PETER AUTSCHBACH
Peter Autschbach’s Terminal A - Transcontinental Live
(Acoustic Music Records/Rough Trade, ISBN 978-3-938679-27-2, www.acoustic-music.de)
17 Tracks + Slideshow „On Tour“, 93:54, mit dt. Infos
Peter Autschbach, einer der bekanntesten und umtriebigsten deutschen
Jazzrockgitarristen, ist nach einigen CD-Einspielungen und
Gitarrenlehrwerken nun zum ersten Mal auf einer DVD mit seiner Band
Terminal A zu bewundern. Mitgeschnitten wurde ein Auftritt vom 11.
November im Iserlohner Jazzclub Henkelmann. Zur Grundbesetzung mit
Eddy Teger (p), Jürgen Knautz (b), Marco Bussi (dr) gesellten sich an
besagtem Abend die Percussionisten Michael Nüchtern und last, but not
least Ramesh Shotham, der gewissermaßen die Erlaubnis gibt, dem ganzen
Event eine Art weltmusikalischen Aspekt abzugewinnen. Ein wenig folkig
wird es schon ab und zu mal: In „Trip To Belfast“ werden die
Akustikgitarren ausgepackt, in „Ramesh’s Intro“ gibt’s ein sehr
hörenswertes Percussionsolo, das in ein gemeinsames
Tablasilben-Rezitativ mündet. Vorherrschend ist und bleibt allerdings
das sehr melodische Jazzrockidiom à la Pat Metheny und ähnlich
weltklangorientierten Ensembles. Spannende Interaktion der allesamt
auf höchstem spieltechnischen Niveau agierenden Musiker, allen voran
Bandleader Peter Autschbach, der wirklich eine geile Gitarre spielt.
Für Folkies ist das allerdings nix.
Rolf Beydemüller
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THE BEACH BOYS
An American Band
(Liberation Entertainment/Rough Trade LIB 6046, www.roughtrade.com)
103:00
Zeitlich reicht die Spanne, die von dieser DVD abgedeckt wird, nur
bis kurz nach dem Tod von Drummer Dennis Wilson, der 1983 starb. Vom
Ausstieg Brian Wilsons aus der Band und Carl Wilsons Tod 1998 erfährt
man hier nichts. Das ist kein Wunder. Denn An American Band ist
uralt. Dieser Film kam schon 1985 heraus und war auch als Video
bereits erhältlich. Diese nicht ganz unwichtige Information wird vom
Vertreiber der DVD jedoch schamhaft verschwiegen. Das Alter zeigt sich
auch bei der Auswahl der vertretenen Songs, unter denen sich natürlich
alle großen Erfolge finden. Neben den Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der
Frühzeit der Bandgeschichte Anfang der 60er Jahre gibt es vor allem
Auszüge aus Konzerten von Mitte und Ende der 70er. Und da waren die
Beach Boys - wie auch hier unüberhörbar und unübersehbar - schlecht
drauf.
Natürlich gibt es bei so viel Harmonie auch schlechte Zeiten im
Leben der Beach Boys. Davon berichtet diese DVD ebenfalls. Historisch
besonders interessant sind neben den mit Brian Wilson u. a. im
Schlafzimmer geführten Gesprächen, in denen er auch über seine
Alkohol- und Drogenprobleme spricht, die Aufnahmen vom Auftritt der
Beach Boys im Bremer Beat-Club 1966 und von einem Konzert in der
Tschechoslowakei 1968, kurz nach der Niederschlagung des Prager
Frühlings. Der Sammler wird sich An American Band wohl kaum
entgehen lassen wollen. Allen anderen, die sich erstmalig mit der
Geschichte und der Musik der Beach Boys befassen wollen, sei dagegen
die 2000 veröffentlichte und qualitativ erheblich bessere
Dokumentation Endless Harmony empfohlen, die 2005 auch in
Deutschland als DVD erschien.
Michael Kleff
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BRYAN FERRY
Dylanesque Live - The London Sessions
(Eagle Rock Entertainment EREDV633/Edel Distribution, www.edel.de)
14 Tracks, 61:00, mit dt., engl., frz., niederl., ital., port. und span. Untertiteln
Schock! Horror! Womit hat Bob Dylan derartige
James-Last-a-go-go-Versionen seiner großen Songs verdient - noch drei
mehr als auf dem Audioalbum? Und was zum Teufel ist in Bryan Ferry
gefahren, vor Zeiten nicht nur einer der schärfsten Stylisten des
Rock, sondern auch einer seiner verwegensten Avantgardisten, dass er
sich künstlerisch derart entmannt? Wischiwaschi das alles, von A bis
Z. Im besten Falle, denn wenn man gerade hingenommen hat, dass hier
zur Abwechslung halt alles nur plätschert, gibt einem beispielsweise
Colin Good am Flügel mit federleichter Claydermann-Muckerhand den Rest
- mit eimerweise ausnahmslos allem, was einen einst überhaupt der
Rockmusik, Bob Dylan, Roxy Music und wie die vielen Lebensretter
juvenil Entfremdeter in der westlichen Welt alle hießen in die Arme
getrieben hat: weichgespülter Indifferenz, polierter Oberfläche ohne
jeden Tiefgang, triefendem Schmalz. Erfreulich sind lediglich Ferrys
„Hard-Rain“-Video von 1973 als Bonustrack, der selbst hier noch
mitunter sehenswerte Chris Spedding an den Gitarren, und - das sei
hier mit aller einer solchen Feststellung auf unterstem
Stammtischniveau innewohnenden Sprengkraft trotzdem gesagt - die mal
aufregenderen, mal zauberhafteren Backing-Sängerinnen Me’sha Bryan,
Sarah Brown, Anna McDonald und Tara McDonald. Sexismus in Reinkultur,
und dann auch noch mit starrem Blick aufs Geld - das reine Grauen ...
Christian Beck
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