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DOBET GNAHORÉ
Na Afriki

(Contre-Jour 018/Indigo, www.dobetgnahore.com)
Promo-CD, 15 Tracks, 49:28

Sie könnte der Liebling der diesjährigen Weltmusikfestival-Saison werden. Die Ivorerin präsentiert sich auf ihrem zweiten Album frisch und reif zugleich, ihre popmusikalische Reise quer durch Afrika ist wunderbar erquickend und lebendig. Mit einer charismatischen Stimme, die sich durchaus mit der von Busi Mhlongo, Oumou Sangare oder Angelique Kidjo messen kann, entfaltet sie ein farbenreiches Kaleidoskop, das sämtliche musikalischen Stimmungslagen aufrollt und kein Dynamikparameter auslässt. In einem halben Dutzend Sprachen macht sie sich über Polygamie lustig, mischt sich in die Politik ein, stellt sich gegen Afropessimismus und fordert, der Kontinent solle sein Schicksal endlich selbst in die Hand nehmen. Die akustische Gitarre von Dobets Lebensgefährten Colin Laroche de Félin steht neben Solo- und Satzgesang (exzellent gesetzt!) im Zentrum der Arrangements, herum gruppieren sich westliche wie afrikanische Instrumente zu einem harmonischen, abwechslungsreichen Ganzen. Hätte ich solche Musik zu Zeiten gehabt, als ich mich noch dem Stubenarrest (oder: der Wohn-Haft) beugen musste, der - ohnehin zweifelhafte - pädagogische Effekt wäre wirkungslos verpufft. Ausnahmsweise schließe ich mich darum dem Pressetext an: ein wunderschönes, eindrucksvolles Werk.

Luigi Lauer

 

DOBET GNAHORÉ - Na Afriki


DIVERSE
The Afro Club Night

(Lola’s World cls 0001032, www.lolasworldrecords.com)
2 CDs, 31 Tracks, 159:32, mit engl. Infos

Beim ersten Titel dauert es noch eine Minute, bis die Bassdrum in Viertelnoten durchballert. So viel Zurückhaltung kommt nicht wieder vor, hier ist „Bumm Bumm“ angesagt, Love Parade in Afrika oder so. Es gibt auch solche Titel, die als völlig unverbindliche Hintergrundmusik in einer Cocktailbar ihre Berechtigung haben, es sind genau zwei. Nur wenige Tracks sind wirklich klasse, die Ghettoblaster stechen hervor, Daara J auch, doch für CD I war es das auch, und die ist als „Mellow-Side“ betitelt, also mäßig, sanft. CD II heißt „Power-Side“ und macht klar, dass Beats per Minute bedeutet: Schläge pro Minute. Und immer auf die Ohren. 16 Runden dauert der Kampf, nach jeweils 60 Sekunden werfe ich das Handtuch und gehe in die nächste Runde. Dasselbe in Grün, Afro ist nur noch Anstrich. Bin ich altmodisch? Ja, und das ist gut so. Schon das Bassdrum-auf-Eins-und-Drei-Snaredrum-auf-Zwei-und-Vier der Rockmusik fand ich beschämend langweilig, und schamlos gilt dieser Monotonie-Erhaltungssatz noch heute, nur etwas schneller, wobei man die Snaredrum auch noch gleich weglässt. Die Post-Techno-Musik ist offenkundig weder irgendwo weg- noch irgendwo angekommen. Ralph „von“ Richthofen, der dieses Meisterwerk zusammengestellt hat, muss man fragen, welche Droge man braucht, um solche Musik hören, ja, ertragen zu können. Und mit Woody Allen muss man ihm raten: Versuche nicht, damit durch den Zoll zu kommen.

Luigi Lauer

 

DIVERSE - The Afro Club Night

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