EMIRSIAN
Yelq
(Noisolution 910872/Indigo, www.indigo.de)
12 Tracks, 38:51
Ein Folkalbum ist sicherlich keine Alltäglichkeit für das auf die härtere
Gangart spezialisierte Label Noisolution.
Yelq
ist aber in vielerlei Hinsicht keine Alltäglichkeit. Das fängt beim Künstler
selbst an. Der Armenier Aren Emirze alias Emirsian hat sich einen Namen mit
seiner Noise-Band Harmful erspielt, die auch hartgesottenen Punks den Schweiß
auf die Stirn trieb. Nun schlägt er filigrane Töne an, seine Songs klingen
zerbrechlich und persönlich, und dennoch ist dies keine vollständige
musikalische Abkehr von der Band.
Yelq
ist ein Folkalbum für die Straße. Die Songs gehören in verrauchte Kneipen, auf
die Nebenbühnen von Metal-, Punk- oder Hardcore-Festivals und in das Herz
derjenigen, denen diese Welt schon lange abgewöhnt hat, Gefühle nach außen zu
tragen. Die auf diese Weise verschütt geglaubten Emotionen ruft Emirsian wach,
gleich ob er seine eigene Familienchronik aufarbeitet oder auf das Schicksal
seines armenischen Volkes hinweist. Das Album ist rau und dennoch optimistisch.
Man fühlt sich verstanden und angenommen und vermutlich ist es das, was diese
Platte besonders auszeichnet: das Gefühl, Emirsian ist einer von uns.
Chris Elstrodt
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IZABO
Super Light
(Labeleh Records NMC 03304002, www.labeleh.com)
12 Tracks, 44:52, mit engl. Texten
„Morning Hero“ und „Kisses“ vom Debüt
The Fun Maker
(2003) sind seit Jahren Geheimtipps in Alternativklubs. Besucher des
TFF.Rudolstadt 2008 konnten nun das vorliegende zweite Album bereits vor dem
offiziellen Erscheinen erwerben – Izabo war dort einer der acht Acts zum
diesjährigen Schwerpunkt Israel, für viele war das Quartett die positive
Überraschung des Festivals überhaupt. Auch wenn ihre Musik nur mit viel
Fantasie unter das breite TFF-Thema Weltmusik passt – Psychedelia aus den
Sechzigerjahren erscheint selbst im großen Musikschmelztiegel noch genrefremd.
Izabos Texte sind durchweg in Englisch, und während der Konzerte verzichtet man
auf Ansagen. Ähnlich wie bei Balkan Beat Box oder Boom Pam unterdrückt man so
mit Ausnahme der Preisgabe der Herkunft alles Israelische, im Ausland soll
vielmehr die Internationalität betont werden, wie der Kopf von Izabo, Ran
Shem-Tov (Gitarre), auf Anfrage ohne zusätzlichen Kommentar bestätigte. Kein
Wunder, dass die Gruppe in Israel selbst weniger Erfolg hat: Der Inlandsmarkt
ist eher über die hebräische Sprache zu erreichen. Das gilt jedoch nicht für
uns – Shem-Tov, Shirir Hadar (Keyboards), Yonatan Levi (Bass) und Nir
Manzur (Schlagzeug) sorgen dafür, dass fast jeder Titel des Albums den Zuhörer
mitreißt, von „Slow Disco“ über „Tomorrow“ bis „Star“.
Matti Goldschmidt
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