MIKE DOUGHTY
Introduction
(Ato Records/Noisolution 91758-2, www.indigo.de)
19 Tracks, 62:12, mit Texten und Infos
Einer der schönsten Effekte der musikalischen Offenheit dieses Jahrhunderts ist,
dass man auch zu den harten Jungs gehören darf, wenn man nur mit einer
akustischen Gitarre und ein paar Songs bewaffnet durch die Welt tourt. Was 1985,
als New-Model-Army-Frontmann Justin Sullivan das erste Mal zur Klampfe griff und
damit eine neue Art von Liedermacher erfand, noch eine Sensation war, ist heute
Independentalltag. Die Geschichten von der Straße finden in die Musikklubs, die
Songs bei Rock am Ring unterscheiden sich nicht mehr grundsätzlich von denen in
einem modernen Folkklub – außer in Instrumentierung und Lautstärke. Bands
wie Ezio, Kettcar oder eben Musiker wie Mike Doughty können ihr Material mit
voller Bandstärke oder auch alleine präsentieren. Der ehemalige Sänger von Soul
Coughing gehört ohnehin zu denen, die alleine mit ihrer Stimme und der puren
Wucht ihrer Emotionen die Hörer zu fesseln wissen. Man will unbedingt mitsingen
und das Album seinen besten Freunden schenken.
Introduction
, ein Querschnitt seiner ersten vier Soloalben für den europäischen Markt, ist
die gelungene Vorstellung eines zeitlosen Musikers, der auf dem Weg zu sich
selbst ein entscheidendes Stück vorangekommen ist.
Chris Elstrodt
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JESSE HARRIS
Feel
(Ponderosa/Velour CD 059/Edel Distribution, www.edel.de)
14 Tracks, 39:34 mit knappen engl. Infos
Ein „Musician’s Musician“ ist der Grammy-Gewinner aus New York schon mal. Hat
Norah Jones mit „Don’t Know Why“ und vier weiteren Stücken auf ihrem Debüt zum
Durchbruch verholfen, Pat Metheny, Lizz Wright und Madeleine Peyroux
unterstützt, für den Ethan-Hawke-Film
The Hottest State
Songs geschrieben, um die sich sodann Emmylou Harris, Willie Nelson, Cat Power,
die Bright Eyes und Feist rissen – und Norah Jones, versteht sich. Jetzt
das normale Publikum knacken.
Feel
hat das Zeug dazu. Nicht, dass sich direkt Hits aufdrängen würden, aber das
Material ist in seiner zurückhaltenden Klasse hochwertig vom ersten bis zum
letzten Ton. Die Songs sind musikalisch ausformuliert, stilistisch so sauber
wie stimmig und souverän. Sie sind amtlich arrangiert, ebenso unaufgeregt wie
mit feinem Understatement lieber etwas zu blass belassen als zu grell gemalt.
Und Feinheiten allüberall: Ein Touch von federleichtem Mbalax; Country Waltz;
ein archaisch sprödes Banjo und eine Mundharmonika; für die Club-Med-Fraktion
gar ein Sunshine Reggae, wenn auch ein wenig verhangen. Das alles trägt zum
souverän-runden Gesamteindruck eines Albums wie aus einem Guss bei statt ihn zu
torpedieren. Gewusst wie!
Christian Beck
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WILLIAM ELLIOTT WHITMORE
Animals In The Dark
(Anti ANTI 6974-2a/SPV, www.spv.de)
Promo-CD, 10 Tracks, 37:04
Roots. Bessere Kraftquellen hat’s nicht – Drogen, Sex und Rock ’n’ Roll
hin oder her. Roots in der Musik. In der Familie. In der Erde. „Ich lebe immer
noch auf der Farm, auf der ich geboren wurde“, sagt der kraftvoll-knorrige
30-jährige Americana-Singer/Songwriter aus Iowa. Nicht, dass er nicht auch mit
Hardcore und Punk aufgewachsen wäre, aber: „Ich hab immer noch Pferde und
Hühner. Ich schreibe vor allem, wenn ich draußen bin, meine Arbeit mache. Ich
liebe das Land und die Einfachheit. Ich hab’ nicht mal eine Toilette; ich hab’
ein Plumpsklo im Hof. Ich liebe es, im Frühjahr zu säen, im Herbst zu ernten und
im Winter Holz zu hacken. Ich ziehe eine Menge aus den Analogien zwischen den
Erntekreisläufen und denen von Geburt und Tod.“ Schon alleine Energie –
derart vor schierer Kraft strotzende Performances bekommen mit einem Banjo oder
einer Gitarre die wenigsten hin. Texte dito – klarere Bilder („Mutiny“) zu
klareren Gegenständen (Politik, Leben/Tod) muss man erst einmal auf den Punkt
bekommen. Der Mensch dem Menschen ein Wolf – wegen Öl, um Wasser, warum
auch immer. Dieser hier klingt nicht, als sei er leicht klein zu kriegen. Möge
er noch vielen eine Quelle der Inspiration sein ...
Christian Beck
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