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BEHNING UND DIE RENAISSANCE
Den Rest zu Fuß

(Ufer Records, www.ufer-records.de)
10 Tracks, 38:07, mit Infos und Konzertticket

Der Gedanke, Lieder ohne langwieriges Proben direkt für ein Album aufzunehmen, um den „zerbrechlichsten Moment im Leben eines jeden Songs“, nämlich den Entstehungsprozess festzuhalten und in einer „immerschönen Leichtigkeit“ dem Hörer zu vermitteln, klingt recht verheißungsvoll. Auch das Instrumentarium – Gitarre, Akkordeon, Klavier und Kontrabass – weckt Neugier. Und es sind ja tatsächlich durchaus originelle, klischeefreie Texte und ziemlich hörenswerte Melodiebögen, die sich Alex Behning und seine Mitmusikanten ausgedacht haben. Allerdings, und das ist wirklich schade, geht der Plan letztlich nicht auf. Es mangelt an innerer Differenzierung des Arrangements, es ist kaum ein Spannungsbogen zu erkennen, und der Gesang wirkt seltsam unbeteiligt, irgendwie leidenschaftslos. Diesen Songs fehlt einfach der letzte Schliff. Intensive Arbeit im Vorfeld und später im Studio hätte ihnen gut getan. Zudem: Das vierseitige Booklet liefert nur spärliche Informationen. Bei textorientierten Songs sollte man schon die – deutschsprachigen – Lyrics mitlesen können. Und wer sind überhaupt die Musiker? Den Rest zu Fuß ist ein Rohdiamant, allerdings noch ohne Strahlkraft und Glanz.

Kai Engelke

 

BEHNING UND DIE RENAISSANCE – Den Rest zu Fuß


JENS KOMMNICK
Siúnta

(Siúnta Music SM 2004, www.jenskommnick.com)

Nach sage und schreibe 45 Alben, auf denen er in 30 Jahren im Geschäft musikalisch in Erscheinung trat, legt Celtic-Fingerstyle-Guitar-Spezialist Jens Kommnick sein Solodebüt vor. Wurde auch höchste Zeit! Handelt es sich hier doch um einen Musiker, der nicht nur als Komponist, Arrangeur und Produzent sein Handwerk versteht, sondern auch über rein technische Aspekte hinaus zeitlos schöne Kompositionen schafft und traditionellem wie klassischem Material seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Siúnta , so der gälische Albumtitel, bedeutet „Klang, Maserung, Schicht“ und soll für die „gemaserten Klangschichten“ des Werks stehen. Die liefert Kommnick auf außerordentliche Weise anhand einer Vielzahl gekonnt verwendeter Stile wie Folk, Jazz, Klassik und traditioneller keltischer Musik sowie einer beeindruckenden Bandbreite an Instrumenten – neben der Gitarre etwa Bouzouki, Harfe, Fiddle, Klavier, Uilleann Pipes -, die er auch alle selbst spielt. Ein überdurchschnittliches Album eines erstklassigen Gitarristen, das man gar nicht mehr aus dem Player nehmen möchte und das hoffen lässt, dass sich in Kommnicks Schublade noch mehr angesammelt hat, was bald schon den Weg auf ein zweites Solowerk findet.

Stefan Backes

 

JENS KOMMNICK – Siúnta


LLEVELYNN
Miles

(Eigenverlag, www.llevelynn.de)
13 Tracks, 60:47, mit engl. Texten

Es gibt sie noch: Musiker, die sich daran machen, an J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe entlang Songs zu schreiben. Das Beispiel Bo Hansson aus den Siebzigerjahren scheint weiterhin zur Nachahmung zu reizen – zumal wenn die musikalischen Helden sowieso aus dessen Zeit stammen. Bei Thomas Schuber, Jahrgang ’73, sind es etwa Genesis, Queen und die Eagles. Der Mensch hinter Llevelynn hat für alles gesorgt, die Stücke geschrieben, fast alle Instrumente gespielt. Nur fürs Schlagzeug hat sich der Nürnberger mit Klaus Braun-Hessing Hilfe geholt. Live kommt noch Marcus Dotzauer am Bass dazu. Im Trio präsentieren sie dann ausgedehnte Werke über die Hobbit-Welt. Das erinnert an das, was früher Artrock hieß, ohne dessen Bombast anzunehmen. Die Höhepunkte liegen in der Mitte des Werks – „Patches“ besitzt ein ausdrucksstarkes Riff, „Goodbye“ sticht mit seiner funkigen Anmutung und Slidegitarre aus dem übrigen plätschernden Wohlklang heraus, und „Among Trees“ ist eine einprägsame Popnummer, die man tatsächlich gleich noch mal hören könnte. Ansonsten zieht sich eine lyrische Schwere durch den Stilmix. So erinnert man sich außerdem, warum man sich vor dreißig Jahren über Punk freute.

Volker Dick

 

LLEVELYNN – Miles


LOVENIA
Fortun

(Eigenverlag, www.lovenia.de)
9 Tracks, 47:58, mit dt. Infos

Die vier Musiker von Lovenia aus Magdeburg singen Musik in einer eigenen Sprache, in Orphonisch. Ein geschickter Kunstgriff, der hilft sich vollständig auf den Klang, auf die Emotionen zu konzentrieren. Das wirkt nicht störend, sondern die Stimme ist als Instrument vollständig in den Klangkosmos integriert. Zitat: „Eine Sprache, die nicht den Intellekt auffordert nachzudenken, sondern alle Sprachbarrieren aufhebt und direkt ins Herz trifft.“ Die orphonischen Texte schreibt Sängerin Astrid Adlung, der Klang ist irgendwie skandinavisch-isländisch. Zu hören ist vielschichtige, abwechslungsreiche und interessante Weltmusik mit zum Teil meditativem Charakter, der über die Instrumentierung – Sitar, Didgeridoo, Djembe, Hackbrett – zustande kommt. Alles ist, auch wenn das Schlagzeug einsetzt, sehr melodiös und wohlklingend. Der Gruppenname ist übrigens ebenfalls aus dem Orphonischen, bezeichnet in der Zoologie aber auch einen Herzseeigel.

Piet Pollack

 

LOVENIA – Fortun


NU
Nu 3 – A Hering hot gelakht

(Eigenverlag, www.nu-klezmer.de)
20 Tracks, 62:17, mit umfangreichem Beiheft

Vor fünf Jahren gründete der 1966 in Bonn gebürtige Georg Brinkmann das Duo Nu – in keinerlei Verwandtschaft zur Münchener Klezmercombo NuNu. Heute einer der bekanntesten deutschen Klezmorim, war er Mitbegründer der Fürther Klezmergruppe Huljet, die seinerzeit unter anderem Russland und Israel bereiste. Die 1969 geborene Potsdamerin Franka Lampe (Akkordeon) ersetzte 2007 Florian Stadler. Angeblich brachte sie sich mit autodidaktischen Experimenten das Musizieren selbst bei, bis ihr Alan Bern – Brave Old World und Direktor des Weimarer „Yiddish Summer“ – ab 1993 den letzten Schliff gab. Wie das erste Album von 2004 ist das hier vorliegende dritte – und erste in der aktuellen Besetzung – im vergangenen Jahr live eingespielt worden. Langsame Weisen wechseln sich mit schnellen Rhythmen ab, so etwa in „Sha! Der Rebe tantst!“ oder „Romanian Sirba“ – unnötigerweise wohl mit dem einzigen Wort in englischer Sprache. Als recht merkwürdig empfindet der Rezensent die graphisch identische Aufmachung aller drei bisher erschienenen Alben – sind die CDs einmal ihren Hüllen entnommen, ist nicht mehr auszumachen, welche wohin gehört. Klezmer und jiddische Lieder am Rande der Realität ...

Matti Goldschmidt

 

NU – Nu 3 – A Hering hot gelakht


CATHRIN PFEIFER
Tough & Tender

(Galileo Vertrieb GMV 018/Galileo MC, www.galileo-mc.de)
13 Tracks, 56:46

Wer Bedenken hat, sein Geld für ein Akkordeonsoloalbum auszugeben, der vertraue sich den neuen Aufnahmen von Cathrin Pfeifer an. Ideenreich und daher nie langweilig schafft sie einen Klangraum, der trotz der deutlichen Einflüsse aus Ecken der Welt wie Argentinien, Spanien, Frankreich und Indien äußerst eigenständig klingt. Behutsamer Umgang mit Studioelektronik wie Loops und Vokalbearbeitungen kreieren zusätzliche Dichte und Stimmungen. Dabei ist nicht mehr exakt zu verorten, wo sich hier der Folk im Klangexperiment auflöst. Bildhaft geht es allerdings in allen 13 Stücken zu, Pfeifers Filmmusikarbeit und Projekte im Theaterbereich sind nicht zu überhören. Wie der Titel andeutet, umspielt die Berlinerin mit ihrem neuen Werk ein weites Feld der Emotionen. Ihr gelingt ein ideenreiches Hin und Her zwischen melancholischer Träumerei, zirzensischer Fröhlichkeit und groovender Lebensfreude voller weiter Welt. Eine Kunst, die poppige Leichtigkeit ebenso wenig ausklammert wie klassischen Ernst und noch dazu auf die Suche nach neuen Klangideen geht. Cathrin Pfeifer versteht es, mit diesen Aufnahmen ihr (Piano-)Akkordeon als zeitlos-emanzipiertes Soloinstrument zu feiern.

Michael Borrasch

 

CATHRIN PFEIFER – Tough & Tender


REINIG, BRAUN + BÖHM
Hiwwe un Driwwe – Auf Spurensuche rund um die Pfalz bis nach Pennsylvania

(Pfalzrecords PRCD2008-05, www.pfalzrecords.de)
12 Tracks, 50:11

Nach Johreszeite legt das Pfälzer Trio-Quartett – drei Herren und eine „feste Gastmusikerin“ – erneut ein Konzeptalbum vor, diesmal auf den Spuren Pfälzer Auswanderer, die sich im 19. Jahrhundert insbesondere in Pennsylvania niederließen. „Jetzt ist Zeit und Stunde da“ und „Die Überfahrt“ reflektieren die Hoffnungen, „Die alt Bauerei“ lässt den Vergleich des alten und neuen „Home on the Range“ in Pfälzer Dialekt erklingen. Im Booklet erfährt man viel zu den Hintergründen der Lieder und Tänze aus der Pfalz und dem Elsass, etwa über den Bezug, den die Pälzer Auswanderer zum ebenfalls auf dem Album enthaltenen irischen Traditional „The Palantine’s Daughter“ haben. Dass RBB auf ihren Instrumenten vortrefflich zu arrangieren wissen, ist schon seit ihrem Debüt Verzehl ma nix bekannt. Auch diesmal sorgt Cellistin Charlotte Lettenbauer für eine kammerfolkloristische – und Gänsehaut treibende – Farbe. An illustren Gästen geben sich Gudrun Walther und Jürgen Treyz von Deitsch und der Uillean Piper Desy McCabe von der irirschen Band Craobh Rua die Ehre. Mit dieser unterhaltsamen, anspruchsvoll arrangierten musikalischen Zeitreise spielen sich die Pfälzer in die erste Riege deutscher Folkbands.

Ulrich Joosten

 

REINIG, BRAUN + BÖHM – Hiwwe un Driwwe – Auf Spurensuche rund um die Pfalz bis nach Pennsylvania


WOLFGANG RIECK
Adele-Ukulele oder Warum mit Musik alles besser geht

(Eigenverlag, www.wolfgang-rieck.de)
13 Tracks, 45:12, mit dt. Texten und bunten Bildern

Wer Kinder hat, weiß, dass die Lieder, für die man seine Kinder begeistert nicht nur aus pädagogischen Gründen sorgfältig ausgewählt werden sollten. Kinder haben kein Problem damit, einen Tonträger den ganzen Tag immer wieder zu hören, und ein Spaziergang muss kein so cleverer Trick sein wie gedacht – denn Kinder singen auch sehr gern. Wolfgang Rieck wirft mit seinem zweiten Kinderalbum Adele-Ukulele oder Warum mit Musik alles besser geht ein Angebot in den Ring, das man sich anhören kann. Wie der Titel schon sagt, wird vor allem über Musik gesungen. Es geht um Adele, die am liebsten Ukulele spielt, und den Bauern, der mit seinen Tieren singt. Auch für Erwachsene ist Rieckes Version von „Grün, ja, grün sind alle meine Kleider“ lustig anzuhören, bei der zwei Kommentatoren die Wahl des entsprechenden Schatzes begleiten: „Ahh, Gelb. Meine Postfrau! – Die ist gelb? – Nein, die ist schick.“ Melodisch orientiert sich Rieck an Pop- und Weltmusik, manchmal fügt er bekannte klassische Zitate ein. Begleitet wird er vom Streichquartett United Strings, dem Potsdamer Hornquartett und zahlreichen Soloinstrumentalisten, die Banjo, Madoline, Tuba, Akkordeon, Kesselpauke, Geige und vieles mehr einbringen.

Sarah Habegger

 

WOLFGANG RIECK – Adele-Ukulele oder Warum mit Musik alles besser geht


OLAF SICKMANN
The Green River

(Timezone 319.7020.2/Rough Trade, www.roughtrade.de)
20 Tracks, 47:10 mit wenigen engl. Infos

Gerade weil Olaf Sickmann hier anders als bei den Solovorgängern keine Overdubs einsetzte, sagt dieses Album dem Rezensenten noch mehr zu als jene. Der im südniedersächsischen Melle beheimatete Musiker bleibt seinem bewährten Stil treu: Auf der Grundlage irischer Musik komponiert er eigene kleine Fantasien für akustische Gitarre und Tin Whistle. Dadurch, dass man ihn hier entweder auf der Gitarre oder auf der Whistle hört und nicht auf beiden gleichzeitig, kommt The Green River einer tatsächlichen Solo-Performance noch näher als die beiden Vorgänger, wirkt so noch authentischer und folkiger, Letzteres auch, weil auch die filigran gezupften Gitarrenstücke eingängige Melodien und Rhythmen aufweisen und nicht so überambitioniert daherkommen wie die mancher anderer Sologitarristen. Mitunter klingt es barock als sei einer aus der Bach-Familie der Urheber. Die Whistlestücke stehen denen auf der Gitarre nicht nach. Sie könnten teilweise auch sehr gut ins Repertoire von Flook passen, sind aber alle aus Sickmanns eigener Feder. Der beweist, dass auch ein einzelner Musiker – noch dazu auf preiswerten Generation Whistles – ein kurzweiliges und vollohriges Album einspielen kann.

Michael A. Schmiedel

 

OLAF SICKMANN – The Green River


BARBARA THALHEIM
Herzverloren

(Pläne 88959/Rough Trade, www.roughtrade.de)
13 Tracks, 44:58, mit Texten und Infos

Auf Herzverloren stellt Barbara Thalheim Lieder ihrer französischen Lieblingschansonniers vor. Für einmal heißen die Inspirationsquellen nicht Brel und Brassens. Die Vorlagen für die gefühlvollen Übertragungen in die deutsche Sprache fand die Berlinerin bei Chansonniers und Rocksängern der Nachkriegsgeneration wie Maxime le Forestier, Bernard Lavilliers, Renaud oder der Gruppe Noir Désir. Dabei fällt auf, wie stark und gleichzeitig zerbrechlich die Franzosen ihre Gefühlswelten zeichnen, wie bissig ihre Gesellschaftskritik zuweilen ausfällt. Barbara Thalheims deutsche Chansontexte sind keine bloßen Übersetzungen. Wichtiger als eine wortgenaue Übertragung ist ihr die Nachdichtung der Texte, deren Atmosphäre so wunderbar erhalten bleibt. Dank dieser Herangehensweise an das Liedermaterial ist jedes der Chansons gewissermaßen zu ihrem eigenen geworden. Sie versprühen aber immer noch einen französischen Charme. Dafür sorgen neben der hervorragenden Sängerin Jean Pacalet, der Akkordeonist und musikalische Leiter des Projekts, der Gitarrist Rüdiger Krause, Perkussionist Topo Gioia und der Kontrabassist Bartek Mlejnek.

Martin Steiner

 

BARBARA THALHEIM – Herzverloren


MAIKE ROSA VOGEL
Golden

(Salon Mondial GbR SAL008/Our Distribution, www.our-distribution.com)
12 Tracks, 58:11, mit dt. Texten und Infos

Über dieses von Jugendlichen und Berufsjugendlichen gerühmte Debüt werden die Generationen keinen Vertrag schließen können. Das Etikett „Electrofolk“, das sich die auch schon 32-jährige Absolventin der Mannheimer Popakademie selbst auf die Stirn pappt, geht wohl in Ordnung – aber nicht aus künstlerischen Gründen. Ja, sie könnte ein Sprachrohr ihrer Generation sein: Wer oder was bin ich? Warum? Und vor allem natürlich: Beziehung, Beziehung, Beziehung – so ist das bis zu dem Alter bekanntlich. Aber dass – beziehungsweise ob – dies alles stilistisch so variantenarm, stumpf und betont schluderig daherkommen muss? Und ist die Bekenntnishaftigkeit der wortreichen – gleichwohl nicht sonderlich wortmächtigen – Texte nicht vielleicht einfach ein bisschen nonchalant (inhaltlich), peinlich (persönlich) und billig (stilistisch)? Abgerechnet wird auch über künstlerische Qualität zum Schluss. Nach einem Zeitraum wie dem etwa, der vergangen ist, seit der Autor dieser Zeilen so alt war wie die Künstlerin. Was damals so alles Eingang in sein Tagebuch fand! Gott sei Dank ist er damit nicht hausieren gegangen. Aber auch das kann die nächste Generation natürlich schon wieder ganz anders sehen ...

Christian Beck

 

MAIKE ROSA VOGEL – Golden


THE WHITEST BOY ALIVE
Rules

(Bubbles 002/Groove Attack, www.grooveattack.com)
Promo-CD, 11 Tracks, 43:41

Was für ein schöner Kontrast! Hie die zarte, melancholische Stimme des gebürtigen Norwegers Erlend Oye, der mit zwei wunderschönen Alben der Kings of Convenience bekannt wurde. Da eine Berliner Band, die sehr spielfreudig und beschwingt groovt und dabei selbst vor Disco- und Housebeats nicht zurückschreckt. Eingespielt ganz pur in klassischer Besetzung – Gitarre, Bass, Schlagzeug – plus Synthesizer, dem in sämtlichen Tracks viel Raum zum Pluckern, Fiepen und Ploppen, aber niemals zum Wabern gelassen wird. Die Songs wurden allesamt in einem Stück gemeinsam live aufgenommen, ohne später noch daran herumzutricksen. Das klingt dann trotz der rhythmischen Nähe zum Dancefloor und der kompositorischen zum Pop im Ergebnis aufrichtiger, transparenter und den Traditionen des Folk näher als all die vermeintlich „akustischen" Aufnahmen, die dann doch alles ausreizen, was die Studiowundertechnik so zu bieten hat. Erlend Oye singt von gescheiterten Beziehungen („Dead End“), fragwürdigen guten Vorsätzen („Intentions“) oder auch einfach nur zigmal hintereinander „Timebomb“ und drückt damit selbst dem gleichnamigen Quasi-Instrumental seinen unverwechselbaren Stempel auf. Sehr charmant.

Gunnar Geller

 

THE WHITEST BOY ALIVE – Rules


FALK ZENKER
Gedankenreise

(Acoustic Music Records/Rough Trade 319.1405.2, www.roughtrade.de)
12 Tracks, 45:32

Wenn einer eine Reise tut ..., und sei es in Gedanken. Man möchte ihm von Herzen für seine präzise und subtil formulierten Reisebeobachtungen danken. Das braucht lange innere Erkundung, sensiblen Umgang mit Sprache, einen hohen Grad an Aufmerksamkeit. All das besitzt Falk Zenker in reichem Maße. Der Gitarrist aus Weimar passt in keine der Schublade, die wir so gerne benutzen, um uns sicher zu fühlen. Aber welcher Reichtum würde uns entgehen, wenn die Selbstbegrenzung in der Kunst zur obersten Maxime würde. Die klassische Ausbildung ist so natürlich in den freien Fluss der Musik gewoben wie die Expressivität und Rasanz des Flamenco. Wie bei den Vorgängern gelingt es Zenker wieder von der ersten Note an zu bezaubern, vergeht die Reise allzu rasch. Eine erlesene Schar von Gästen an Violine, Cello, Fagott, Saxofon und Perkussion reichert den klanglichen Kosmos um wunderbare Farben an. Zenker selbst lässt über sein klassische Gitarre hinaus Obertonschläuche singen, bindet eine Kalimba in Mozarts „Kleine Nachtmusik“, zupft schon einmal eine apart gestimmte Zither. Der Hörgenuss ist verbal kaum zu vermitteln, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Selber reisen – und sei es in Gedanken ...

Rolf Beydemüller

 

FALK ZENKER – Gedankenreise

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