NORDSÜDWÄRTS DURCH DIE DIALEKTE –
Neue Mundartalben
Von Ulrich Joosten
Wenn es auch im Spotlight nicht so aussieht – es wimmelt quer durch die
Republik von interessanten Mundart-Neuerscheinungen!
All up Stee
heißt ein Album des Duos
BLAU:
– Günter Orendi und Werner Wilms – aus Ostfriesland, das aufhorchen lässt
(Starfish Music CD 66668-2, www.starfishmusic.de, 14 Tracks; 59:29, mit plattdt.
Texten)
. Fein ziselierte Gitarrenarbeit, dezent verfeinert von Klavier, Percussion,
Sousaphone und E-Bass. Stilistisch von leichtem Reggae über akustischen Blues
bis zum Chanson und Popsong gefächert, empfehlen sich die Lieder durch
intelligente Texte und angenehme Stimmen. Das vierte Album des Geltinger
Quartetts
LORBASS
machen Inge Lorenzens großartige Sologesangsstimme und folkig-flotte
Arrangements auf Geige, Bass, Mandoline, Handharmonika und Gitarre hörenswert.
Auf
Vun Hebrohy nah Schrepperie
(Jam Tonic Records, www.lorbass.net, 13 Tracks, 50:26, mit plattdt. Texten)
gibt es neben traditionellen Liedern und Songs aus der Feder des Gitarristen
Bernd Jochimsen diesmal auch plattdeutsche Cover von Songs aus völlig anderen
Mundartregionen. Sieh an, Kölsche Leeder lassen sich also auch hervorragend auf
Plattdeutsch singen – Wolfgang Niedeckens „Waschalson“ etwa.
Sprachgrenzüberschreitend gut! Wesentlich weiter südlich schmiedet
DIETER HUTHMACHER
in Schwaben literarische Dialektlieder. Seine neues Album
Guck
(Merkton MER 890340/In-akustik, www.in-akustik.com, www.doppelfant.de, 12
Tracks, 43:10)
, bereits sein sechstes, enthält ruhige Stücke, aber auch rockig arrangierte
Lieder und Chansons mit satirischen, ziemlich spitzen Texten in schwäbischer
Mundart, über „Verlierer“, „Karrieren“ und „Rattefänger“. Angenehme Stimme,
insgesamt eher der Popmusik zuzuordnen. Geografisch nicht weit entfernt,
musikalisch jedoch eindeutig folkig – keltisch-schwäbisch, wenn man so
will – sind Albert Bücheler und Martin J. Waibel als Duo
BINI ZUCHINI
Ondrweags
(Virus Music, www.bini-zuchini.de, 13 Tracks, 63:29, mit schwäb. Texten)
. Ihre Roots liegen unüberhörbar im keltisch angehauchten Blues. Wenn man noch
den schwäbischen Dialekt hinzuaddiert, wird eine homogene Mixtur daraus, in der
sie, verstärkt durch kompetente Gastmusiker, in eigenen Songs über alle
möglichen Lumpen singen. Völlig ohne Unterstützung kommt weiter westlich
FREDMAN
aus Tegernheim auf seinem durchaus gelungenen, selbst produzierten Album
In da Dür
daher
(Eigenverlag, Tel. 09403-969008, 10 Tracks, 38:51)
und beweist, dass sozialkritisches oberpfälzer „Mundart-Liadamaching“, mit
einer angenehmen Gesangsstimme zur filigran gezupften Nylonsaitengitarre
vorgetragen, durchaus unterhalten kann. Trotzdem darf er beim nächsten Mal
durchaus etwas weniger spartanisch instrumentiert daherkommen. Das Beste zum
Schluss: Aus dem tiefsten Süden stammen zwei Damen, die sich aus gutem Grund
den Duo-Namen
VIVID CURLS
gegeben haben. Gitarristin und Sängerin Irene Schindele und Texterin,
Mundharmonikaspielerin und Sängerin Inka Kuchler legen mit
Allgäu
(Eigenverlag, www.vivid-curls.de, 12 Tracks, 44:16, mit allg. Texten)
ein unbedingt empfehlenswertes Album eigener Songs vor. Meist in Allgäuer
Mundart, in einer musikalischen Mixtur im Spannungsfeld von Rock, Pop und Folk.
Genial arrangiert, mit Drums, Bass und Gitarren eingespielt und mit
gänsehauttreibenden Vokalharmonien vorgetragen, sind die Lieder der beiden Damen
ein Hochgenuss und uneingeschränkt zu empfehlen.
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