back Rezensionen Südamerika


BAJOFONDO
Mar Dulce

(Surco Records/ Emarcy, CD 060251742932, Universal Music, www.jazzecho.de)
Promo-CD, 16 Tracks, 71:37

Das dritte Album der neunköpfigen Formation vom Rio de la Plata kommt unter neuem Namen daher. Der Bajofondo Tango Club hat sich auf ein simples Bajofondo verkürzt. Mit gutem Grund: Die Band ist es leid, in der Elektrotango-Ecke zu landen, denn sie sieht sich als Repräsentantin zeitgenössischer Klänge aus den Metropolen Buenos Aires und Montevideo. Natürlich ist der Tango somit ein essenzieller Bestandteil, ebenso aber auch urbaner Rock und die populären Musikstile Murga, Milonga und Candombe. Kopf der Band ist Gustavo Santaolalla: Der Mann sammelt Trophäen wie andere Briefmarken, zuletzt wurde er für die Filmmusiken von Brokeback Mountain und Babel oscarprämiert. Und auch mit Bajofondo sahnte er ab: Die Band erhielt die renommierteste Auszeichnung Argentiniens, den Premio Gardel. Ursprünglich kommt der Gitarrist aus der Rockszene, doch mittlerweile jongliert Santaolalla zielsicher mit allen möglichen Genres. Der Tango stolziert auf der neuen Scheibe Mar Dulce nur noch im Hintergrund übers musikalische Parkett und beugt sich poppig-elektronischen Klängen. Als Gäste schauen Stars von internationalem Kaliber wie Elvis Costello, Nelly Furtado oder die spanische Rapperin Mala Rodriguez vorbei, aber auch südamerikanische Größen fehlen nicht: Gustavo Cerati zum Beispiel, in den Achtzigern Frontmann der Rockband Soda Stereo, oder die mittlerweile verstorbene Diva Lagrima Rios.

Suzanne Cords

 

BAJOFONDO - Mar Dulce


CÁCERES
Utopia

(Manana Music MM425008, Indigo, www.indigo.de)
14 Tracks, 43:12, mit span. Texten u. span./frz./engl. Infos

Mit seiner verrauchten dunklen Stimme klingt Juan Carlos Cáceres ein bisschen wie das argentinische Pendant zu Paole Conte, zumal auch er erst im reifen Alter von fünfzig Jahren zu singen begann und die Nähe zum europäischen Chanson unüberhörbar ist. Im Buenos Aires der Sechzigerjahre war er der Kopf einer existenzialistischen Künstlerszene, das Leben verschlug ihn 1986 nach Paris. Seine Liebe zum Tango brachte der heute 71-Jährige mit in seine neue Heimat. Doch nicht der Salontango, sondern sein proletarischer Bruder aus den Barrios hat es ihm angetan.

Cáceres ist von den schwarzen Wurzeln des Tangos überzeugt, die sich in der von Trommeln getriebenen Candombé, der uruguayischen Murga und der Milonga am Rio de la Plata offenbaren. Auf seinem neuen Album Utopia flicht er wie schon auf der Vorgängerscheibe afrikanische Farbtupfer in die Musik ein und lässt seinem Hang zur Improvisation freien Lauf. Kein Wunder, denn die zweite großen Leidenschaft des Poeten und Kunstdozenten ist der Jazz. Cáceres spielt Klavier und Posaune, sein langjähriger musikalische Weggefährte Nini Flores begleitet ihn am Bandoneon, Paul Lazer lässt die Geige schluchzen. Blechbläser und Percussionisten geben Cáceres Vision vom schwarzen Tango im Jazzgewand den letzten Schliff und laden in intimer Atmosphäre sowohl zum Dahingleiten übers Parkett als auch zum verträumten Zuhören ein.

Suzanne Cords

 

CÁCERES - Utopia


KLAZZ BROTHERS & CUBA PERCUSSION
Mozart Meets Cuba

(Sony Classical 88697055962, www.klazz-brothers.de)
Promo-CD, 16 Tracks, 71:13

Die Oper feiert Geburtstag und dann noch einen runden: 400 Jahre ist es her, dass Claudio Monteverdi für seine adeligen Dienstherren Orfeo komponierte, die erste Oper überhaupt. Grund genug für die Klazz Brothers und ihre kubanischen Weggefährten, den Heroen der Operngeschichte ein Denkmal zu setzen. Allerdings hauchen sie den Melodien von Wagners Tannhäuser bis hin zu Gershwins Porgy And Bess eine gehörige Portion Jazzgroove und feurige Latinorhythmen ein. Und plötzlich verlassen altbekannte Arien die heiligen Opernhallen und mischen sich zum Klang der Timbales und Congas unters Volk. Der Herzog von Mantua bezirzt mit seinem Ohrwurm „La Donna È Mobile“ aus Verdis Rigoletto die Auserwählte nicht mehr in einer italienischen Taverne, sondern erobert sie im Mambostil in einer kubanischen Spelunke, und der Gefangenenchor aus Nabucco scheint plötzlich den Blues im Blut zu haben. Die Lust am tabulosen Experimentieren haben die Klazz Brothers schon in ihrem Namen verdeutlicht: Klassik und Jazz verschmelzen zu einem neuen Genre, und die Band meistert diese Aufgabe mit Bravour. Die Klazz Brothers, das sind die Brüder Tobias und Kilian Forster an Piano und Bass und der Drummer Tim Hahn, die schon bei den Dresdner Philharmonikern oder unter Leonard Bernstein brillierten. Und auch die Kubaner Elio Rodriguez Luis an den Congas und Alexis Herrera Estevez an den Timbales genießen als Percussionisten Weltruf.

Suzanne Cords

 

KLAZZ BROTHERS & CUBA PERCUSSION - Mozart Meets Cuba

Valid HTML 4.01!

Home