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CAPOEIRA - INSTRUCTIONS AND DEMONSTRATIONS
(Playa Sound PS69007, www.playasound.com)
10 Tracks, 96:00, portug., mit frz. oder engl. Untertiteln
Am Anfang sieht alles noch ganz einfach aus. Mit den Schultern
kreisen, den Kopf nach links drehen, dann nach rechts, die Beine
ausschütteln. Ab dann sollte man schon sportliches Talent einbringen,
denn Capoeira ist schließlich kein Ringelreihen, sondern ein
Kampftanz, der höchste Körperbeherrschung und nahezu akrobatische
Fähigkeiten verlangt. Schritt für Schritt führt Mestre Iram Custodio
seine Schüler auf diesem Lehrvideo in die bodennahen Bewegungen ein
und stellt dann die traditionellen Instrumente vor, allen voran das
bogenähnliche Berimbau, begleitet von den Trommeln Pandeiro und
Atabaque. In einem Interview erzählt der Mestre die Geschichte der
Capoeira, der von afrikanischen Sklaven geschaffen wurde. Als Tanz
getarnt, übten sie sich in Kampftechniken - immer in Bodennähe, da sie
ihre Besitzer nie überragen durften.
Wie elegant und spielerisch Capoeira wirken kann, wenn man sie
beherrscht, zeigt ein Bonustrack, der wahre Könner dieser Kunst an
Rios Stränden vorführt. Im Mittelpunkt steht immer ein Paar, das mit
angedeuteten Fußattacken und Verteidigungstritten eine Art
Konversation zu betreiben scheint. Die restlichen Capoeiristas bilden
einen Kreis um die beiden Protagonisten, bis sie an der Reihe sind.
Die DVD ist in erster Linie interessant für alle, die diesen
ungewöhnlichen Tanz lernen möchten, gewährt aber auch allen anderen
interessante Einblicke.
Suzanne Cords
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AMADOU & MARIAM
Paris Bamako
(Because 3109227, www.amadou-mariam.com)
88:01; plus CD, 12 Tracks, 71:15
Vergnügen im Doppelpack. Die DVD zeigt das blinde Paar aus Bamako
bei Konzerten in mehreren französischen Veranstaltungsorten, die
Lieder werden komplett ausgespielt. Die Kameraarbeit hält sich im
Rahmen des Vertrauten, keine mitreißenden Perspektiven, aber auch kein
überflüssiger Schnickschnack, keine zerstückelnden Schnitte, solides
Handwerk also. Der Sound ist durch die Bank prima. In einem zweiten
Teil sieht man all das, was Amadou & Mariam nicht zu sehen
bekommen, sie sind auf Tournee durch die USA, vor beeindruckenden
Skylines, in riesigen Limousinen, bei mehreren Rundfunkstationen und
in einigen Clubs. Dazwischen erzählen sie (leider nur auf Französisch,
ohne Untertitel) ein wenig über ihr Leben und antworten auf nicht eben
beeindruckende Journalistenfragen. Wie der Tourneealltag aus der Sicht
Nichtsehender aussieht, hätte doch interessiert, und Einiges andere
mehr. Am Ende gibt es noch ein paar Clips, auf welchen die beiden in
Mali zu sehen sind, darunter einer mit Manu Chao. Sehenswert, das
Ganze, und kurzweilig, wenn auch insgesamt nicht allzu tiefschürfend.
Hervorragend dafür das Livealbum, anders als auf der aktuellen CD,
Dimanche à Bamako, machen hier alle Beteiligten, was sich
gehört für Musiker (darunter in einem Lied auch Salif Keita) auf der
Bühne, die ihren Job lieben: Sie toben sich aus, und das zu hören,
macht Spaß von der ersten bis zur letzten Minute.
Luigi Lauer
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JEAN-PIERRE BOYER
Sega Maloya
(Playasound 69006/Sunny Moon, www.playasound.com)
59:13
Für den, der sich dieses Video zu früher Stunde anschaut, bekommt
das Wort „Morgengrauen“ eine ganz neue Bedeutung (frei nach W.
Schäuble). Es Kitsch zu nennen, ist noch massiv untertrieben, durch
sämtliche Tracks zieht sich eine Schleimspur, auf der noch die
schlimmsten Schlagersänger ins Straucheln gerieten. Die ohnehin schon
gut gesüßte Musik Reunions wird bei Jean-Pierre Boyer noch einmal mit
Zuckerguss überzogen und in Zuckerwatte gewickelt, bevor das Ganze in
Honig ersäuft wird. Schauder. Was die Leute bei Playasound antreibt,
erschließt sich einfach nicht, musikalische Qualität, das machen
etliche Produkte aus diesem Haus hörbar, ist es jedenfalls nicht, und
das muss jetzt auch für deren DVDs gelten. Nur wer die Fotos von
Hamilton mag, kann sich an diesem Schmalz ergötzen, selbst das Wort
„Weichzeichner“ ist abzulehnen, beinhaltet es doch „Zeichner“. Für
alle, die der Meinung sind, der Westen habe nicht das Recht, bei der
Musik anderer Kulturen gewisse Qualitätskriterien anzulegen und nach
ihnen zu sieben und sich stattdessen daran zu orientieren, was die
Menschen vor Ort am liebsten hören, ist Sega Maloya ein
vernichtendes Gegenargument.
Luigi Lauer
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GREGOR HILDEN BAND
Live At The Luna Bar
(AcousticMusicRecords/RoughTrade DVD4009, www.acoustic-music.de)
17 Tracks, 93:56
Das rote Scheinwerferlicht erinnert an die einstige Bestimmung der
Luna Bar, und die intime Atmosphäre des kleinen Lokals in Münster
steckt einen schönen atmosphärischen Rahmen für Gregor Hildens
Live-DVD. Die visuelle Darstellung ist trotz der Enge des „Saals“ gut
gelöst, die Musiker werden im Kontext ihres jeweiligen Solospiels in
der Einzelaufnahme gezeigt, und die wiederholte Unterteilung des
Bildschirms in zwei oder vier Fenster simuliert eine Gesamtansicht der
Band. Neben den 14 regulären Titeln gibt es noch drei alternative
Stücke als Bonus. Weitere Gimmicks wie eine „Making-of Story“,
Backstageplaudereien oder Interviews sind nicht enthalten. Der
Schwerpunkt liegt auf der Musik, und deren Qualität ist, wie auch der
Klang der DVD, hervorragend.
Drei Stücke werden ohne Gast bestritten, und was diese Band vermag,
dafür können die 4.13 Minuten des Stücks „Zak“ stehen: Eine jazzige
Uptempo-Nummer, Gregor Hilden gibt das Thema vor und spielt das erste
Gitarrensolo, Horst Bergmeyer an der Orgel nimmt die Linien auf und
erntet wiederholt Szenenapplaus. Dirk Brandt fügt ein kurzes,
knackiges Schlagzeugsolo an, und Gregor Hilden fängt mit Aufnahme des
Themas alle wieder ein. Darüber während der ganzen Zeit Sascha Oeings
exzellente Bassläufe.
Mit den Gästen im Wechsel wird es ein wahres Fest für Liebhaber des
Blues, Soul und Jazz: Drei Sänger, nämlich der soulige Wilson Blount,
der erdige Johnny Rogers mit dem herrlichen Timbre und die Powerfrau
Harriett Lewis, der Trompeter Christian Kappe im entspannten „New York
Blues“, Thomas Feldmann, Harp und Saxophon („Beale Street Strut“!!!),
und der Bluesharpspieler Keith Dunn reihen einen musikalischen
Höhepunkt an den nächsten.
Achim Hennes
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