DIVERSE
In The Name Of Love: Africa Celebrates U2
(Shout! Factory/Wrasse Records WRASS 216/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com)
12 Tracks, 49:29, mit ausführlichen engl. Infos
Das könnte die Lösung sein! Sie selbst interpretieren nur noch
Fremdkompositionen, und ihre eigenen Werke lassen sie dafür von wieder anderen
spielen. Den ersten Teil erledigten U2 als Begleitband Leonard Cohens auf dessen
„Tower Of Song“ im Rahmen der Doku
I’m Your Man
bereits vor zwei, drei Jahren mustergültig. Den zweiten übernahmen nun Künstler
aus Angola, Benin, Guinea, Kamerun, Liberia, Mali, Nigeria, dem Senegal, Sierra
Leone und Südafrika. Und zeigen zugunsten des Global Fund – dessen Kampf
gegen Aids, Tuberkulose und Malaria ein Teil der Einnahmen zufließt – und
als Hommage an das unermüdliche Afrika-Engagement Bonos und seiner Mitstreiter
dabei mal eben, was ein bisschen Bodenständigkeit oder Lockerheit statt all der
Posen doch selbst beim ödesten Pathospop noch ausrichten können: „Where The
Streets Have No Name“ vibrieren unter Tony Allens Händen im Afrobeat, die
African Underground All-Stars bekennen ihr „Desire“ mit der Dringlichkeit, die
man dabei erwartet, „One“ injiziert Keziah Jones mit dem für wahre weltweite
Einheit dringend nötigen Soul – und so weiter, Angélique Kidjo, Soweto
Gospel Choir, und so fort. Und alle, aber wirklich alle haben was davon ...
Christian Beck
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FRESHLYGROUND
Ma’cheri
(Wrasse Records WRASS 222/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com)
15 Tracks, 68:38
Groß und gut erkennbar sind im Booklet im Gegensatz zu den Texten die
Bandmitglieder abgebildet. Es beginnt mit Simon und Peter. Stünde statt „Peter“
dort „Garfunkel“, man würde nur kurz stutzen. Denn die beiden kommen genauso
freundlich unscheinbar daher. Dann kommt Julio. Hinter seinem Namen ist ein
Herz, und herzig sieht der Afrikaner in weißem Hemd und weißen Turnschuhen auch
aus. Aron ist wohl eher der flippige Typ. Er tut so, als würde er durchs Bild
surfen. Kyla Rose erinnert optisch an Nena und steht direkt neben Josh, mit
Brille, ernstem Blick und Beatles-Gedächtnisfrisur. Zolani ist die Sängerin.
Freshlyground sind ein Weltmusikorchester aus Südafrika. Aber sie sind auch
poppig. Zolanis Stimme ist samtig weich und anschmiegsam, eingängig ist auch die
Instrumentation. Deswegen wurde die Band 2005 zur Eröffnung der Expo in Japan
eingeladen. Deswegen hat sie auch den MTV Award 2006 als „Best African Act“
erhalten. Und in diesem Jahr gleich mehrere Auszeichnungen beim South African
Music Award. Die acht werden demnächst häufiger zu hören sein. Sie sind nämlich
kulturelle Botschafter der Fußball-WM 2010 in ihrer Heimat. Sie produzieren
Ohrwürmer. Und sie machen Spaß.
Sarah Habegger
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MOUNIRA MITCHALA
Talou Lena
(Marabi 46826.2/Harmonia Mundi, www.harmoniamundi.com)
12 Tracks, 52:03
Sie hat das Zeug, ein Star der Afropopszene zu werden, in die Fußstapfen zum
Beispiel Angélique Kidjos zu treten. Die 28-jährige Sängerin und Komponistin aus
dem Tschad gewann mit diesem Debütalbum 2007 den Prix Découvertes von Radio
France Internationale – dank ihrer sympathischen Ausstrahlung, ihres
Talentes, bewegende Lieder mit eingängigen Melodien zu schreiben, und natürlich
auch ihrer hellen, bisweilen kindlich anmutenden, ausdrucksstarken Stimme. Wobei
verblüfft, dass ihr Gesang nicht immer intonationssicher ist. Aber dies stört
nicht weiter, ihre begeisternde Interpretation gleicht solche Mängel aus.
Erfreulich, wie engagiert Mounira in ihren Texten zu Werke geht, ohne nur
Plattitüden abzusondern, die ganze Palette an Problemthemen, die man mit Afrika
in Verbindung bringt, anpackt: Zwangsheirat, Hunger, Aids, Krieg zu Hause oder
im Nachbarland Sudan (Darfur) und mehr. Daneben preist sie ihr wichtige Menschen
und ihr schönes Heimatland. Natürlich bedient sie sich der Traditionen des
Tschad, poppt und peppt ihre auch tanzbaren Lieder jedoch auf, ohne deren Seele
zu verkaufen. Ein feines, ergreifendes Album einer Künstlerin, von der wir
sicher noch mehr hören werden!
Roland Schmitt
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