WEIHNACHTEN SPEZIAL
Anfang August unterwegs im ICE 857 zwischen Köln und Berlin – da hört man
Weihnachts-CDs besonders intensiv. Der Liedermacher
KLAUS-ANDRÉ EICKHOFF
wagt sich mit
Ach, du Fröhliche!
(Cap Music, www.cap-music.de, 12 Tracks, 43:41)
frontal an das heikle Thema – und gewinnt dem Fest tatsächlich noch neue,
witzige und ironische Aspekte ab. Und das Lied „Was ist los?“ zeigt, dass nicht
nur der Rezensent mit der vorgezogenen Weihnachtsstimmung zu kämpfen hat. Doch,
doch, überzeugend, intelligent und radiotauglich. Völlig ironiefrei dagegen
identifiziert sich das niederösterreichische
ZISTERSDORFER TERZETT
auf
Weihnachten naht
(HeiVo, www.volkskulturnoe.at, 28 Tracks, 58:13)
mit den Vorkommnissen im Dezember. Unbegleiteter Gesang (zweimal weiblich,
einmal männlich), bekannte und rare Lieder sowie neun gesprochene Texte sind
jenen Zeitgenossen zu empfehlen, die eher zu Beschaulichkeit tendieren. Ebenso
ernsthaft und dennoch mit einem völlig anderen Ansatz werden auf
Navidadau
(Fidula-CD4490, www.fidula.eu, 27 Tracks, 63:55)
Weihnachtslieder aus Lateinamerika zum Singen und Tanzen dargeboten, von einer
deutschen Formation zwar (
INDOAMERIAKNISCHES ENSEMBLE
), doch unter Leitung von
José Posada-Charrúa
. Ein Durchgang ist mit Gesang, der zweite instrumental zum Selbersingen. Texte
und Tanzbeschreibungen finden sich im Booklet dieser für jung and alt
konzipierten CD. Wenn die Firma Trikont so etwas wie
Wish You – Best Christmas Ever
(Trikont/Indigo, www.trikont.de, 19 Tracks, 57:42)
veröffentlicht, dann ist das ideal für alle, „die eigentlich nicht so viel mit
Weihnachten anfangen können“, so der Waschzettel – klar! Independent,
Swing, Blues, Country, Pop, meist amerikanisch und durchaus auch sommertauglich
– wenn man bei den Texten nicht so genau hinhört. Die Neapolitaner mögen
ihre Advents- und Weihnachtslieder gerne etwas schwungvoller. Auf dem ziemlich
bordunlastigen Album
Fermarono I Cieli
(Finisterre FTCD37, www.finisterre.it, 12 Tracks, 41:20),
einer Sammlung christlicher Lieder aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, greift
der Sänger, Akkordeonist und Dudelsackspieler
AMBROGIO SPARAGNA
neben weiteren – auch weiblichen – Stimmen außerdem auf diverse
Dudelsäcke zurück, unter anderem den etwa zwei Meter riesigen Zampogna Gigante.
Amerikanisch-irisch geht es auf
EILEEN IVERS
An Nollaig – An Irish Christmas
(Musical Bridge/Compass Records 744672/Sunny Moon Music Distribution,
www.sunny-moon.de, 11 Tracks, 43:31)
zu. Die Platte der brillanten Fiddlerin – übrigens ist nur der Titel
gälisch – gerät instrumentell zwar etwas glatt, ist aber sehr gekonnt
eingespielt. Der Gesang klingt selten passend, außer bei dem einen Stück, bei
dem Susan McKeown singt. Witzig die Kreuzung von Johann Sebastian Bach mit
irischen Elementen. Ein extrem ambitioniertes Projekt hat sich die mehrfach
ausgezeichnete Sängerin
FIONA MACKENZIE
mit
Duan Nollaig – A Gaelic Christmas
(Greentrax Recordings CDTRAX 320, www.greentrax.com, Do-CD, 35 Tracks, 95:07)
ausgesucht: Hymnen zur Weihnachtszeit, ausschließlich in Gälisch, dabei auch
viele Übersetzungen aus dem Englischen. Eine riesige Schar prominenter
Musikerinnen und Musiker unterstützt sie dabei, unter anderem der deutsche
Gälischexperte Michael Klevenhaus – der hier allerdings in seiner
Muttersprache singt! Der erfahrene Produzent Irvin Duguid sorgt dafür, dass
nichts aus dem Ruder läuft. Ein feines Doppelalbum jenseits seiner Thematik.
Einziger Kritikpunkt: Anderthalb Stunden schottische Musik, und keine Pipes
– da fehlt doch was!
Mike Kamp
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