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AUFWIND
Modne Welt
(Misrach-Music MSR 2008, www.aufwindmusik.de)
14 Tracks, 47:36, mit Infos und Texten
Claudia Koch (Gesang, Geige), Hardy Reich (Gesang, Mandoline, Gitarre) und
Andreas Rohde (Bandoneon, Percussion) schlossen sich 1984 mit dem Schwerpunkt
Lieder in jiddischer Sprache zusammen. 1988, mit Neuzugang Jan Hermerschmidt
(Klarinette), verlegte sich Aufwind dann verstärkt auf Klezmermusik. Neben
Auslandsgastspielen, Fernsehproduktionen und einer Theaterinszenierung wurden
bis 1996 vier Alben produziert, das erste 1989 noch bei Amiga. 2003 folgte
Inejnem
mit Thomas Paffrath als Gastbassist, der wenig später durch Janek Skirecki
ersetzt wurde. Christian Marien wirkt auf dem vorliegenden sechsten Album
Modne Welt -
zu Deutsch „seltsame Welt“ – als Gastschlagzeuger mit. Wie in den zwanzig
Jahren zuvor wählt die Gruppe meist Lieder mit jüdisch-jiddischem Hintergrund
aus, um diese durchwegs mit eigenen musikalischen Arrangements von Claudia Koch
und Andreas Rohde, man möchte fast sagen: „aufzuwerten“. „Tscholent“ („der
Schabbatheintopf“) oder auch „Dos Rejdele“ („das kleine Rad“) sind neben
mitreißender Instrumentalmusik Beispiele für eine abwechslungsreiche Mischung
poetischer Balladen. Nicht zu vergessen Hermann Leopoldis zauberhaftes
„Schnucki“, vor über dreißig Jahren durch André Heller bekannt geworden.
Matti Goldschmidt
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LYDIE AUVRAY
Soirée
(Westpark Music [LC 07535] 87158/Indigo. www.indigo.de)
19 Tracks, 63:27, mit dt., engl. u. frz. Texten u. Infos
Muss man zu Lydie Auvray noch etwas sagen? Die bekannteste Akkordeonistin
Deutschlands ist ein solches Urtier der hiesigen Folkszene, dass ihr
dreißigjähriges Bühnenjubiläum mit Fug und Recht als ein großes Ereignis gelten
darf. Es war ein wunderschöner Abend in der Kulturkirche Köln, der
Deutschlandfunk nahm auf, und Kameras liefen auch mit – DVD gleichen
Titels auch bei Westpark. Der besondere Abend ließ die Musik der Frau mit der
dreifachen Heimat Normandie, Köln und Kleine Französische Antillen direkter zum
Ausdruck kommen als die meisten ihrer Studioaufnahmen mit der Band, den
Auvrettes – außer dem Solo-Akkordeonalbum
Pure
. Auvray-Hits wie „Der vierte Mann“, „Oh Ma Canellou“ (für ihre Tochter) und
„Java En-On“ entfalten eine besondere Intensität – live ist eben Leben,
und so lieben wir Lydie ja auch! Schade, dass die Auftritte der Freunde Hannes
Wader, Elke Heidenreich und Stoppok nur auf DVD zu erleben sind, solche
Freundesduette gehen angemessen ans Herz – und spiegeln die Begeisterung
des deutschen Publikums für „Madame Accordéon“, die auf ihre Anerkennung in
Frankreich ungerechterweise immer noch wartet.
Gerd Heger
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DUO MONDSÜCHTIG
Zeit zu gehen
(Jazzhaus Records JHR 020/In-akustik, www.in-akustik.com)
Promo-CD, 13 Tracks, 50:28, mit dt. Texten u. Infos
Dieses Album verdient, dass man sich mit ihm beschäftigt, sich auf es einlässt.
Der erste Eindruck vermittelt so etwas wie eckige Hektik, eine unruhige
Aufgeregtheit. Doch dann nimmt man plötzlich die angenehme Stimmlage der
Sängerin wahr, tief und intensiv. Und die Gitarrenrhythmen werden von Takt zu
Takt differenzierter, vielschichtiger, jazziger. Der Hörer –
selbstverständlich auch die Hörerin – empfindet, wie Gitarre und Stimme zu
einer Einheit verschmelzen, zu einem kraftvollen Klang, der den gesamten Raum
auszufüllen vermag. Hinzu kommen die Texte: keine große Poesie – wer
erwartet das schon von Songtexten? Aber dennoch intelligent gemacht und in sich
schlüssig, was keinesfalls selbstverständlich ist. Sämtliche Texte thematisieren
die Liebe mit all ihren positiven und negativen Begleiterscheinungen und richten
sich an ein Gegenüber, an ein Du, sind quasi Gesprächsangebote. Es ist
erstaunlich, welche Dichte und Intensität die Sängerin Charlotte Pierre und der
Gitarrist Eugen Wiedemann allein mit Stimme und Gitarre erzeugen können. Ein in
jeder Hinsicht – auch äußerlich – gut gemachtes Album zum
aufmerksamen Anhören und Mitfühlen.
Kai Engelke
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FOLKINGER
Dreh mich herum
(Eigenverlag, www.folkinger.de)
20 Tracks, 74:54, mit Tanzbeschreibungen
Bereits zu DDR-Zeiten spielte das Quintett unter der Leitung von Tilo Kunert
(Klarinette, Saxofon) vor allem in der Hauptstadt Tanzmusik. Seit 1991
veröffentlichen sie auch Alben,
Dreh mich herum
ist nun das mittlerweile fünfte. Und das vierte, das mit Tanzbeschreibungen in
Form eines kompakten Begleitheftes daherkommt. Wie in der Vergangenheit liegt
auch diesmal der Schwerpunkt auf israelischen Folkloretänzen, mit elf aus
zwanzig Titeln überdeutlich vertreten. Nicht ganz einsichtig ist, wieso gerade
bei den israelischen Titeln die Komponistenangaben unterdrückt werden –
alle werden als „traditionell“ bezeichnet, was nur in drei Fällen tatsächlich
stimmt. In Israel so bekannte Namen wie Mordechai Zeira, Shalom Postolski oder
Nurith Hirsch bleiben unerwähnt. Ebenso sucht man die Namen der Bandmitglieder
im Booklet vergeblich, neben Kunert Heiner Frauendorf (Akkordeon) Thomas Görsch
(Schlagzeug), Michael Jach (Bass, Percussion) und Anke Reetz (Violine).
Musikalisch bleibt Folkinger den Anfängen treu, es swingt nett und erträglich
im Wohnzimmer – sicher jedoch wesentlich kräftiger bei den Liveauftritten
mit Unterstützung der Tanzgesellschaft Hashual mit dem bewährten Thomas
Röhmer.
Matti Goldschmidt
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