back Rezensionen Asien


PASCALS
Dodesukaden

(Label Bleu LBLC 4017/www.label-bleu.com)
11 Tracks, 47:18

Wenn sich ein 12-köpfiges japanisches Musikerkollektiv nach einem der Säulenheiligen zeitgenössischer Improvisationsmusik (Pascal Comelade) und seine Debüt-CD nach Akira Kurosawas Film Menschen im Abseits (Dodes’ka-den) benennt, dürfen wir getrost davon ausgehen, dass es sich um kein gewöhnliches Stück Musik handelt. Und so finden wir im Instrumentenschrank des schrägen Dutzends - neben konventionellem Besteck - nicht nur das von Herrn Comelade mit großer Hingabe verwendete Spielzeugklavier, sondern u. a. auch eine singende Säge oder einen Benzinschlauch. Und auch beim Klangmaterial geht es quer durch den musikalischen Stilgarten: Kompositionen von Brian Eno, Moondog, George Bizet oder jenes, von Toru Takemitsu für Kurosawas Film geschriebene Titelstück, wechseln sich mit Eigenkompositionen ab, die überwiegend von Bandleader Rocket Matsu stammen. Den darf man denn auch locker neben seine Brüder und Schwestern im Geiste einreihen: Bigbandcollagen mit abrupten Rhythmuswechseln à la Carla Bley, Kinderklavier-Miniaturen à la Comelade, Brian-Eno-Soundscapes oder die gnadenlosen Stilmixe seines Landsmanns Wataru Ohkuma bilden die Eckpfeiler in Matsus kompositorischem Schaffen. Und wie es klingt, wenn sich diese verrückten Japaner über einen Gassenhauer hermachen, hören wir auf Track 11, wenn sie Bizets Carmen-Thema in 1 Minute 11 Sekunden ultimativ den Garaus machen. Genial!

Walter Bast

 

PASCALS - Dodesukaden


MOSAIC PROJECT

(Cludia CCD018, www.mosaic-project.com)
CD: 9 Tracks, 48:28, mit engl. Infos; DVD: 52:58

„Mosaic“ sei, so der Text des Beiblattes, „eine Zusammenarbeit zwischen zwei israelischen Komponisten und Produzenten, nämlich Shmuel Noifeld und Eyal Katzav, sowie dem englischen Lyriker Barry Gilbert“. Dabei hat das englische Wort mosaic eine - gewollte oder nicht gewollte - Doppelbedeutung: Zum einen kann es „das Mosaìk“ bedeuten, ein aus kleinen zusammengesetzten Steinen sich ergebendes Bild, zum anderen „mosáisch“, im Kontext mit Religion ein von Moses entlehntes Synonym für „jüdisch“. Aus der Musik selbst ist eine differenzierte Ableitung nicht sofort zu erschließen. Zum einen ist an Mosaischem an dem in England produzierten Album wenig zu erkennen, sieht man einmal von dem einzigen hebräischen, aus dem Französischen übersetzten Liedtext ab („Red To Red“); zum anderen ergeben die neun Titel auch kein klares Gesamtbild. Sie erinnern vielmehr an elektronische Arrangements, wie sie in den 80er Jahren populär waren, etwa von „Ultravox“. Hierbei scheint es sich nur insofern um „Weltmusik“ zu handeln, als Noifeld seinen Hörern mitteilt: „Diese Leute [in Israel] ziehen sich wie du an, hören die gleiche Musik, leben den gleichen Tagesrhythmus ...“ Kurz: Nichts Neues unter der Sonne, da wir alle gleich sind, machen wir eben auch alle die gleiche Musik. Dass der CD eine DVD mit den gleichen Titeln beigelegt wird, ist allerdings nachahmenswert.

Matti Goldschmidt

 

MOSAIC PROJECT

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