back Rezensionen Nordamerika


GEOFF BERNER
The Wedding Dance Of The Widow Bride

(Jericho Beach JBM 0701, go! www.jerichobeach.com)
10 Tracks, 45:37

Ursprünglich spielte Geoff Berner, der unter anderem für die Grünen in Kanada aktiv war, nur auf dem Klavier, als er einmal – so die Legende – auf einer Party gefragt wurde, warum er denn nicht auch das Akkordeon spiele. Also sattelte er um, um sich musikalisch – sein erstes Soloalbum erschien 2000 – zuerst als Punker zu engagieren, etwa mit Titeln wie „Wir müssen alle einmal eine Prostituierte sein“. In den Jahren 2004 und 2005 kam Berner durch einen längeren Rumänienaufenthalt mit Klezmer in Berührung, daraus resultierte das erste Album einer geplanten „Klezmertrilogie“ namens Whiskey Rabbi. Das vorliegende zweite Album dieser Trilogie entspricht den Ansprüchen, die sich der jüdische Musiker – begleitet von Diona Davies (Geige) und Wayne Adams (Percussion) – selbst stellte, nämlich „to make original klezmer music that’s drunk, dirty, political and passionate“, was bereits im ersten Stück „Good Luck Now“ voll zur Geltung kommen sollte. Zu schade, dass im Begleitheft die Texte der Lieder mit derart viel Botschaft fehlen, ganz zu schweigen von Übersetzungen. Um Berner abschließend nochmals zu zitieren: „I want to drag klezmer music kicking and screaming back into the bars“ – dass er damit Erfolg hat, möchte man nicht nur diesem beachtenswerten Musiker wünschen ...

Matti Goldschmidt

 

GEOFF BERNER – The Wedding Dance Of The Widow Bride


DEVOTCHKA
A Mad & Faithful Telling

(Anti- 86940/SPV, go! www.spv.de)
Promo-CD, 10 Tracks, 42:16

Wer bei DeVotchKa Mädchen erwartet, der wird enttäuscht. Und wer denkt, die überwiegend maskuline Band hätte dann noch was mit Osteuropa zu tun, der hat ebenfalls weit gefehlt. DeVotchKa sind so osteuropäisch, wie der Folker! eine Autozeitung ist: Die drei Herren und eine Dame kommen aus dem schönen und musikalisch zu Herausforderungen animierenden Denver und geben Südosteuropa und Südamerika als bevorzugte Reiseziele an. Kennen kann der eine oder andere Musikfan die Band bereits aus dem Soundtrack zu Little Miss Sunshine. Dort wie auf dem hier vorliegenden Album mischen sie ziemlich spielwütig minimalistischen Balkanpop mit Folk und verhaltenem Gypsypunk. Osteuropäisch anmutende Violinen treffen auf russische Romantik und Mariachitrompeten. Manchmal klingen sie ganz so, als hätte man Gogol Bordello angeleint und sie mit der jüngst viel gefeierten Band Beirut verheiratet. Im nächsten Moment mischen sie osteuropäische Schwere mit verhaltenen Polkaklängen. Akkordeon, Piano, Violine, ein bisschen Schlagzeug, dezente Bläser und ein Theremin, allesamt von exzellenten Musikern gespielt, und über allem prägnant die mitunter herzzerreißende raue Stimme von Sänger Nick Urata – ein spannendes viertes Album der Band.

Claudia Frenzel

 

DEVOTCHKA – A Mad & Faithful Telling


DIVERSE
Old Town School Of Folk Music/Songbook: Volume Four

(Old Town School Recordings OTS4/Bloodshot Records/Indigo, go! www.indigo.de)
Promo-CD, 20 Tracks, 69:06

Viele alte Songs hier, aber beileibe nicht nur von alten Interpreten – Folkmusik verbindet die Generationen! Und kann so wie kaum ein anderer Kulturträger den unablässigen Strom der Menschheit durch die Zeitläufte verkörpern – im vorliegenden Falle mit 20 Tunes aus der Geschichte der Old Town School of Folk Music, einer Community-Institution in Chicago, die seit 1957 daran arbeitet, musikalische Traditionen aus allen Ecken der Welt in die Zukunft zu tragen. Songbook IV zum 50-Jährigen der Einrichtung schmückt sich mit Monolithen des US-Folk wie Steve Goodman (mit einer Liveversion seines Hits „City of New Orleans“) und John Prine („Paradise“). Es präsentiert Nachgeborene mit neuen Versionen von Klassikern – etwa Typhanie Monique mit einem entrückt jazzigen „Rivers Of Babylon“ oder Mike Austin mit einem bodenständig keltischen „Scarborough Fair“. Bill Brickey wird mit „Welcome Table“ sowohl musikalisch (Gospel mit ordentlich Swing) als auch textlich (Gott) grundsätzlich – und klingt dabei wie Schulmitbegründer Frank Hamilton an anderer Stelle wie ein Wiedergänger Geoff Muldaurs. Kreis geschlossen – wie jahrein, jahraus üblich im Folk. Möge es bis in alle Ewigkeit so weiter gehen ...

Christian Beck

 

DIVERSE – Old Town School Of Folk Music/Songbook: Volume Four


DIVERSE
Woodsongs – Singers, Pickers & Storytellers / The Ultimate Folk Collection From Past To Present

(Documents/Royal Ear Force/Membran Music 231696/H’Art, go! www.hart.de)
4-CD-Box, 65 Tracks, 218:28, mit dt. und engl. Infos

Aus mindestens zwei Gründen ist Woodsongs – in einer teureren Holz- und einer preiswerteren Pappbox erhältlich – eine empfehlenswerte Kopplung: wegen der schieren Masse an Hits aus drei Ären der Popmusik, und wegen des ebenso verwegenen wie vernünftigen Ansatzes, den Folk der Neuzeit statt über seine Arrangements über eine Vergleichbarkeit der Wirkung mit den Werken der Gründergeneration zu definieren. Originalhits der Kragenweite „Tom Dooley“, „Eve Of Destruction“ oder „Luka“ gibt es aus den Phasen Folkjahre Fünfziger/Sechziger (CD 1), Rockjahre Sechziger/Siebziger (CDs 2 u. 3) und Indie- und Alternativejahre (CD 4), dazu eine erschlagende Vielzahl von Juwelen, die hinter solchen Hits verblassten – tolles Zeug eimerweise! Und dann sind da die bereits erwähnten Indie- und Alternativekünstler seit den Neunzigern, die verglichen mit den alten Folkies eher rocken, damit aber für ihre Generation dieselbe Bedeutung erlangten: der hinreißend skurrile Badly Drawn Boy, die gebeutelte Lucinda Williams, der verhuschte Maximilian Hecker, die betörende k.d. lang – Soundtrack der Leute von heute im besten Folksinne! Und die grausamen Kansas sind mit „Dust In The Wind“ auch dabei ...

Christian Beck

 

DIVERSE – Woodsongs


FLOGGING MOLLY
Float

(Sideonedummy/Cargo Records 27620, go! www.cargo-records.de)
Promo-CD, 11 Tracks, 40:00

Das erste Stück dieses Albums legt die Vermutung nahe, eine Art Schlager-Countrymusik aufgelegt zu haben, ein Eindruck, der von keinem der folgenden zehn Stücke mehr gestützt wird. Vielmehr entpuppt sich diese Band aus Los Angeles als Vertreterin des Genres Irish-Speed-Rock-Pop-Folk, auch mal an irisch-britischen Punk erinnernd, natürlich auch an die Pogues, was auch an dem ausgeprägten Slang des in Dublin geborenen Singer/Songwriters Dave King liegt. Das Septett produziert auf Gitarren, Banjos, Mandoline, Mandola, Whistles, Pipes, Akkordeon, Konzertina, Piano, Violine und allerhand zum Draufhauen einen wuchtigen, kräftigen Sound und einen rasanten Rhythmus, der entweder in Kürze nervt oder aus dem Sessel treibt, je nach Stimmung und Geschmack des Hörers. So richtig gut gefällt „On The Back Of A Broken Dream“ mit seinem nicht gehetzten, sondern ruhig treibenden Rhythmus und Tune, der urigen Stimme Kings und dem Zwischenspiel auf der Fiddle. Fans von Bands wie Fiddler’s Green dürften mit dieser in Irland aufgenommenen fünften Scheibe Flogging Mollys gut beraten sein.

Michael A. Schmiedel

 

FLOGGING MOLLY – Float


GOGOL BORDELLO
Super Taranta!

(Sideonedummy SD1334-2/Cargo Records, go! www.cargo-records.de)
14 Tracks, 65:31, mit Texten

Eugene Hütz, Mastermind der verrückten Truppe aus New York, hat gut daran gearbeitet, im Schatten von Popdiva Madonna den Erfolg seiner eigenen Band voranzutreiben. Während sich Madonna mit dem exotischen Ukrainer schmückt und ihn auch schon mal auf Pressekonferenzen als Rumänen feiert, gelangen Gogol Bordello endlich in die Massenmedien. Das macht ihre Musik nicht besser oder schlechter und keinesfalls weniger heftig: Für die Produktion wurde Victor Van Vugt engagiert, der dem rasanten Gypsypunk, als wäre der nicht schon extrem genug, noch einen Hauch Speedmetal beimischte – ganz so als wollten die Herren aus New York ihre eigenen Geschwindigkeitsrekorde brechen. Auch dubbige Klänge sind auf Super Taranta!, das nach Aussage von Eugene Hütz das bisher erfolgreichste Album der Band werden wird, zu finden – musikalisch mitunter ebenso aggressiv wie textlich, wie man es von der Band gewohnt ist. Kompromisslosigkeiten, die sich heftig reiben und mit rotzigem Humor auf die Spitze getrieben werden. Wie immer nichts für schwache Nerven und zart besaitete Trommelfelle. Und auch Puristen der osteuropäischen Folklore sollten um dieses Album einen großen Bogen machen – oder es erst mit mindestens 1,8 Promille im Kessel in den Spieler legen.

Claudia Frenzel

 

GOGOL BORDELLO – Super Taranta!


MARTIN HAYES AND DENNIS CAHILL
Welcome Here Again

(Green Linnet GLI 1233/Just records Babelsberg, go! www.just-records-babelsberg.de)
18 Tracks, 52:59, mit engl. Infos

Dies ist ein Album für Puristen der traditionellen irischen Musik, auch wenn sie aus den USA kommt. Rein instrumental nur mit der Fiddle oder der Viola und sehr zurückhaltender Gitarren-, Mandolinen- oder Bassbegleitung eingespielt, vermittelt es wie kaum ein anderes dem Rezensenten bekanntes Album die Schönheit irischer Melodien. Ob Reels, Jigs, Slip Jigs, Marches und Set Dances oder Airs und Slow Airs – es ist eine Musik zum stillen Zuhören und Genießen, sehr fein und filigran, wenn auch eher geradlinig als allzu sehr verziert. Verantwortlich dafür sind zwei Herren mit, wie man heutzutage gerne sagt, Migrationshintergrund: der aus Clare zuerst nach Chicago und dann nach Seattle ausgewanderte Martin Hayes, der die Streich-, und der in Chicago als Sohn aus Kerry stammender Eltern geborene Dennis Cahill, der die Zupfinstrumente bedient. Mit Welcome Here Again legen sie ihr fünftes gemeinsames Album vor, 14 der 18 Stücke sind Single Tunes und nur vier sind Tune Sets, sodass sie auch geeignet sind, mit ihrer Hilfe die Tunes zu erlernen, wozu auch die Klarheit der Melodieführungen beiträgt. Dabei klingt diese Musik sehr modern – wie guter Jazz. Vielleicht ist das der Einfluss von Chicago.

Michael A. Schmiedel

 

MARTIN HAYES AND DENNIS CAHILL – Welcome Here Again


LEVON HELM
Dirt Farmer

(Vanguard Records VCD79844/Rough Trade, go! www.roughtrade.de)
13 Tracks, 51:34, mit engl. Infos und Liner Notes des Künstlers

Dreifaches Wunder: Das abgebrannte Scheunenstudio neu gebaut und klingt besser denn je; die vom Krebs attackierte Stimme zurück und schwingt frei, Müdigkeit und Verbitterung der Neunziger verflogen. „Age of Miracles“ nennt es Levon Helm, Schlagzeuger von The Band, dessen treibender hellrauer Gesang einst Klassiker wie „The Weight“ und „Up On Cripple Creek“ prägte – er ist dem Legendenstatus entronnen. Initiiert und produziert von Tochter Amy zusammen mit Gitarrist und Fiddler Larry Campbell, meisterhaft begleitet von Könnern wie George Receli an den Drums und Byron Isaacs an verschiedenen Bässen, wollte er die Lieder der Eltern, lebenslange Begleiter, alte Gebete und Balladen neu aufnehmen. Zeitlose, hochversierte Familienmusik entstand so, in diesem Kreis wusste jeder, was passt – und wo weniger mehr ist. Spontan – als sie es im Fernsehen sahen – kam ein Lied von Steve Earle dazu, „The Mountain“, und gab den Aufnahmen noch ein bisschen mehr von dem guten amerikanisch-rebellischen Geist. „Poor Old Dirt Farmer“: Der Mann, dessen Land der Bank gehört, aber keiner kennt den Boden so gut wie er – das ist Levon Helm, der direkt nach vorn geht und dort macht, was keiner so kann wie er.

Manfred Maurenbrecher

 

LEVON HELM – Dirt Farmer


THE KENNEDYS
Better Dreams

(Appleseed Recordings APR CD 1107/In-akustik, go! www.in-akustik.com)
12 Tracks, mit engl. Texten u. Infos

Einen großen Teil unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Doch diese Zeit ist voll mit Gedanken, die in unseren Träumen zum Leben erwachen. Mit Themen rund um unsere Träume beschäftigen sich Pete und Maura Kennedy in ihren zwölf Songs, die entweder auf eigene Träume zurückgehen oder auf das, was berufene Geister wie Einstein, Lord Buckley oder Carl Jung zum Thema gesagt haben. Dabei geht es einmal um ganz persönliche Eindrücke. So erinnert uns „In My Dreams“ daran, dass wir in unseren Träumen die Verbindung mit Verstorbenen auf spiritueller Ebene aufrechterhalten können. Das musikalische Ehepaar Kennedys vertont aber auch politische Visionen – wobei sich „Give Me Back My Country“ und „American Wish“ um den amerikanischen Traum von einer besseren Welt und das, was daraus geworden ist, drehen. Und der letzte Titel – das Instrumental „Pacé“ – lädt zum Träumen ein: in Erinnerung an den Traum des vor vierzig Jahren ermordeten Pfarrers und Bürgerrechtlers Martin Luther King und in der Hoffnung auf ein Ende von Krieg, Neid und Fanatismus. Musikalisch verpacken die Kennedys ihre Träume in klassische Folkrockmelodien, begleitet von psychedelischen Gitarrenanklängen, teilweise von den Byrds.

Michael Kleff

 

THE KENNEDYS – Better Dreams


TOM PAXTON
Comedians & Angels

(Appleseed Recordings APR CD 1105/in-akustik, go! www.in-akustik.com)
15 Tracks, mit engl. Texten und Infos

Im vergangenen Oktober wurde Tom Paxton 70 Jahre alt. Der Musiker gehört zu den Singer/Songwritern, die aus der Tradition der politisch linksgerichteten, sozialkritischen Folkbewegung kommen, die von Künstlern wie Pete Seeger oder Woody Guthrie geprägt wurde. Von diesem Geist ist auch Paxtons neues Album geprägt. Wobei eine meditative Grundstimmung die sechs Neukompositionen und neun Neubearbeitungen alter Songs durchzieht. Unterstützt von prominenten Mitspielern – darunter an der Dobro Al Perkins, der Mandolinist und Fiddlespieler Tim Crouch sowie als Gesangsgäste Nanci Griffith, Jim Rooney und Barry & Holly Tashian -, scheint Paxton Bilanz seines Lebens ziehen zu wollen. Das Album, vor allem das Titelstück, ist eine Liebeserklärung an Freunde und Erinnerung an vergangenen Zeiten, bei der sich auch der „politische“ Songwriter zu Wort meldet. Wie im Opener „How Beautiful Upon The Mountain“. Da benutzt Paxton ein Bibelzitat und verwandelt es ganz in der Tradition Pete Seegers in eine voller Hoffnung auf die Zukunft ausgerichtete Botschaft von Toleranz und Frieden: „Now the generation that have joined you on this road / Look to you with power in their eyes.“

Michael Kleff

 

TOM PAXTON – Comedians & Angels


SON OF DAVE
03

(Kartel KCDL013/Rough Trade, go! www.roughtrade.de)
Promo-CD, 11 Tracks, 35:38

Falls das Vorabalbum nicht fehlerhaft ist – und der Promoter versichert es – sind schon die Schnitte, mit denen hier Stücke abgewürgt werden, ein Zeichen, dass hier einer nicht so tickt wie die meisten: Ende praktisch mitten im Stück, zack, weiter mit dem nächsten, und schnipp, Ruhe im Karton. Schon mit den Crash Test Dummies hat der Kanadier Benjamin Darvill mit Erfolg bewiesen, dass es auch anders geht: „Mmm Mmm Mmm Mmm“ ging der verblüffende Refrain ihres größten Hits. Und als Son of Dave schnauft und schnaubt er nun im Stile eines abgedreht-meditativen DJ-Mixes durch die Bluesgeschichte und angrenzende Gebiete. Das ist längst nicht mehr direkt genial – Beck Hansen und G. Love & Special Sauce etwa haben es schon sehr ähnlich vorgemacht -, aber immer noch so aufregend wie bei den Erfindern: Archaische Munharmonika- und Gitarrensounds wie zu Beginn des letzten Jahrhunderts werden mit Grooves, Sounds und Arrangementcollagen der Hip-Hop-Ära verschnitten, dazu knurrt und murrt Darvill als höre außer ihm eh keiner zu. Wenn er nicht in höchstem Falsetto die großen Soulsänger nachmacht oder gar Wars „Low Rider“ kräht: eher zart, sanft, groovy und rund – aber auch ziemlich schräg ...

Christian Beck

 

SON OF DAVE – 03


SUPREME BEINGS OF LEISURE
11i

(Rykodisc RCD 10939A/Rough Trade, go! www.roughtrade.de)
11 Tracks, 52:53

Das höhere Freizeitwesen ist in den USA heimisch, auch wenn es an sehr ähnliche Klänge von der britischen Insel erinnert. Die Band sorgte bereits mit ihrem Debüt im Jahr 2000 für einige Furore in der Musikpresse. Vorwiegend schafften Sängerin und Songwriterin Geri Soriano-Lightwood und Ramin Sakurai dies via Internetpromotion statt mittels einer gönnerhaften Plattenindustrie, welche die Newcomer unterstützt hätte. Musikalisch bewegen sich die beiden Musiker zwischen entspanntem Trip-Hop mit manchmal etwas zu einfach gestrickten Popanleihen, sphärischen Uptempo-Nummern und elektronischen Loungeklängen. Als Gäste wirken so namhafte Größen wie Megadeth-Gitarrist Marty Friedman, DJ Swamp (Morcheeba, Beck) und Suzi Katayama (Björk, Incubus) mit. Portishead-Liebhaber dürften zweifelsohne zu den Käufern dieser Platte gehören, auch wenn Supreme Beings of Leisure sicher nicht die elektronische Loungemusik neu erfinden – in Sachen Hooklines und Innovation stoßen sie leider schnell an ihre Grenzen.

Claudia Frenzel

 

SUPREME BEINGS OF LEISURE – 11i


SIMONE WHITE
I Am The Man

(Honest Jons Records HJRCDDJ28/EMI/Indigo, go! www.indigo.de)
Promo-CD, 13 Tracks, 42:31

Wieso ausgerechnet ein Stück, das „The American War“ heißt, grooviger ist als der Rest des Albums zusammen? So sind sie, die Amis! Auch das gehört zu ihrer Idee von Showbiz: Protest lustvoll zu transportieren! Dass dies einer Sängerin, die in besagtem „American War“ sagt „Did you ever think you lived inside the belly of the beast?“, auch noch gelingt, nachdem sie, von Künstlereltern schon an den Rand der Gesellschaft geboren, auch noch ständig von diesen quer durchs Land gescheucht wurde, spricht nicht nur für ihre persönliche Aufgeräumtheit, sondern auch für ihr künstlerisches Potenzial: Produziert von Mark Nevers, der schon Lambchop, Calexico und Will Oldham diesen intensiven Folk maßschneiderte, der nur sehr subtil Druck zulegt, wenn die Bands bigger, die Arrangements fetter, die Resonanzräume weiter werden, sinniert sich die Hoffnungsträgerin eines neuen Alternative Folk auf I am the Man bereits durch ihre zweite Sammlung von 13 (CD) bis 16 (Vinyl) Songs ganz besonderer Flüchtigkeit, Weltabgewandheit, Spröde. Außer, wie gesagt, wenn’s ernst wird: dann darf auch mit den Hüften gewackelt werden – um bei Laune zu bleiben muss „The American War“ förmlich so vor sich hingrooven ...

Christian Beck

 

SIMONE WHITE – I Am The Man

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