back Rezensionen Afrika


RACHID TAHA
Diwan 2

(Wrasse 181/harmonia mundi, www.wrasserecords.com)
10 Tracks, 60:02, mit engl., frz. und teilw. arab. Texten

Diwan + Live

(Wrasse 151/harmonia mundi)
2 CDs, 22 Tracks, mit engl./frz. Infos, Texte arab.

Made in Medina + Olé Olé

(Wrasse 150/Harmonia Mundi)
2 CDs, 23 Tracks, mit engl./frz. Infos, Texte arab.

Nette Überraschung, das. Taha ist mit Diwan 2 noch einmal zur Musik seiner Jugend zurückgekehrt und präsentiert die Lieder, die ihm noch heute im Kopf herumschwirren, frisch und neckisch, aber keineswegs so rockig, wie er seine eigenen Lieder gerne gestaltet. Natürlich tragen die Interpretationen dennoch seine Handschrift, die sich nicht in der Neuaufnahme unter besseren Bedingungen erschöpft. Eine wunderbare Version des humorvollen Francis-Bebey-Liedes „Agatha“ findet sich hier ebenso wie ein Umm-Kultum-Klassiker. Aber er ist doch weit mehr Algerier auf Diwan 2, als er es auf Made in Medina oder Olé Olé war. Diese beiden sowie Diwan und Live sind als Doppelalben auch gleich wieder aufgelegt worden. Warum, wird nicht ersichtlich, schließlich stammen sie alle nicht aus Vinylzeiten. Aber vielleicht sind sie im Doppelpack ja günstiger, und dann sollte die Gelegenheit genutzt werden, sich den kompletten Taha ins Haus zu holen, Raï-Rock in hoher Dosis.

Luigi Lauer

 

RACHID TAHA - Diwan 2

RACHID TAHA - Diwan + Live

RACHID TAHA - Made in Medina + Olé Olé


SIERRA LEONE’S REFUGEE ALL STARS
Living Like A Refugee

(Anti 6837-2A/SPV, www.anti.com)
17 Tracks, 74:12, mit engl. Infos

Den Flüchtlingen eine Stimme geben - in diesem Fall haben sie es selbst getan. In einem Flüchtlingscamp in Guinea fanden die Musiker aus Sierra Leone zusammen, um durch Musik etwas Linderung zu erfahren und ihre Traumata in Worte zu fassen. Entwurzelung, Gewalt, hemmungslose Bereicherung, Entfremdung und Hass sind die negativen Themen, Frieden, Vergebung, Nächstenliebe und Toleranz die positiven. Jede Menge Reggae wird hörbar, daneben Highlife, Palmwine-Music und die traditionelle Bubu-Musik, alles gekonnt gespielt und gut aufgenommen. Das Wichtigste aber sind die (englischen) Texte, die Einblicke geben und Auswege aufzeigen. „Who can heal me?“ sang einst ergreifend Alpha Blondy. Hier ist die Antwort: Musik kann zumindest einen Beitrag zur mentalen Gesundheit leisten.

Luigi Lauer

 

SIERRA LEONE’S REFUGEE ALL STARS - Living Like A Refugee


AMADOU & MARIAM
1990-1995

(Because Music, www.alive-ag.de)
16 Tracks, 76:43, frz. Infos

International bekannt geworden sind Amadou & Mariam erst in den letzten Jahren. Anders in Mali, wo sie längst berühmt sind. Die zwischen 1990 und 1995 aufgenommenen Songs geben ein sehr unterschiedliches Bild, die Besetzung geht von Amadou alleine, der singt und Gitarre spielt, über Duette mit Mariam, wo Amadous Kunstfertigkeit ganz besonders zum Tragen kommt, bis zur kompletten Band, wo man zum Einsatz von Maschinen neigte; auch die Aufnahmequalität schwankt sehr stark, von exzellent bis zu mittenlastig-gruftig reicht die Skala. Auffallend ist, dass Mariam damals entschieden besser sang als heute. Die CD ist weit mehr als ein Dokument, besonders die Stücke ohne Band, das sind die meisten, präsentieren zwei großartige Künstler. Es lohnt sich sehr, sich diese beiden Musiker auch einmal retrospektiv vorzunehmen, denn sie haben noch ganz andere Facetten zu bieten als die Popmusik auf Dimanche À Bamako oder die Grönemeyer-Kollaboration „Zeit, dass sich was dreht“. Ein Album, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Luigi Lauer

 

AMADOU & MARIAM - 1990-1995


MAYRA ANDRADE
Navega

(SonyBMG, www.mayra-andrade.com)
12 Tracks, 52:50, mit engl., frz. und kreol. Texten

Geboren in Kuba, aufgewachsen in Angola, Senegal, Deutschland und der elterlichen Heimat Kapverden - so wird frau Kosmopolitin. Gerade mal die 21 geschafft und schon eine beachtliche Karriere, mit Trophäen im Schrank, Konzerten mit Weltstars und einem Duett mit Charles Aznavour in der Liste. Die Dame muss also etwas haben, und dieses Etwas lässt sich mit drei Worten ausdrücken: Stimme und Seele. Ihr jugendliches Alter hört man selten heraus, erstaunlich abgeklärt geht sie mit ihrer fellweichen Stimme um, die sie an genau kalkulierten Stellen zum Knarzen bringt. Gleich im ersten Lied, geschrieben von Kaka Barboza, fragt sie, was aus der Demokratie geworden ist - klingt auch nicht eben unreif. Der musikalische Grundton ist kapverdisch, mit intelligenten Ausflügen Richtung Samba, Latin-Jazz und Flamenco. Mayra Andrade steckt der kapverdischen Melancholie einfach Blumen ins Haar, schon sieht die Welt anders aus. Das Ganze ist brillant um Mayras Stimme arrangiert, sparsam, akustisch, klar, perkussiv, stellenweise gar mit anarchistischen Zügen, die einen Tom Waits erfreuen würden. Ein starkes Debüt, das man so schnell nicht müde wird, zu hören.

Luigi Lauer

 

MAYRA ANDRADE - Navega

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