back Rezensionen Deutschland


AHOAR
Between Rivers

(Heaven & Earth HE23/Harmonia Mundi,go! www.harmoniamundi.com)
13 Tracks, 66:37, mit engl., arab. u. span. Texten

Eine Weltmusikgruppe aus Deutschland mit internationalem Format. Da ist zunächst der ungewöhnliche Zusammenklang von Klavier, Kontrabass, Kniegeige Dzoje und arabischer Percussion, der unerwartet harmonisch klingt. Der Komponist, Sänger und Percussionist Saad Thamir wuchs im musikalischen Kosmos der irakischen Maqams auf und studierte dann in Bagdad klassische europäische Musik. Diese erfolgreiche Klangsynthese ist ein Markenzeichen von Ahoar. Die vier lassen ihre Musik klingen, sie geben den Tönen ihren Raum zur Entfaltung – ein Zusammenklang und Zusammenspiel, die vom gegenseitigen Respekt zeugen. Niemand spielt sich in den Vordergrund, und selbst der Gesang reiht sich ein mit den anderen Instrumenten. Das Ergebnis ist weder Jazz noch Maqam, sondern eine Synthese des Zusammenspiels genau dieser vier Musiker – als Resultat einer sehr intensiven Zusammenarbeit. Ahoar gewannen im letzten Sommer mit einem überzeugenden Auftritt den Weltmusikwettbewerb creole 2007.

Birger Gesthuisen

 

AHOAR - Between Rivers


NORA BUSCHMANN
Apassionata Latina

(Acoustic Music Records 319.1391.2/Rough Trade,go! www.roughtrade.de)
15 Tracks, 56:11, mit dt. und engl. Infos

Die Berliner Gitarristin Nora Buschmann taucht auf ihrem dritten Soloalbum tief in die Welt lateinamerikanischer Rhythmen ein: Chacarera, Cueca, Milonga, Choro, Modinha. Tänze, die in Argentinien, Bolivien, Chile und Brasilien beheimatet sind und deren Wurzeln häufig bis nach Afrika zurückreichen. Dass es sich bei der vorliegenden Aufnahme um auskomponierte Musik für die klassische Gitarre handelt vergisst man schon nach wenigen Tönen wieder. Und auch wenn hier tatsächlich kein Ton improvisiert ist, haftet dem Ganzen doch eine folkloristische Leichtigkeit an, die um so erstaunlicher ist, wenn man um die technische Komplexität der einzelnen Stücke weiß. Nora Buschmann hat die Länder bereist, die sie nun musikalisch „wiedergibt“. Sie hat dort konzertiert, Kontakte und Freundschaften geknüpft und – was vielleicht am wichtigsten ist – aufmerksam gelauscht. So geraten die Aufnahmen der Kompositionen eines Agustín Barrios-Mangoré oder Paulo Bellinati, die Samba von Jorge Morel oder die wunderbare Cueca von Carlos Moscadini zu etwas, das man nur einem „native speaker“ zutrauen würde: mit lateinamerikanischer Seele gespielte Musik mit dem Schuss saudade, der aus ihr erst macht, was sie ihrem Wesen nach ist.

Rolf Beydemüller

 

NORA BUSCHMANN - Apassionata Latina


FURUNKULUS NONSENS/GEBRÜDER NONSENS
Hier tobt der Refrain

(FN Produktion, www.furunkulus-nonsens.de, go! www.gebrueder-nonsens.de)
13 Tracks, 45:52

Ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass Alben dieser Qualität noch produziert werden. Da außer den Songtiteln und den Produktionszeiten keinerlei Informationen auf dem Cover sind, kann man sich ganz auf die Musik dieses Mittelalterduos konzentrieren – und die ist einfach schlecht. Das war fast zu erwarten, wenn man als Information bekommt, dass unsere beiden Musiker zwei Nächte ab 0.00 Uhr durchgearbeitet haben, im Schnitt neunzig Minuten pro Titel für Einspielen und Abmischen. Das geht eigentlich nicht! Und das Produkt ist entsprechend nichts, was man unbedingt auf Tonträger bannen sollte. Verpatzte Einsätze, sowohl beim Gesang als auch bei den ständig gleichen Instrumenten Flöte, Mandoline und Gitarre. Auch das Blasen auf dem Kamm muss nicht musikalisch wertvoll sein. Insgesamt ein dünner Sound mit vielen, vielen Unsauberkeiten. Die durchgängigen Themen Bier, Frauen und Saufen reißen „trotzdem der Refrain tobt“ nicht vom Hocker. Ich denke, wenn man ein Album zum Rezensieren einreicht, muss man sich schon am Markt messen lassen, und das genügt hier bei weitem nicht – sowohl, was Arrangements und Handwerk betrifft, als auch Liedauswahl, Produktion und Coverdesign. Um abschließend mit dem Refrain von Track 3, „Mein letzter Wille“, zu sprechen: „Alles, was ich brauche, ist ein Krug randvoll Bier“ – um dieses Album bis zu Ende zu hören.

Piet Pollack

 

FURUNKULUS NONSENS/GEBRÜDER NONSENS - Hier tobt der Refrain


I-FIRE
Vom Schatten ins Licht

(I-Fire Empire I-12/ Soulfire Artists/Rough Trade,go! www.roughtrade.de)
12 Tracks, 53:18, inkl. dt. Texte

Sich niemals verbiegen lassen, lautet der Schwur mit zwanzig. Etwa zwei Jahrzehnte später ist es längst passiert, weil es so bequem ist, sich selbst zu belügen. Von diesem Punkt sind I-Fire noch weit entfernt. Aber die neunköpfige Reggaetruppe aus Hamburg weiß, wo die Gefahren lauern. Und so geht es in ihren deutschen Texten vor allem um das Problem der persönlichen Authentizität, um die Arbeit an sich selbst als ersten Schritt hin zum Weltfrieden. Zugegeben eine Botschaft, die auf Dauer ermüdet, aber eine Albumlänge trägt. Vor allem dann, wenn es musikalisch überzeugend transportiert wird. Bei aller Predigerhaltung und offenbar unvermeidlicher Grasverehrung liefern I-Fire einen frischen Mix aus Roots Reggae und Hip-Hop, gewürzt mit eingängigen Bläsersätzen und geschickt platzierten Breaks. Sie gehen selbstbewusst nach vorn, pflegen aber auch Humor und Selbstironie – sowohl musikalisch als auch textlich. Einige Songs kleben schon nach dem ersten Hören im Ohr, etwa „Wir kenn’ das“ oder „Dabadubade“. Und der „B-Town Boogie“ über HH-Bergedorf wirkt geradezu anrührend. Wie ihre naive Botschaft: „Sometimes it’s better, if you take it easy“.

Volker Dick

 

I-FIRE - Vom Schatten ins Licht


INDIAN TEA COMPANY
Mandala

(touch of music ITC9831,go! info@touchofmusic.de)
11 Tracks, 36:45, mit Texten

Wer die Indian Tea Company aus Hamburg immer noch nicht für sich entdeckt hat, lebt hinter dem Mond, oder zumindest hinter den Rolling Stones. Die haben nämlich höchstpersönlich das Cover zu „Paint It Black“ abgesegnet und sofort von EMI USA zeichnen lassen. So viel zu den Lorbeeren. Die Indian Tea Company bietet intelligente Rockmusik, die dem Folkfreund zuerst wegen der elektrischen Sarod ins Auge springt, die auch bei besagtem „Paint It Black“ einen wesentlichen Akzent setzt. Aber auch ohne jeglichen Exotenstatus kann man dieser Band nur Genialität bescheinigen, bereits mit dem Stones-Cover wird das Album zum Pflichtkauf. Man muss es wirklich gehört haben, um es glauben zu können. Geglaubt hat es auch Jeff Martin, Mastermind der legendären kanadischen Supergroup The Tea Party, der kurzerhand mit ITC auf Tour ging. Die indischen Klänge im Sound sorgen nicht für Ethno-Wischiwaschi, sondern werden als selbstverständliche Klangfarben im Sound integriert. Das Album ist mit 36 Minuten viel zu kurz, aber es enthält wirklich keine Sekunde Langeweile. Ein exzellenter Sänger, elf Hits und eine spielfreudige Band, Mandala ist für Rockfans der Pflichtkauf für 2008.

Chris Elstrodt

 

INDIAN TEA COMPANY - Mandala


RYE
My Reality

(Girafe/Indigo,go! www.indigo.de)
Promo-CD, 13 Tracks, 44:47

Die Berliner Sängerin Rye und ihr kongenialer Partner, der Gitarrist Lothar Müller, ergänzen sich – und das seit nunmehr zehn Jahren – auf eine ganz besondere Weise: Sie singt Lieder, wie er gerne Lieder singen würde, und er spielt Gitarre, wie sie gerne Gitarre spielen würde. Das Ergebnis sind filigrane Klänge von beeindruckender Intensität, richtig schöne, nahezu perfekt gestrickte Popsongs, mit ausgeprägt folkigen, aber auch jazzigen Elementen. Rye und Müller komponieren ihre Songs gleichberechtigt und gemeinsam. So entstehen Lieder, die den Zuhörer ein wenig an Joni Mitchell erinnern oder auch an Sara K. Alles wirkt äußerst entspannt und ausgereift. Diesen Songs kann man aufmerksam zuhören und sich von ihrer nahezu hypnotischen Wirkung umschmeicheln lassen, man kann sie aber auch als Laid-Back-Musik im Hintergrund erklingen lassen. „Alles ist möglich, wenn man nur beginnt, es sich vorzustellen“, sagt Rye. „Das Leben steckt voller Überraschungen und kann einem täglich einen Kick geben.“ Dieses makellose Album auch.

Kai Engelke

 

RYE – My Reality


VELVETONE
Yip-Yip!

(CrossCut ccd12010/In-akustik,go! www.in-akustik.com)
14 Tracks, 47:26 mit engl. Texten und Infos

Die Bremer Combo um den Gitarristen Tammo Lüers bringt mit ihrem dritten Album neuen Schwung in den Höralltag. Das rührige Blueslabel CrossCut Records um Detlef Hoegen macht’s möglich. Mit Ray DeVaryo, Gesang und Percussion, Andy Merck, Bass, und Stefan Ulrich, Schlagzeug, ist eine feste und spielfreudige Mannschaft am Werk. Auf Yip-Yip! erklingen Rock ’n’ Roll, Country, Soul und Blues. Frisch, frech und mit viel Groove präsentiert sich das Quartett. Bei dem starken Titel „Seven“ bedient der Gastmusiker Edwin Hettinger das Klavier. Die facettenreiche Rootsrockproduktion überzeugt mit Titelauswahl, Aufmachung und Präsentation. Beim Hören des Albums kriegt man Lust, die Band auch live zu erleben – und das hat heutzutage Seltenheitswert.

Annie Sauerwein

 

VELVETONE – Yip-Yip!

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