Gastrezension
DIVERSE
With My Little Ukulele In My Hand
(Proper Records PROPER-CDBX140/Rough Trade, www.roughtrade.de)
CD 1: 78:18; CD 2: 77:23; CD 3: 76:43; CD 4: 78:05
Auf den ersten Blick provoziert die Ukulele Missverständnisse. Wer schon mal
einen „hüpfenden Floh“ - so die Übersetzung des Hawaiianischen Namens - in der
Öffentlichkeit präsentierte, weiß wovon ich rede: „Ne Kindergitarre!“, der
Spitzenreiter aller Publikumskommentare. Albern! Und genau deshalb assoziieren
wir dieses Instrument auch mit albernen Künstlern: Stefan Raab spielt sie, Götz
Alzmann auch. Konsequenterweise hätte schon Jack Lemmon sie verkörpern müssen,
damals in
Manche mögen’s heiß
, aber natürlich war es Marilyn Monroe. Unsterblich! Hier also eine Sammlung von
104 historischen Ukulelenmelodien. Die Linernotes weisen darauf hin, dass selbst
Größen wie George Harrison Fans des kleinen Instrumentes waren, und mit Israel
Kamakawiwo’oles magischer Version von „Somewhere Over The Rainbow“ im Ohr ist
Vorfreude auf die Box mit vier CDs groß. So manche Perle gilt es denn auch zu
entdecken: „I Like You“ von Sol Hoopii etwa, Jimmy Rogers noch als Len Slye oder
die Urversion von „Singing In The Rain“ von Cliff Edwards. Ungeteilte Freude
stellt sich beim Anhören dieser Fleißarbeit des britischen Proper Labels dann
aber leider doch nicht ein. Zu dominant der gespielte Witz. CD eins widmet sich
hawaiianischen Raritäten - tatsächlich hört man überwiegend Steelguitar, was
kein Nachteil ist. Nummer zwei ist randvoll mit amerikanischem Vaudeville - hier
nerven leider schnell die „lustigen“ gesungenen Trompetensoli. CD drei
versammelt dann die britische Version derselben Idee. Und auf Nummer vier dann
amerikanische Countrysongs mit hohem Jodelanteil. Spätestens da drängt sich die
Frage auf, was es an der Ukulele ist, das Sänger dazu reizt, ständig Albernes
möglichst noch alberner von sich zu geben? „There’s a guy I’d like to kill / And
if he doesn’t stop I will / Got a ukulele / And a voice that’s loud and
shrill!”, analysierte Johnny Marvin schon 1927. Doch was auch immer es ist -
erstens gibt es Leute, die diesen Humor lieben; zweitens ist es erstaunlich, wie
groß der Anteil der hawaiianischen Musik an der Popmusik des 20. Jahrhunderts
ist. Und dann bleibt noch Marilyn: „Ich bin die Ukulele!“ Das ist so sexy, da
verzeiht man den Rest ... PS: Das 48-seitige sachkundige Booklet bietet eine Fülle
an Informationen, ist aber leider etwas unübersichtlich und lieblos
präsentiert.
Christopher Blenkinsop
, Musikalischer Direktor der 17 Hippies, ist nicht nur ein großer
Ukulelenliebhaber und -sammler - unser Foto zeigt ihn mit drei seiner
zahlreichen Glanzstücke, in der Hand eine Maßanfertigung aus einer Zigarrenkiste
-, er spielte ein rundes Jahrzehnt in der Band auch kaum etwas anderes. Gerade
ist er dabei, eine Website zum Thema einzurichten: www.the-duke.info. Sobald er
einmal nicht ununterbrochen für
Folker!
-Leser touren und Alben einspielen muss, wird sie bis unters Dach mit
Ukuleleninhalten gefüllt ...
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