JAN PRESTON & MICHAEL MAASS
The Piano Has The Blues
(Stormy Monday Records MO 81254/Mäule & Gosch Tonträgervertrieb, www.schwabenpower.de)
13 Tracks, 36:47, mit wenigen engl. Infos
Da haben sich zwei gefunden, die australische „Queen des Boogie-Pianos“ Jan
Preston und der deutsche Blues- und Boogiedrummer Michael Maass. Denn auch eine
erstklassige Pianistin – und Sängerin – bedarf eines musikalisch
versierten Begleiters. Mit diesen Voraussetzungen ging es ins Studio und die
dort entstandenen 13 Stücke sprühen vor Energie und Spielfreude. Jan Preston hat
hier im Verhältnis fifty-fifty Eigen- und Fremdkompositionen ausgewählt: Von
Chuck Berry („Monkey Business“) über Roy Byrd („How Long Train“) oder Hadda
Brook („Lazy Boogie“) spannt sie die Palette bis zu eigenen Songs mit Titeln wie
„Hello Professor“ oder „Wild Mood Swing“. Diese Lieder atmen den Blues, in ihren
professionelles Arrangements, aber auch eine seelenvolle Tiefe und spielerische
Musikalität. Jan Preston wurde in Australien bereits mit Auszeichnungen als
„Best Female Blues Artist“ oder „Blues Performer of the Year“ überschüttet. Auch
hierzulande dürfte sie sich bald eine Fangemeinde erspielen – im September
2009 geht es wieder rund durch Germany. Schöne, lebendige, geerdete Musik;
genretypisch – das aber herausragend.
Carina Prange
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HAREL SHACHAL & ANISTAR
Esh
(The Common Gene 001/Magda MGD082/Galileo MC, www.galileo-mc.de)
11 Tracks, 70:02
Dass
Esh
– drei Jahre nach seiner Veröffentlichung in den USA – nun endlich
auch hierzulande verfügbar ist, ist ein Glücksfall. Mit zunehmender Spieldauer
steigern sich die musikalischen Erfrischungen in Form stilistischer Vielfalt
und harmonischer Wendungen. Legenden wie der türkische Klarinettist Mustafa
Kandirali und der ägyptische Saxofonist Samir Srour flackern auf,
augenzwinkernd werden arabeske Unisonoläufe eingeflochten, dann schimmert eine
Portion Jazz durch. Die gemeinsame Schnittmenge aus dem Nahen Osten, der Türkei
und einer Portion aus der Gemengelage Balkan & Gypsies kreierte der
Saxofonist und Klarinettist Har-El Shachal mit seinem ausgezeichneten
Anistar-Ensemble. Der Geiger Skye Steele und Uri Sharlin am Akkordeon seien
hier hervorgehoben. Der Bandleader und sein Akkordeonist kamen vor etwa zehn
Jahren aus Israel in die New Yorker Jazzszene. Hier formte Har-El Shachal sein
achtköpfiges Ensemble, in dem auch noch ein Cellist, ein Bassist, ein
Oudspieler und drei Percussonisten mitwirken. Das Ergebnis ist derart
kunterbunt, dass es sich nicht mit Formeln wie Makam-Jazz oder Orient-Fusion
wiedergeben lässt.
Birger Gesthuisen
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RAHAYU SUPANGGAH & GARASI SENI BENAWA
Cokekan – Javanese Chamber Music
(Felmay fy 8141/Pool Music & Media, www.pool-musik.com)
4 Tracks, 66:13, mit engl. Infos
Der 1949 in Benawa, Zentraljava geborene Komponist, Musiker, Autor und
Ethnomusikologe Rahayu Supanggah organisiert ebendort ein Künstlerforum mit dem
skurrilen Namen Garasi Sena Benawa – frei übersetzt: „Garage der Kunst,
Benawa“. Ziel dieser Gemeinschaft ist es, traditionelle zentraljavanische
Kunstformen – Musik, Tanz, Theater und Lyrik – behutsam in die
Gegenwart zu transferieren. Dieses „behutsam“ ist Supanggah wichtig, bewahrt es
die traditionelle Hochkultur doch vor einer bloßen Reduzierung auf audiovisuelle
Effekte oder musikalisches Fastfood. So dominieren auf dem aktuellen Album der
Kunstgarage denn auch eher die sperrigen Konzepte, hören wir die alten
Metallofone, Holzxylofone, Fasstrommeln, Psaltern, zweisaitigen Spießgeigen,
Bambusflöten sowie den kräftigen Sopran von Eni Suryani, die den vier
historischen Sujets somit eine unverwechselbare Stimme/Stimmung verleiht. Die
altbewährte Gleichung „Pop + Ethno = Weltmusik“ will Supanggah also nicht
aufmachen, vielmehr möchte er das Alte sorgsam entstauben, wo nötig ein wenig
beispachteln, sauber grundieren und mit einem widerstandsfähigen Lack
zukunftsfähig machen. Insofern ist „Kunstgarage“ ein durchaus passender Name ...
Walter Bast
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