DIVERSE
Gypsy Groove
(Putumayo/Exil Musik, 86252-2/indigo, www.exil.de)
11 Tracks, Infos auf Engl., Franz. u. Span.
Musik ist nicht nur zum Hören da, sondern auch zum Tanzen. Wer bei
Balkansounds nicht still sitzen bleiben kann, sollte sich die neue
Gypsy Groove kaufen - erschienen bei dem Label Putumayo, das
nicht nur für seine bunten Covers sondern auch für interessante
Arrangements aller möglichen Richtungen der Weltmusik bekannt ist. Auf
der CD ist natürlich Shantel mit „Bucovina“ vertreten, einem der
Stücke, die den Boom vor vielen Jahren entfacht haben. Nicht fehlen
darf auf einer solchen CD die Amsterdam Klezmer Band mit ihrem
„Sadagora Hot Dub“, auf der Klarinette, Bläser und Akkordeon
abwechseln die eingängige Melodie bestimmen. Magnifico &
Turbulenta aus Slowenien singen das kreolisch-französische Lied „Zh Ne
Sui Pa Pur Toi („Je ne suis pas pour toi - ich gehöre dir
nicht“) und untermalen es mit Akkordeon- und Bläserklängen sowie mit
Drum-’n’-Bass-Rhythmen. Zum Tanzen lädt auch das Luminescent
Orchestrii aus New York ein, die sich als „Gypsie tango klezmer punk
acoustic string band“ bezeichnen. Besonders groovig auch „Vino Lubirea
Mea“ von dem deutschen Multikultiesemble Eastenders, den die Band
DelaDap aus Österreich neu gemixt hat.
Natalie Wiesmann
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BACKSPIN
A Six Degrees 10 Year Anniversary Project
(Exil 90110-2, www.exil.com)
Promo-CD, 12 Tracks, 60:35
Das Coveralbum des Jahrzehntes zum zehnjährigen Jubiläum des Labels
Six Degrees, wie passend. Sind Coverversionen im Folk meistens
unerträglich oder witzig, schaffen es elf Künstler des
Global-Pop-Labels Klassiker in einem World-Music-Gewand zu
präsentieren, dass sie ohne Verbeugung vor den Originalen oder
humoristische Verfremdungen einfach nur authentisch und souverän
wirken. Hits, die durch Legionen von Lagerfeuergitarristen selbst
schon zur Volksmusik wurden, erklingen im Weltmusikgewand frisch,
unverbraucht und modern. Man will diese Neufassungen nicht nur wegen
der Genialität des Originals hören, (obwohl die ausgewählten Hits
dieses Attribut durchaus verdienen), sondern weil jede Coverversion
für sich großartig ist und aus sich selbst heraus immer wieder den Weg
auf den Plattenteller findet. Ob Karsh Kale sich an „Spirits In The
Material World“ herantraut, der Engländer mit dem irren Namen „The
Real Tuesday Weld“ es schafft, Abbas Schnulze „Day Before You Came“
zum Gänsehaut-Track zu mutieren, oder ob Lennons Liebeslied an seine
Mutter „Julia“ vom weißen Album der Beatles durch MNO in die Gefilde
balinesischer Jazzclubs gezogen wird, jeder einzelne Track ist ein
Kleinod. Wer bislang noch keinen Zugang zur Weltmusik gefunden hat,
wird mit Backspin unausweichlich bekehrt.
Chris Elstrodt
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DOUG COX & SALIL BHATT
Slide To Freedom
(Northern Blues NBM0039, www.northernblues.com)
8 Tracks, mit engl. Infos
Verzeihen Sie, verehrte Leserschaft, dass ich Sie erst mal an Ihren
PC jage, aber wir leben in interaktiven Zeiten, und da muss das
manchmal sein. Also: Auf der Bilderseite einer bekannten Suchmaschine
flugs nach Gitarren googlen, die Dobro, Tricone oder Triolian heißen.
Dann einen kleinen virtuellen Indientrip unternehmen, um dort die
Gitarre-Laute-Hybriden Mohan Veena und Satvik Veena zu bestaunen. Und
schon wissen wir, welche Instrumente von den Herren Cox & Bhatt
gezupft, geschlagen und mit Flaschenhälsen traktiert werden.
Was die Kompositionen angeht, so haben sich der Kanadier Cox und der
Inder Bhatt zu einer Kombination aus klassischem Blues (Mississippi
John Hurt, Blind Willie Johnson) und auf klassisch-indischen
Strukturen basierenden Instrumentaltrios entschlossen (Der
unermüdliche Ramkumar Mishra komplettiert das Trio mit virtuosem
Tablaspiel). Letztere erinnern mich gelegentlich dann doch einmal an
die vielfach preisgekrönte CD A Meeting By The River, die der
unvermeidliche Ry Cooder 1993 zusammen mit Salil Bhatts Vater Vishwa
Mohan eingespielt hatte. Vater Bhatt gastiert für zwei Stücke auch auf
dieser CD. Ob das allerdings den Sohn dazu gebracht hat, das
Abschlussstück augenzwinkernd „Meeting By The Liver“ zu nennen, ist
leider nicht überliefert. Fazit: Die CD ist staubiges Roadmovie und
stimmungsvolles Bollywood in einem, archaisch und modern. Großes Kino
eben ...
Walter Bast
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