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ERIC ANDERSEN
Blue Rain - Live

Blue Mood Records/Galileo BMCD 6503, www.galileo-mc.de)
11 Tracks, 60:54, mit engl. Texten u. Infos

Eric Andersen musste fast 65 werden, um nach mehr als zwei Dutzend Alben endlich ein Livekonzert zu veröffentlichen. Dazu kehrte er im Sommer 2006 zurück nach Norwegen, wo er zwischen 1980 und der Jahrtausendwende meist in der Nähe von Oslo lebte. Begleitet von einer lokalen Bluesband (Gitarre, Bass, Schlagzeug) singt und spielt sich - an Gitarre und Keyboard - einer der letzten großen Vertreter des New Yorker Folkrevivals der Sechzigerjahre durch das umfangreiche Songmaterial seiner langen Karriere, das so zum Abbild seines Lebens wird. Darunter natürlich sein Klassiker „Blue River“ von 1972. Wobei ein eindeutiger klanglicher Schwerpunkt bei der Songauswahl bei elektrischen, bluesorientierten Titeln liegt. Musiker wie Sonny Terry und Brownie McGhee, John Lee Hooker, Bukka White, Mississippi John Hurt waren Andersens Lehrer, die er im Jahr vor der Veröffentlichung seines ersten Albums Today Is The Highway 1965 live erlebte. Zu den Höhepunkten der in exzellenter Soundqualität produzierten CD gehören „Trouble In Paris“ und das programmatisch wirkende Stück „You Can’ Relive The Past“, das Eric Andersen mit seinem Songwriterkollegen Lou Reed schrieb: „Your future’ now just getting up / But you can’ relive the past.“

Michael Kleff

 

ERIC ANDERSEN - Blue Rain - Live


PETER COOPER
Cautionary Tales

(CoraZong Records 255 101/Soulfood Music Distribution, www.soulfood-music.de)
12 Tracks, 46:32, mit engl. Texten u. Infos

Einer von uns! Und endlich die Platte, die Schluss macht mit dem leidigen Mythos vom verkrachten Möchtegern-Musiker, der ob seiner Nichtsnutzigkeit als Aktiver nun als Journalist alles in Grund und Boden hackt, was andere besser können. Schon lange hat sich Peter Cooper einen Namen als Americana-Autor und -Kommentator bei Zeitungen wie dem Nashville Tennessean und Esquire, TV-Stationen wie CNN, BBC und dem Biography Channel sowie als Buchautor und Verfasser von Linernotes gemacht. Und pflegte sein Fähigkeiten als Singer/Songwriter oder Sideman solcher Kaliber wie Emmylou Harris, Ricky Skaggs und Todd Snider nur nebenher. Bis letzterer ihn neulich drängte, gefälligst endlich sein Debütalbum aufzunehmen - und hier ist es: Mit einer kompetenten Band plus Unterstützung von Snider, Nanci Griffith und Jason Ringenberg eingespielt, eine Sammlung meisterhaft runder Kompositionen und ungewöhnlich komplex schillernder Lyrics über das Leben an sich wie die geliebten Musiker, die es erträglich machen können. Besonders explosive Funken weiß Cooper nicht ganz unerwartet aus der bereits erwähnten Frage „Künstler oder Journalist“ zu schlagen: Er sei kein Autor, sondern ein Journalist, giftet Bob Dylan Phil Ochs in „Thin Wild Mercury“ an, wie seinerzeit tatsächlich passiert. Aber ob das auch stimmte, und wenn ja, was es bedeutet, bleibt alles schön offen. Wie im richtigen Leben - und in richtigen Songs ...

Christian Beck

 

PETER COOPER - Cautionary Tales


JOHN FOGERTY
Revival

(Fantasy FCD-3001/Concord Music, www.concordmusicgroup.com)
12 Tracks, 40:51, mit engl. Texten

Country, Blues und Rock bieten den musikalischen Boden, auf dem sich der ehemalige Frontmann von Creedence Clearwater Revival auf seinem zehnten Soloalbum bewegt. Im Opener „Don’t You Wish It Was True“ träumt der Sänger, Gitarrist und Songschreiber von einer besseren Welt ohne Grenzen. Erinnerungen an Jimi Hendrix und Cream werden bei „Summer Of Love“ wach. Gleich mehrmals rechnet Fogerty mit der Bush-Administration ab. Zu rauen Blueslicks singt er in „Long Dark Night“ von „Georgie“, „Brownie“ und „Rummie“, die sein Land in einen Zustand lähmender Dunkelheit versetzt haben. Und mit treibenden Gitarrenrhythmen macht er in „I Can’t Stand It No More“ unter Anspielung auf den alten CCR-Hit „Fortunate Son“ seinem aufgestauten Unmut Luft: „Sick and tired of your dirty little war.“ „Broken Down Cowboy“ zeichnet ein eindrucksvolles Porträt der Leere hinter der stoischen Fassade eines Mannes. Eine Metapher aus der Geschichte des Wilden Westens benutzt der Musiker in „Gunslinger“, um den Niedergang an menschlichen Umgangsformen zu beklagen. Bei allen Titeln im Mittelpunkt: Fogertys versiertes Gitarrenspiel - erprobt in den Jahren mit CCR. Musikalische Anspielungen an seine Vergangenheit ziehen sich zudem wie ein roter Faden durch die CD. Auf „Creedence Song“ spricht er das Thema dann mit viel Humor direkt an: „You can’t go wrong / If you play a little bit of that Creedence Song.“

Michael Kleff

 

JOHN FOGERTY - Revival


STEVE FORBERT
Strange Names & New Sensations

(Hypertension HYP 7257, www.hypertension-music.de, auch als Import über www.just-records-babelsberg.de)
12 Tracks, 43:43, mit engl. Infos

„Middle age is diff’rent“, eröffnet Steve Forbert sein mittlerweile elftes Studioalbum. „Now you’re someone else / Now you’ve got some sense / Of how much time perhaps is left.“ Und: „Middle age is central / Now you tend to know / Not just where it’s been you’ve been / But where you’ll likely go.“ Groß ist die Zahl der Misserfolge, die sich später als Glücksfall erweisen! Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht auch auf Steve Forbert zuträfe. Künstlerisch jedenfalls hat ihm der unfreiwillige Abgang aus den Gefilden der Corporate Music gleich nach den ersten großen Erfolgen als neue Singer/Songwriter-Hoffnung Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger nicht geschadet - wie seine Alben seitdem regelmäßig zeigen, auch dieses wieder. Der Mann hat etwas erlebt, der Mann hat etwas zu sagen. Was man für unten hielt, war oben; was andere für Nichts erachten, kann alles sein und mehr - wie auf diesem Album ohne Ausfall anschaulich zu hören: Nie waren Forberts Kompositionen ausgereifter, nie seine Arrangements abwechslungsreicher und geschmackssicherer, auch nicht zu Zeiten von „Romeo’s Tune“. Guter Grund für die auf dem Album enthaltene Neueinspielung dieses seines größten Hits, aber auch die beste Voraussetzung dafür, nicht einmal an delikaten Themen wie dem Irakkrieg künstlerisch zu scheitern. „Bumm“ macht es im Mittelteil von „The Baghdad Dream“ nach jeder Zeile: „Bumm“, „Bumm“, „Bumm“ ...

Christian Beck

 

STEVE FORBERT - Strange Names & New Sensations


MARY GAUTHIER
Between Daylight And Dark

(Lost Highway/Universal B0008965-02, www.losthighwayrecords.com)
10 Tracks, 50:18, mit engl. Texten

Heutzutage werden so manche junge Singer/Songwriter schnell mit Kritikerehren überhäuft, auch wenn ihnen jeglicher Tiefgang fehlt. Den besitzt Mary Gauthier zur Genüge. Sie begann erst als Mitdreißigerin ihre musikalische Karriere. Mit ihrer fünften, von Joe Henry einfühlsam produzierten CD, hat sie jetzt ein Meisterwerk vorgelegt, das mit minimalistischer Instrumentierung auskommt und dessen Texte von präzisen Beobachtungen geprägt sind. Da wirkt nichts gekünstelt oder nett. Gauthier singt sich mit ihrer rauen Stimme die Seele aus dem Leib. Vielleicht befähigen sie ihre harten Erfahrungen, die sie als Jugendliche machte, Poesie zu schreiben, die in klarer Sprache sowohl grausame Realität auszudrücken vermag als auch Hoffnung aufkommen zu lassen. Es geht um die dunklen Seiten des Lebens, gebrochene Herzen, Verlust und Überlebenskampf. „The Last Of The Hobo Kings“ wirkt wie ein Requiem für ein langsam verschwindendes Stück amerikanische Geschichte. Überhaupt ist viel die Rede von verblassenden Träumen und Hoffnungen auf ein anderes Amerika. So u. a. bei „Can’t Find My Way“. Vordergründig geht es in diesem Lied, bei dem am Piano Van Dyke Parks einen Gastauftritt hat, um die nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans gestrandeten Menschen. Doch für die Sängerin und Gitarristin ist es auch eine Metapher dafür, dass wir Menschen unseren Weg nicht mehr finden im Leben.

Michael Kleff

 

MARY GAUTHIER - Between Daylight And Dark


ELIZA GILKYSON
Your Town Tonight

(Red House RHR CD 205/in-akustik, www.in-akustik.com)
17 Tracks, 64:33

Fast ein Dutzend Alben hat Eliza Gilkyson bislang veröffentlicht. Your Town Tonight ist ihre erste Live-CD, auf der sie von einem Trio und Gastmusikern wie Ray Bonneville begleitet wird. Unter den Titeln, darunter zahlreiche bislang unveröffentlichte Songs, ist mit „Green Fields“ ein Hit ihres Vaters, der ebenfalls ein erfolgreicher Songwriter war. Ein Liebeslied auf den ersten Blick. Doch auch von hoher Aktualität, geht es doch um die Menschen, die ihr Verhältnis zur Natur verlieren. Gilkyson betrachtet sich als politische Aktivistin. Dennoch präsentiert sie sich nicht als weiblicher Michael Moore. In bester Singer/Songwriter-Tradition findet sich viel Persönliches in ihren Liedern. Songs über die Hoffnungen und Enttäuschungen, die Träume und Lebensrealität der Menschen. Mit Vorbildern wie Woody Guthrie, Steve Earle und Greg Brown teilt sie ihr Verständnis eines guten politischen Songs. Sie will die Leute nicht einfach nur mit ein paar Schlagworten konfrontieren, sondern sie will auch persönliche Erfahrungen einbringen. Ein Beispiel dafür ist „Lights Of Santa Fé“. Darin geht es zwar um Lokalpolitik, aber um etwas, was man im ganzen Land beobachten kann, wie nämlich die Stadtplanung ganze Wohnviertel vernichtet. Mit Your Town Tonight wird Eliza Gilkyson ihrem eigenen Anspruch gerecht, gute Musik und schöne Poesie zu schaffen, die sie mit eindrucksvollem Gesang präsentiert.

Michael Kleff

 

ELIZA GILKYSON - Your Town Tonight


GOV’T MULE
Mighty High

(Blue Rose Records BLU DP0437/Soulfood Music Distribution, www.soulfood-music.de)
Promo-CD, 13 Tracks, 66:50

Sie gelten als die letzte große Hippieband - da sind Reggae und Dub schon von gewissen weltanschaulichen Überschneidungen her nicht allzu weit vom Schuss: Mit Mighty High skankt sich der Allman-Brothers-Band-Ableger um Duane-Allman-Ersatz Warren Haynes einmal quer im Jamaikarhythmus durch sein Repertoire! Aufgenommen weitgehend im Studio mit Zuspielungen zweier Konzertmitschnitte von Neujahr 2006 in New York und dem Bonnaroo-Festival 2007 vereinigt die Kombination alles, wofür die große Zeit der Rockmusik stand: Abenteuerlust, drogengeschwängerte Trance-Rhythmik, Hits der Stones, Otis Reddings und Al Greens, ausufernde Improvisationen und nicht zuletzt einen wohltuenden Verzicht auf jeglichen übertriebenen Ernst. Unterstützt werden die Dinosaurier Matt Abts, Warren Haynes, Andy Hess und Danny Louis bei ihrem Remix der Geschichte im Geiste riesiger und immer riesigerer Tüten von Michael „Spearhead“ Franti, Willi Williams sowie „Funky-Kingston“- und „Regga-got-Soul“-Legende Toots Hibbert. Zusammen gelingt ihnen ein Album, von dem man anhand ebenso verschütt geglaubter wie gern gedisster Stilmerkmale vergangener Zeiten auch lernen kann, dass es in der Popmusik zwar mitunter ohne eine gewisse Aufgeregtheit nicht gehen mag, aber Entspannung gelegentlich auch dazu gehört! Daddel, waber, groove - wie in entspannten guten alten Zeiten. Und mächtig Spaß gehabt dabei ...

Christian Beck

 

GOV’T MULE - Mighty High


ROD PIAZZA & THE MIGHTY FLYERS BLUES QUARTET
ThrillVille

(Delta Groove Music/inakustik, www.themightyflyers.com)
14 Tracks, 60:32, mit Infos

Die vierzig Jahre Erfahrung als Musiker dringen aus jedem Ton. Mit den großen Alten hat Rod Piazza bereits in den 1960er-Jahren gespielt, Pee Wee Crayton, Shakey Jake und George „Harmonica“ Smith waren zuerst Lehrer und später Partner auf der Bühne. Heute ist Rod Piazza selbst Vorbild und Mentor vieler Nachwuchs-Harper, und so kann er als Bindeglied zwischen der „Old School“ und den modernen Interpreten des Instruments gelten. Gegründet haben er und seine Frau Honey die Mighty Flyers bereits in den frühen 1980er-Jahren. Aus dem Quintett wurde nun ein Quartett: Henry Carvajal ist der Gitarrist der Band, Dave Kida sitzt am Schlagzeug, Honey Piazza spielt Piano und ersetzt gleichzeitig den Bassisten, indem sie mit ihrer linken Hand mit Hilfe eines geheimnisvollen Effekts namens „Thunder Bass“ auch für die tiefen Töne sorgt. Rod Piazza ist der Sänger und bläst sowohl die chromatische als auch die diatonische Harp. Eingerahmt werden die Stücke der CD mit Kompositionen von Little Walter: Die furiose Uptempo-Nummer „Hate To See You Go“ zu Beginn und das relaxte „Sad Hours“ am Ende als letztes Stück. Dazwischen gibt es reichlich allerfeinsten R ’n’ B, Chicago Blues, Funk Grooves und West Coast Blues. Als Erneuerer können die Mighty Flyers sicherlich nicht gelten. Allerdings ist ihre durch Souveränität und sehr großes musikalisches Können geprägte Auffassung des Blues keineswegs als verstaubt und „old-fashioned“ zu verstehen - dafür wirken die Songs viel zu frisch und strotzen vor Spielfreude.

Achim Hennes

 

ROD PIAZZA & THE MIGHTY FLYERS BLUES QUARTET - ThrillVille


ROBERT PLANT/ALISON KRAUSS
Raising Sand

(Rounder/Decca/Universal 002894759382, www.universal-music-vertrieb.de)
13 Tracks, 57:28, mit engl. Texten

Alison Krauss, mit 20 Grammys ausgezeichnete Bluegrass-Sängerin und Fiddle-Virtuosin, und Robert Plant, weltberühmter Rockmusiker - kann das klappen? Schon vom ersten Ton an stellen Krauss und Plant unter Beweis, dass Raising Sand kein raffinierter PR-Coup ist, sondern ein von ihrer Liebe zur Musik getragenes Projekt zweier risikofreudiger Künstler. Unter Anleitung von Produzent T-Bone Burnett präsentieren sich Krauss und Plant in perfekter (Gesangs-)Harmonie, begleitet von exzellenten Musikern wie Marc Ribot, Dennis Crouch, Mike Seeger, Jay Bellerose, Norman Blake, Greg Leisz, Patrick Warren und Riley Baugus. Gemeinsam betten sie Songs u .a. von Gene Clark, den Everly Brothers, Naomi Neville, Mel Tillis, Tom Waits oder Townes Van Zandt in musikalisches Neuland, irgendwo zwischen Folk, Blues und Country. „Killing The Blues“ mag mit dem geradezu betörend wirkenden Harmoniegesang von Alison Krauss und Robert Plant ein Höhepunkt der CD sein. Doch eigentlich verdient jeder Titel das Prädikat „außergewöhnlich“. Manchmal steht die Stimme von Alison Krauss im Vordergrund, wie bei „Sister Rosetta Goes Before Us“, und schon im nächsten Titel ist es dann Robert Plant, der wie bei „Polly Come Home“ ohne erkennbaren Bruch den Gesangspart übernimmt, bevor sie das Tempo gemeinsam anziehen und mit „Through The Morning, Through The Night“ eins der wenigen Uptempostücke anstimmen.

Michael Kleff

 

ROBERT PLANT/ALISON KRAUSS - Raising Sand


PETE SEEGER
In der Schaubühne

(Edition Mnemosyne AH1003, www.mnemosyne.de)
Do-CD, 28 Tracks, 91:47

Dreieinhalb Jahre nach seinem legendären Konzert in der New Yorker Carnegie Hall, gab Pete Seeger am 2. Januar 1967 sein erstes Konzert in der Bundesrepublik Deutschland, und zwar in der Berliner Schaubühne, jenem 1962 gegründeten Theater am Halleschen Ufer in Kreuzberg, das mit der 1968er Protestbewegung eng verbunden war. Der politische Aktivist und Friedenssänger bot den mehreren Hundert Zuhörern kein spezielles auf die damalige zugespitzte politische Situation ausgerichtetes Programm, sondern sang Lieder, die er seit eh und je im Programm hatte, darunter „Tsena, Tsena“ und Leadbellys „Goodnight Irene“, beides Millionenseller der Weavers. Das unvermeidliche „Guantanamera“ durfte natürlich ebensowenig fehlen wie Seegers Trademark „Where Have All The Flowers Gone“. Auch heute, vierzig Jahre später, wird die besondere Gänsehautatmosphäre spürbar, wenn Seeger das jiddische Partisanenlied „Schtil, die Nacht“ anstimmt oder auf deutsch die „Moorsoldaten“ singt, und es ist ein Glücksfall, dass wir das Konzert heute auf CD hören können, nachdem Wolfgang M. Schwiedrzik, Herausgeber der Hörbuchreihe Alte Hüte den Mitschnitt unter seine alten Tonbändern im Keller „wiederentdeckt“ hat. Die Klangqualität der Aufnahme ist entsprechend „historisch“, sie wurde jedoch vorsichtig korrigiert an Stellen, wo Mikrofone falsch postiert waren oder Störgeräusche aufs Band gelangt waren, und ist insgesamt ordentlich. Für Seeger-Fans ist dieses Album unverzichtbar.

Ulrich Joosten

 

PETE SEEGER - In der Schaubühne


TOM SHAKA
Deep Cut

(Acoustic Music Records 319.1389.2/Roughtrade, www.acoustic-music.de)
16 Tracks, 73:50, mit engl. Infos

Tom Shaka bringt es in seinen Linernotes zur neuen CD auf den Punkt: „Wenn man in der Bluesmusik nicht die Wahrheit sagen kann, wo denn dann?“ Und so finden wir auf Deep Cut, seinem ersten Album nach längerer, fünf Jahre andauernder Schaffenspause, sechzehn Songs, von denen vierzehn von Shaka selbst stammen. Teilweise ausgesprochen bissige sozialkritische und politische Kommentare sind der Inhalt dieser Lieder - nur schade, dass die Texte nicht im Booklet abgedruckt sind. Der in Middletown, Connecticut, geborene Musiker mit sizilianischen Wurzeln lebt seit Ewigkeiten in seiner Wahlheimat Deutschland. Der auf Deep Cut vollständig solo aufspielende Künstler, der bereits mit Louisiana Red oder der Gospelsängerin Janice Harrington die Bühne teilte, scheint zu seinen Wurzeln zurückgekehrt zu sein: erdiger Blues, eingespielt mit Akustikgitarre, Bluesharp und Resonatorgitarre, kraftvolle gesungene Lyrics. Das Repertoire aus eigenen Liedern wird ergänzt durch das Traditional „Questionnaire Blues“ und den Allen-Hill-Song „Kiss Of Fire“. Mit Deep Cut zeigt Tom Shaka, dass es ohne ihn auch im Jahr 2008 eigentlich nicht geht - gut, dass er endlich wieder ein Album eingespielt hat!

Carina Prange

 

TOM SHAKA - Deep Cut


$OLAL
$olal presents: The Moonshine Sessions

(¡Ya Basta! YAB035PromoCD/Universal Music, www.universal-music-vertrieb.de)
Promo-CD, 13 Tracks, 59:54

Das muss das Zeichen des wahren Musikers durch und durch sein: Wenn einer in grundverschiedenen Genres gleichermaßen stilecht und kompetent zu reüssieren versteht! Mit dem Gotan Project, das der französische Songschreiber, DJ und Produzent Philippe Cohen-Solal einst mitbegründete, hat das vorliegende Country-Projekt nichts gemein - weder musikalisch, versteht sich, noch technisch: kein Tango, keine Elektronika, zumindest wohl im engeren Sinne - alles handgemacht und nicht nur in der Nähe Nashvilles eingespielt, sondern offenbar auch direkt von Americana-Herzen. Produziert vom Multiinstrumentalisten und Bucky Baxter, langjähriger Ex-Sideman Bob Dylans, in seinen Three Tree Studios, müssen The Moonshine Sessions gar dermaßen amtlich gewesen sein, dass selbst „Pretty Vacant“ von den Sex Pistols und „Dancing Queen“ von Abba in ihrem Verlauf zu Alternative-Country-Songs klassischster Prägung wurden. Rosie Flores, Melonie Cannon sowie weitere Gäste wie The Nashville Bluegrass Band, David Olney, Jim Lauderdale und viele andere singen sie wie die ebenbürtigen Nummern Cohen-Solals zum Dahinschmelzen gefühlvoll, die ausgezeichnete Band tapst mal sanft wie auf Zehenspitzen nebenher, mal schwillt sie sanft bis auf Orchesterstärke an. Immer im Dienste des Ganzen, wie es das jeweilige Stück erfordert, ohne jegliches Spiränzchen - das andere Zeichen des wahren Musikers durch und durch ...

Christian Beck

 

$OLAL - $olal presents: The Moonshine Sessions


JIM SUHLER & MONKEY BEAT
Tijuana Bible

(Rounder Europe CBHCD 2012, www.jimsuhler.com)
16 Tracks, 71:19, mit Texten

Seit Jahren spielt Jim Suhler die „zweite“ Gitarre in der Band von George Thorogood - was im Grunde sehr schade ist. Beschränkt sich dieser nämlich auf sein „Boogie-Born-To-Be-Bad“-Image, ist Jim Suhler mit dieser CD stilistisch wesentlich breiter aufgestellt. Der Süden der USA ist das Territorium, und der ist schwül und heiß, in Richtung Mexiko dann trocken bis staubig. Die Musik dazu hat einen schweren, fetten, manchmal trägen oder schleppenden Rhythmus, die Slide-Gitarre wimmert, und die Riffs sind sparsam gesetzt. Ein hypnotischer Boogie („Mexicali Run“) erinnert an texanische Musiker mit langen Bärten, mit dem zweideutigen „Juice“ geht es im Galopp Richtung mexikanischer Grenze, die Tequilaflasche im Gepäck; und wie ein (sehr, sehr) tiefer Schluck aus der Pulle schmeckt das kratzige „I Could’ve Had Religion“ mit toller Harp und bösem Text. Den Gegensatz dazu bildet das balladeske „Cold Light Of Day“ mit Piano- und Orgelbegleitung. Stolz verkündet ein Aufkleber auf der CD die Mitwirkung von Elvin Bishop und Joe Bonamassa, die auf jeweils einem Stück dabei sind. Eine nette Zugabe zwar, aber so richtig nötig hat die Tijuana Bible das gewiss nicht gehabt - sehr überzeugend und mit eigener Handschrift ist da nämlich auch der Rest der Platte. Bleibt zu hoffen, dass Jim Suhler öfter mal allein Richtung Sonnenaufgang reitet ...

Achim Hennes

 

JIM SUHLER & MONKEY BEAT - Tijuana Bible


ATHENA TERGIS
A Letter Home

Compass Records 7 4463 2/Sunny Moon, www.compassrecords.com)
14 Tracks, 56:23, mit Infos

Von der in der Toskana lebenden amerikanischen Fiddlerin Athena Tergis, die hier mit einem Album irischer Tanzmelodien aufwartet, hatte ich zugegebenermaßen noch nicht gehört. Die CD entpuppt sich als hochgradige, gelungene Überraschung: Feurig gespielte Fiddle, fast klassische Tongebung, sprühender Variationsreichtum, wunderbare Tune-Auswahl, Virtuosität und authentische Stilistik. Die junge Geigerin, die offenbar während der Plattenproduktion auch noch einem Kind das Leben schenkte, zeigt sich als reife Musikerin mit treffsicherem Geschmack. Ihre Phrasierung lässt sehr deutlich an Liz Carroll, die große Geigerin aus Chicago, denken.

Ein weiterer Musiker trägt zum überdimensionalen Gelingen der CD bei: John Doyle, einer der besten zeitgenössischen Rhythmusgitarristen, der nicht nur Athena unglaublich einfühlsam begleitet, sondern zudem der Produzent ist. John Doyle gibt durch seine erfindungsreiche Harmonisierung dabei einigen Tunes eine ungewöhnliche, überraschende Wendung. Und dazu sein subtiler relaxter Groove - einfach genial! Abgerundet wird die Aufnahme durch weitere Gäste mit klangvollen Namen, wie Akkordeonspieler Bill McComiskey, Sharon Shannon, Bassist Chico Huff. Und die bereits zitierte Liz Carroll hilft einmal mit einer zweiten Stimme aus. Ein phantastisches Album. Höchste Empfehlung!

Johannes Schiefner

 

ATHENA TERGIS - A Letter Home

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