back Rezensionen Lateinamerika/Südamerika/Karibik


KARAMELO SANTO
Antena Pachamama

(Benditas Producciones/K Industria K 108 CD/Galileo MC, www.galileo-mc.de)
12 Tracks, 38:40, mit Texten und engl. Textübersetzungen

Latin Ska, Cumbia, Rock, Reggae und Punk sind die Grundzutaten des Karamelo-Santo-Sounds, der inzwischen auch in Europa regelmäßig den Musikfreunden den Schweiß auf die Stirn treibt. Nach ihrer Zusammenarbeit mit Manu Chao vor einigen Jahren standen sie inzwischen mit nahezu allem, was international Rang und Namen hat auf der Bühne – von Depeche Mode bis Metallica. Bei Antena Pachamama , ihrem nunmehr sechsten Album, hat die Anfang der Neunzigerjahre gegründete Band auf keine ihrer Erfolgszutaten verzichtet. Nur noch etwas wilder sind die Jungs geworden: Skapunk peitscht, die Gitarre röhrt, die Orgel quietscht und Rockmelodien setzen sich fest – wenn uns die fetzigen Skabeats nicht gerade um den Küchentisch tanzen lassen. Aber auch eingängige und fast schon wie Volkslieder anmutende Liebeslieder entspringen der Feder der acht Karamelos diesmal. Die Gastmusiker reichen von DJ Flores über Baskenrocker Fermin Muguruza bis zu Les Babacools in Person von Caramelo Criminal. Zusammen liefern sie die erwartete Fiesta – die aber leider nach knappen vierzig Minuten schon wieder vorbei ist. Eine Überraschung aber findet sich doch: eine wunderbare Cumbia-Version von Bob Marleys „So Much Trouble In The World“. Die hätte den alten Bob sicher gefreut.

Claudia Frenzel

 

KARAMELO SANTO - Antena Pachamama


SERGIO MENDES
Encanto

(Concord/Universal 08880 7230707, www.universal-music-vertrieb.de)
Promo-CD, 14 Tracks, 58:00

Zap Mama, Jovanotti, Juanes, Till Brönner, Carlinhos Brown, Herb Alpert, Will. I. Am und andere mehr: Eine solche Gästeliste bekommt nicht jeder zusammen. Mendes ist aber auch nicht jeder, mit Frank Sinatra oder Sarah Vaughn hat der Pop- und Jazzveteran schon gearbeitet und ist für sich ein Stück Musikgeschichte. Mit Encanto hat Mendes ein fröhliches, brasilianisch groovendes Popalbum produziert, mit jeder Menge feiner Details, leicht jazzendem Einschlag und großartigen Einzelleistungen – Juanes! Brönner! Das schmalzige „Dreamer“ mit Herb Alpert und Lani Hall hätte man sich sparen können, das besorgt aber auch jeder CD-Spieler auf Tastendruck. Mit diesem Album kann der Sommer jedenfalls ruhig kommen. Und den appetitlichen Hintern auf dem Cover dürfen wir hier auch mal würdigen, traut sich ja sonst keiner.

Luigi Lauer

 

OMARA PORTUONDO E MARIA BETHÂNIA
Omara Portuondo E Maria Bethânia

(Biscoito Fino/Discmedi DM4510/Galileo MC, www.galileo-mc.de)
Promo-CD, 11 Tracks, 41:29

Diese anmutige Kuba-Brasilien-Liaison deutete sich schon auf Portuondos letztem Album Flor de Amor an, wo die Vokalistin aus Havanna einen Song von Carlinhos Brown auf Portugiesisch intonierte. Nun gibt es die verblüffende und sehr berührende Stimm- und Seelenverwandtschaft der 77-Jährigen und ihrer Kollegin aus Bahia zu entdecken. Die 62-jährige Schwester des großen Barden der Música Popular Brasileira, Caetano Veloso, entpuppt sich auch als Omaras Schwester im Geiste, die seit 19 Jahren von dieser Zusammenarbeit träumte. Die Charaktersängerinnen lustwandeln genüsslich – unisono oder separat – durch ein handverlesenes Repertoire ihrer beiden Länder, hin und her zwischen den zwei Sprachen. Und so wie die beiden erhabenen Stimmen einander sanft umgarnen, so unmerklich gehen auch afrokubanischer und afrobrasilianischer Spirit, die Romantik von Bolero und Jazzballade eine wohlklingende Verbindung ein. Wie etwa in dem Stück „Tal Vez“ von Los-Van-Van-Chef Juan Formell oder in „Só Vendo Que Beleza“, einem Samba von 1942. Sämtliche Songs sind in ihrer Intimität und süßen Melancholie wie gemacht für den nächtlichen Genuss. So auch die drei Wiegenlieder, von denen eins das Album eröffnet – mit nichts als Omaras Stimme, begleitet vom Rhythmus einer Cajón.

Katrin Wilke

 

OMARA PORTUONDO E MARIA BETHÂNIA - dto.


PUNTILLA Y EL CONJUNTO TODO RUMBERO
A Tribute To Gonzalo Asencio Tío Tom, 1919-1991

(Smithsonian Folkways SFW 40543/MP Media, www.mp-media.com)
9 Tracks, 60:27, mit engl. und span. Infos

Ende 2007 starb der renommierte kubanische Conguero Carlos „Patato“ Valdés, der gut fünfzig Jahre von der New Yorker Diaspora aus Latin Jazz und afrokubanische Musik, vor allem die Rumba kultivierte. Auch dessen Musikerfreund „Puntilla“ Orlando Ríos, der seit 1980 in den USA lebende Percussionist und Sänger, ist zwar nicht mehr der Jüngste. Aber er zelebriert diese extrem suggestive, irgendwie nie alt klingende Musik seit Jahren als eine generationsübergreifende Angelegenheit. Auf dem vorliegenden Album frönt er mit einem sublimen Rumba-All-Star-Ensemble dieser in Havannas und Matanzas’ Häfen aufgekommenen, stark afrikanisch geprägten Musik- und Tanztradition. Ihre Anfänge reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, ihr wichtigstes Biotop war und ist der Solar, eine alte, kubanische Mietskasernenvariante mit engem Gemeinschaftshof. In einer solchen wurde auch eine Lichtgestalt der Rumba, Tío Tom groß. Seine Königsdisziplin war der Guaguancó, die populärste der drei Rumbaformen. Acht der neun herrlich ausufernden, bis zu acht Minuten langen Tracks auf A Tribute ... sind Guaguancós aus der Feder dieses Vollblut-Rumberos, der für seine gesellschaftskritischen Liedtexte auch hinter Gitter musste. Ihm zu Ehren komponierten Puntilla und sein Sängerkollege Ernesto Gatel eine Columbina (Rumbastil), mit der das Album endet.

Katrin Wilke

 

PUNTILLA Y EL CONJUNTO TODO RUMBERO - A Tribute To Gonzalo Asencio Tío Tom, 1919-1991

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