezeichnung) und auch in den französischen Kolonien gab es ein solches Instrument unter dem Namen "Banza". In den britischen Kolonien war der Instrumentenname dem Banjo noch ähnlicher, es hieß dort "Banjer" oder "Bajar". Ein zeitgenössischer Autor stellte fest: "Das favorisierte und fast einzige Instrument im Gebrauch der Sklaven ist eine "Bandore", oder wie sie es aussprechen, "Bandjer". Diese Instrumente deren Name sich vermutlich von spanisch-portugiesischen Bandoreinstrumenten ableitet, hatten noch Saiten aus Katzendarm. Die Sklaven brachten die Instrumente auch nach Nordamerika, wo sie auf Illustrationen des späten 18. Jahrhunderts auftauchten, welche die Feste der Plantagenarbeiter darstellen. Dort erscheint auch schon die kurze, mit dem Daumen gespielte Saite, deren Entwicklung später dem weißen Banjospieler Joel Walker Sweeney zugeschrieben wurde.

Sweeney spielte eine wichtige Rolle dabei, das Instrument unter der städtischen Bevölkerung bekanntzumachen. Das Instrument das er spielte ähnelte dem modernen Banjo schon in vielen Einzelheiten: das durch Schrauben stimmbare Fell, die stimmbare Daumensaite. Doch im Gegensatz zum heutigen Banjo hatten die Instrumente noch keine Bünde, was natürlich eine ganz andere Spieltechnik als heute voraussetzte. Außerdem waren die Saiten aus Darm und nicht wie heute aus Stahl. Sweeneys Instrumente verbreiteten sich schnell unter den Musikern der "Minstrel Shows". Jenen Veranstaltungen, in denen Weiße, im Outfit der schwarzen Plantagenarbeiter, mit rußverschmierten Gesichtern die Unterdrückten imitierten, persiflierten, karikierten, und in Liedern, Tänzen und Sketchen mit Hohn und Spott überschütteten. Im Mittelpunkt stand das "schwarze" Banjo. Mit diesen "MinstrelShows" gelang das Instrument bis in die alte Welt. Unter anderem nach Irland, wo sich das fünfsaitige Banjo jedoch nicht durchsetzte. Erst mit dem Aufkommen des Tenorbanjos eroberte sich das Instrument einen festen Platz in der traditionellen Musik des Landes. Derweil verbreitete sich das Banjo durch die "Zupfinstrumenten-Mode" um die Jahrhundertwende auch in den bürgerlichen Schichten Amerikas.


Mehr über das Banjo im Folker! 01/98