MOJARRA ELÉCTRICA
Raza
(Nuevos Medios NM15903/Galileo MC, www.galileo-mc.de)
10 Tracks, 41:36, mit franz. und engl. Infos
Kolumbien hat nicht nur Drogenhandel und Guerilla, und auch nicht nur Cumbia,
Juanes oder Shakira. Die Verbindung zu Karibik und Pazifik birgt einen enormen
Reichtum an stark afrikanisch beeinflussten Rhythmen, Gesängen und Tänzen. Bands
wie Mojarra Eléctrica sind Teil einer jungen, alle Künste umfassenden
Kreativriege. Deren Musiker machen sich seit Längerem mit viel Respekt vor den
Traditionen mittels Elektronik, Hip-Hop, Rock und vielem anderen mehr ihren
eigenen, modernen Reim auf das Alte. Auch die 13-köpfige, 2001 vom
Klarinettisten und Sänger Jacobo Vélez gegründete Formation zieht für ihre
Mixtur mit Vorliebe die afrokolumbianischen Traditionen beider Küsten heran,
etwa den Bullerengue vom Atlantik oder die Kultur der Chirimía-Fanfare aus der
nördlichen Pazifikregion. Stile, die im Zusammenspiel mit Jazz oder Rock eine
überaus sportliche Figur machen – wie dafür geschaffen. Den Ein- und
Ausstieg des Albums macht „El Hueco“, „das Loch“, durch das viele Latinos
irgendwann gen Gringolandia schlüpfen wollen. Eine bitter-ironische
Heraufbeschwörung des vermeintlich besseren „American Way of Life“ ... – den
Mojarra Eléctrica vorerst lieber zu Hause in Bogotá weiterverfolgen.
Katrin Wilke
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FERRAN SAVALL
Mireu El Nostre Mar
(Alia Vox AV9858/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com)
10 Tracks, 44:42, mit katalan./span./engl./dt./ital. Texten und Infos
Die Lieder muten wie das moderne Repertoire eines Singer/Songwriters an. Dabei
intoniert der Sohn des berühmten katalanischen Gambisten und
Musikwissenschaftlers Jordi Savall auf dem Debüt unter eigenem Namen mit seinem
souligen, hohen Gesang vorweg Traditionals aus Katalonien. Dafür wurden
schweibend-leichte Arrangements geschaffen, die ein besonderes Ohrenmerk auf
diverses Saiteninstrumentarium legen. Gitarrist und Sänger Savall verleiht den
Songs zusammen mit dem zweiten Gitarristen Mario Mas etwas verblüffend
Luftdurchlässiges und Zeitloses. Über das katalanische Material hinaus gibt es
einige, nur scheinbar artfremde Überraschungen: das selbstvertonte Gedicht
„Ernste Stunde“ von Rainer Maria Rilke oder die Adaption einer Habanera namens
„La Perla“, das mit Abstand flotteste Stück des Albums, das der renommierte
Katalane Javier Mas mit virtuosen Spiel der Bandurria-Laute veredelt. Eine
weitere Perle ist das hebräische Volkslied „Noumi Noumi“, bei dem der junge
Savall mit seiner unter die Haut gehenden Engelsstimme mühelos die
orientalischen Register zu ziehen weiß. Dieser weltgewandte Katalane ist sicher
noch für allerhand Überraschungen gut.
Katrin Wilke
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