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HANNES WADER
Lieder 2000-2005: Noten & Texte

Dortmund: pläne-Verlag, 2006
66 S., Noten, Texte, s/w-Abb.
ISBN 3-88569-027-6

Vor vielen Jahren gab es im Verlag 2001 bereits ein Liederbuch, das sämtliche Songs der bis dahin erschienenen LPs enthielt. Das vorliegende Buch schließt die Lücke bis heute nicht vollständig, aber es enthält immerhin alle 21 Lieder, die Hannes Wader in den ersten fünf Jahren des neuen Jahrhunderts entweder schrieb, übersetzte oder vertonte. Enthalten sind u. a. „Wünsche“, „Victor Jara“, „Paris 1794“, „Vergänglichkeit der Schönheit“ und „Krieg ist Krieg“. Die Noten sind für Singstimme in der Originaltonart gesetzt, die leicht spielbaren Grundakkorde meist aus der ersten Lage sind mit Capoangaben vorhanden. Hier hätte ich mir für Anfänger allerdings Griffdiagramme zumindest der wenigen, etwas exotischeren Akkorde gewünscht. Das Buch enthält neben den Liedern eine Diskographie sowie einige Schwarz-Weiß-Photos.

Ulrich Joosten

 

HANNES WADER - Lieder 2000-2005: Noten & Texte


REINHARD MEY/BERND SCHROEDER
Was ich noch zu sagen hätte

Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2005
303 S., mit s/w-Photos
ISBN 3-462-03622-X

Reinhard Mey ist bekannt für seine stark autobiographisch gefärbten Werke. Er gehört zu den Liederschreibern, die ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse verarbeiten und in Musik umwandeln. Warum dann eine „Biographie“? Wissen wir nicht schon alles über ihn? Wer dieses Buch liest, dem wird schnell klar, dass dem nicht so ist. Mit dem bezeichnenden Titel Was ich noch zu sagen hätte beginnt es nicht nur mit einem passenden Zitat aus seinem Werk, sondern bedeutet, dass der Mann durchaus noch etwas zu sagen hat.

Sein Buch - als dessen „Autor“ eigentlich Bernd Schroeder (Mann von Elke Heidenreich) genannt werden kann - ist dabei weniger Biographie als mehr der Abdruck ausgiebiger Gespräche. Und Schroeder fragt einfühlsam und geschickt, kennt sich aus mit Mey, weiß, wo er ihn packen muss.

Auf diesen Seiten steht nun im Prinzip alles, was man Mey immer schon hatte fragen wollen und worauf man gern eine Antwort gehabt hätte. Die Waldeck wird thematisiert, die Zeit in den 70ern, sein Verhältnis zur Linken und umgekehrt; die sicher nicht immer einfache, aber liebevolle Beziehung zu seinen Kindern; seine erste Ehe mit der Französin Christine und wie er Hella kennen lernte; Anekdoten von Auftritten, seine ersten musikalischen Schritte, Liveauftritte mit Hannes Wader, Schobert; sein auch heute noch grenzenloses Lampenfieber vor Konzerten; und, und, und ...

Ein Teil des Gesprächs widmet sich dem hierzulande weniger bekannten Frédérik Mey, dem Chansonnier, der 1968 mit dem Prix International der Académie de la Chanson Française seinen ersten Preis überhaupt gewann, später das Olympia in Paris füllte und 1982 seine französische Karriere beendete, weil er zwei Leben und Familie nicht mehr unter einen Hut bringen konnte. Die fast längste Passage aber beschäftigt sich mit dem Fliegen, Mey sprudelt los wie ein Wasserfall. Man merkt, dass dies - neben dem Musikmachen - die größte Leidenschaft des Sängers ist.

Zwischendurch Stimmen von dritter Seite: seine Frau Hella, Klaus Hoffmann, die eigenen Kinder, besonders Tochter Victoria; sodass am Ende ein sehr differenziertes Bild des Menschen und Künstlers Mey entsteht. Ergänzt durch biographische Eckdaten, zahlreiche Photographien und Liedtexte als Aufhänger für die besprochenen Themen, schließt sich der Kreis, denn gerade der stark biographische Charakter seiner Lieder schafft die Grundlage für dieses Buch und liefert dessen roten Faden.

Ein sehr lesenswertes Werk, das man nicht so schnell aus der Hand legt, wenn man ein gewisses Interesse für Musik und Hintergründe des wohl erfolgreichsten deutschen Liedermachers hegt. Aber auch sonst von durchaus dokumentarischem Wert.

Stefan Backes

 

REINHARD MEY/BERND SCHROEDER - Was ich noch zu sagen hätte


ERNST EURGEN SCHMIDT
Vom singenden Dudelsack:
Sagen, Märchen und kuriose Geschichten rund um ein europäisches Volksmusikinstrument

Hrsg. Schwäbisches Kulturarchiv des Schwäbischen Albvereins
Balingen: Schwäbisches Kulturarchiv, 2005
432 S., mit zahlr. s/w- und einigen Farbabb.
ISBN 3-920801-55-5

Der Musiker und Sammler Ernst Eugen Schmidt aus Köln spielt Renaissancelaute und Northumbrian Small Pipes und sammelt seit 1976 alles, was mit der Sackpfeife zu tun hat, und zwar mit allen Varianten dieses Borduninstruments.

Sein Buch mit Sagen, Märchen und kuriosen Geschichten um dieses eruopäische Volksmusikinstrument ist ein kulturhistorisches Dokument, das seinesgleichen sucht. Es zeigt, dass der Dudelsack tatsächlich in ganz Europa vertreten war, auch in Regionen, von denen der Laie niemals vermutet hätte, dass dort Dudelsäcke gespielt wurden. Das mit Hardcover und Fadenheftung sehr schön ausgestattete Buch zeigt, dass das Instrument auch in Rumänien, Weißrussland, Georgien oder Estland gespielt wurde und dort seine Spuren in Form von Geschichten und Anekdoten hinterlassen hat. Die Auswahl der 110 längeren und kürzeren Texte erfolgte nach dem Prinzip, den „reichen Schatz an Überlieferungen möglichst umfassend darzustellen, aber auch gleichzeitig möglichst viele Regionen Europas mit einzubeziehen“. Das wundervolle an dem Buch ist, dass es eine Fülle volkskundlicher und geschichtlicher Fakten enthält, die man anhand eines vergnüglichen Lesestoffes - oft Märchen und Sagen voller Magie und Zauberei - ganz en passant erfährt. Neben Prosatexten sind auch Gedichte und Spottlieder enthalten, teils aus der Feder illustrer Zeitgenossen wie Hans Sachs oder George Sand. Zusätzlich gibt es kurze Erläuterungen als Fußnoten und für Interessierte längere Ausführungen, Quellenangaben und Hinweise auf weiterführende Literatur am Ende des Buches. Man muss noch erwähnen, dass der Band mit einer Fülle Abbildungen illustriert ist, darunter Skurriles von der andorranischen Briefmarke über eine deutsche Spielkarte bis zum historischen Stich - alles mit dem Thema Dudelsack.

Das Buch sei Dudelsackspielern und -fans als Pflichtlektüre empfohlen, aber auch jenen, die an Volksbräuchen und Instrumentenkunde interessiert sind, und ... ach was: einfach allen, die nach spannendem und märchenhaftem Lesefutter suchen. Ein absolut großartiges Werk.

Ulrich Joosten

Bezug: www.schwaebischer-albverein.de
 

ERNST EURGEN SCHMIDT - Vom singenden Dudelsack


ADRIAN EGGER/MOUSSA HÉMA
Die Stimme des Balafon - La voix du balafon

Hamburg: Schell Music, 2006
52 S., mit Noten, Abb. u. Photos + CD. [SM; 5800]
ISMN M-700114-40-4

Selbstversuch: Ich sitze auf dem Boden vor meinem Balaphon, dem afrikanischen Urahn von Xylophon und Vibraphon. In der Hand habe ich zwei Schlegel, mit denen ich die Klanghölzer anschlagen kann, deren Ton von Resonanzkörpern verstärkt wird. Links von mir die neue Balaphonschule Die Stimme des Balafon; rechts die Fernbedienung für meinen CD-Spieler, in dem bereits die der Schule beiliegende CD liegt. Per Fernbedienung starte ich die CD. Zu hören ist eine einfache und doch ungemein groovende Tonfolge auf dem Balaphon. In der 52 Seiten starken, gehefteten Schule kann ich sie in Noten verfolgen - für Notenunkundige gibt es leicht verständliche Tabulaturen. Gedruckt und auf CD verfolge ich die Töne beider Hände. Vorsichtig spiele ich die Melodien nach, höre sie zur Kontrolle stets immer wieder auf der CD und fühle mich dadurch sicher. Ganz nebenbei lerne ich binäre und ternäre Grooves und kleine westafrikanische Lieder. Doch die bebilderte Balaphonschule ist mehr als nur ein Notenheft: Sie bietet viele Hintergrundinformationen über die Herstellung des Instruments und seine Tradition. Der Schweizer Autor Adrian Egger und sein Koautor Moussa Héma, ein aus Burkina Faso stammender Balaphonspieler, schreiben, dass dieses Instrument in ganz Afrika verbreitet ist. In ihrer Schule gehen sie allerdings ausschließlich auf die Musik aus Burkina Faso ein. Dadurch bieten sie nur einen kleinen Ausschnitt stilistischer Möglichkeiten. Doch vielleicht wird dieses Instrument auch besonders dann spannend, wenn man sich später von der Schule löst und stilistisch ganz eigene Wege auf ihm geht. Die Stimme des Balafon ist ein wunderbar einfacher Einstieg, mit dem Instrument und afrikanischem Musikverständnis vertrauter zu werden.

Udo Hinz

 

ADRIAN EGGER/MOUSSA HÉMA - Die Stimme des Balafon - La voix du balafon


JOHN LOESBERG
The Celtic Harp
A Hand-picked Collection of the Finest Old Airs and Dance Tunes from Ireland, Scotland, Brittany, England, Wales, Cornwall and The Isle of Man.

Selected by John Loesberg, Arr. by Christine Martin. CD-Edition
Cork: Ossian, 2005
38 S., überw. Noten, mit Abb. + CD. (OSSCD33) [OMB; 161]
ISBN 1-900428-13-X

John Loesbergs The Celtic Harp von 1988 zeigt sich in neuem Covergewand und jetzt zeitgemäß mit Begleit-CD statt Kassette. Die 31 Stücke aus Irland, Schottland, England, Wales, Cornwall, der Isle of Man und der Bretagne wurden von Siobhán Breathnach und Christine Martin arrangiert, der Frau, die Corinna Hewat von Bachué zur keltischen Harfe brachte.

Die Arrangements, die für Anfänger und fortgeschrittene Anfänger geeignet sind, würde ich durchweg alle als sehr gelungen bezeichnen. Sie sind abwechslungsreich, auch innerhalb der Stücke, klingen einfach gut und bieten Anfängern einen guten Überblick über einfache Arrangementstrukturen. Ebenfalls sehr angenehm: der klare, gut lesbare Notensatz. Alle Stücke sind mit brauchbaren Fingersätzen versehen und stehen in harfenfreundlichen Tonarten von F-Dur bis D-Dur mit einigen lever changes (Umstellung der Halbtonklappen während des Stückes), die leider nicht durchgängig angezeigt werden. Ein paar kurze Infos über den Kontext der Stücke sucht man vergebens, aber zumindest sind die gälischen Titel ins Englische übersetzt.

Was mich an diesem Buch am meisten überzeugt und warum ich es auch jedem Anfänger ans Herz legen möchte, ist die musikalische Vielfalt der hier ausgesuchten Stücke: Von archaisch anmutenden bretonischen Weisen bis zum munteren schottischen Reel ist alles dabei und somit ist dieses Heft auch aus meiner Sicht bestens geeignet, um ein abwechslungsreiches Repertoire aufzubauen. Die CD-Einspielung der Stücke gibt einen ersten Eindruck und kann Anfängern sicherlich Orientierungshilfe bieten.

Nadia Birkenstock

 

JOHN LOESBERG - The Celtic Harp


PAT BIANCULLI
Learn Folk Guitar with the Music of John Denver
Recording credits: Pat Bianculli, guitar; John Kilgore, recording engineer

New York, NY: Cherry Lane Music Company, 2005
71 S., überw. Noten, Tabs u. Texte, mit Abb. + CD
ISBN 1-57560-779-4

Ein Gitarrenlehrwerk auf der Basis von Songs eines einzigen Künstlers aufzubauen, ist zugegebenermaßen ein gewagtes Unternehmen, auch wenn er die Popularität eines John Denver besitzt. Man muss ihn schon sehr mögen. Setzen wir das einmal voraus, ist Pat Biancullis Gitarrenschule ein didaktisch ansprechend aufbereitetes Einsteigerwerk für alle Gitarristen, die sich mit der Begleitung einfacher Folksongs vertraut machen wollen. Nach einer kurzen Einführung in Haltung und grundlegende Spieltechnik rechter und linker Hand werden Akkorde und einfache Schlagtechniken vorgestellt. Das Harmonieschema von „Take Me Home Country Roads“ unterscheidet sich ja nicht von den klassischen changes anderer Folksongs. Auf der Heft-CD ist lediglich die Begleitgitarre zu hören, daher ist der Denver-Background meines Erachtens nicht sehr wesentlich. Im Laufe der folgenden Seiten werden Carter- und Merle-Travis-Picking gestreift. Eine Fülle von wertvollen technischen Tipps rundet das Lehrwerk ab. Die notentechnische Darstellung ist vorbildlich, und, wer die Tabulatur vorzieht, orientiert sich eine Etage tiefer. Abschließend folgen zwei Arrangements für Gitarre solo - „Poems, Prayers And Promises“ und „Goodbye Again“ -, die eine gewisse Spielpraxis voraussetzen und nur bedingt anfängertauglich sind. Für John-Denver-Fans sicherlich ein Muss. Der angehende Folkgitarrist wird sich in der Regel ein größeres musikalisches Spektrum wünschen.

Rolf Beydemüller

Bezug: www.mutemusicpromotion.de

 

PAT BIANCULLI - Learn Folk Guitar with the Music of John Denver


MIKE CURTIS
5 Huapangos - Violin & Cello

O. O.: Advance Music, 2005
11 S., nur Noten. (Order No. 06206)

Eine äußerst spannende Sammlung von fünf Kompositionen für Violine und Cello legt der Komponist und Multiinstrumentalist Mike Curtis in diesem Heft vor. Huapangos sind kleine Tanzmelodien der Folklore Mexikos und der Autor hat sie wie kleine Tagebucheinträge während einer Reise durch das mittelamerikanische Land geschrieben. Die Stücke klingen frisch und originell in der Duettversion mit Geige und Cello und vor allem das getragene „Ofelia“ ist eine echte Ohrenweide, die großen Musizierspaß vermittelt.

Johannes Epremian

Bezug: www.advancemusic.com
Mike Curtis; 852 Lower Garden Valley Rd., Roseburg, OR 97470, USA

 

MIKE CURTIS - 5 Huapangos - Violin & Cello


JULIE LYONN LIEBERMAN
Rockin’ Out with Blues Fiddle

New York, NY: Huiksi Music, 2000
61 S.: mit Noten u. s/w-Abb. + CD
ISBN 1-879730-11-1

Für alle Geiger, die sich auch für die „blauen Noten“ auf ihrem Instrument interessieren, hat die Amerikanerin Julie Lyonn Liebermann ein empfehlenswertes Buch veröffentlicht: Rockin’ Out with Blues Fiddle beschäftigt sich neben Skalen, Improvisationstechniken und der Geschichte der Fiddle im Blues ausgiebig mit Grooves, was in der Geigenliteratur dieses Genres oft zu kurz kommt. Die Autorin hat sich als Sessiongeigerin sowie als Lehrerin, unter anderem an der New Yorker Juillard School, einen hervorragenden Namen gemacht. Das kurzweilig und präzise geschriebene Werk ist für Notenleser jeder Könnensstufe höchst interessant und lädt geneigte Vier-Saiten-Akrobaten zu einer ebenso fundierten wie unterhaltsamen Reise zu den Chefköchen des Geigenblues und ihren Rezepten ein. Von Sugarcane Harris bis Gatemouth Brown begegnen dem Leser alle stilbildenden schwarzen Fiddle-Ikonen. Eine gute Begleit-CD tut das Übrige, um diese Schule weit über den Durchschnitt ähnlicher Veröffentlichungen zu heben.

Johannes Epremian

Bezug: www.mutemusicpromotion.de

 

JULIE LYONN LIEBERMAN - Rockin’ Out with Blues Fiddle


WERNER HINZE [Hrsg.]
Johann Most und sein Liederbuch
Warum der Philosoph der Bombe Lieder schrieb und ein Liederbuch herausgab
Inkl. Liederbuch und Liedanalyse

Hamburg: Tonsplitter, 2005
104 S., mit Noten u. Abb. [Zeitdokumente; Z 1-3]
ISBN 3-936743-05-3

Er erfüllte sich einen lang gehegten Wunsch mit diesem Werk und lieferte uns eine kleine Offenbarung. Würde man ihn heute einen politischen Liedermacher nennen, den radikalen Sozialisten des 19. Jahrhunderts, den Johann Most? Den heute keiner mehr kennt, obwohl sein Neuestes Proletarier-Liederbuch 1873 ziemlich am Anfang einer liedreichen Zeit der sozialen Kämpfe in Deutschland stand. Most hat für seinen Zweck, wie damals üblich, hemmungslos Dichter, Komponisten und Traditionen geplündert, um sich und seinen Mitstreitern agitatorische und verbündende Stimme zu geben. Eindeutig ging es vor allem um (klassen)kämpferischen Inhalt - ein Liederbuch voller Lieder, deren Melodien oft noch bekannt sind, die heute aber kaum noch einer (so) singen würde.

Dabei entführt uns die Liedsammlung in die geistige Welt der beginnenden Sozialdemokratie, der Sozialistengesetze und der proletarischen Internationale, also in unsere Geschichte. Hinze hat dazu anschaulich aus dem bewegten Leben des frühen Sozialdemokraten erzählt, die Lieder den Zeiten und Ereignissen zugeordnet. Bei der angefügten Liedanalyse und den Anmerkungen beeindruckt, wie detailgetreu und sorgfältig mit Quellen umgegangen und sinnvolle Verbindungen eingegangen werden. Ein Liederbuch für die Bildung; beim Liederlesen kam mir, als gelerntem Arbeiterliedersänger (jaja, DDR-Vergangenheit), schon manchmal die Versuchung, den schmetternden Texten Melodie zu geben. Trotz alledem - der Staat ist in Gefahr.

Jürgen Brehme

 

WERNER HINZE [Hrsg.] - Johann Most und sein Liederbuch


WERNER HINZE/DAGMAR WIENRICH [Hrsg.]
Notensalat mit Geilwurz
Lieder der Küche & Küchenlieder
Liederbuch mit Lexikon-Lesebuch. Bearb. u. hrsg. von Werner Hinze u. Dagmar Wienrich

Hamburg: Tonsplitter, 2005
176 S., mit zahlr. Noten u. Texten, s/w-Abb. [Liederbücher; 3]
ISBN 3-936743-03-7

Werner Hinze, Liederforscher und -archivar, besonders der Lieder „von unten“, zeigt mit diesem Buch noch eine ganz andere Seite von sich: Er kocht und isst gern. Also greift er aus seinem Archiv alle möglichen Lieder heraus, die mit leiblichen Genüssen, mit Speisen und Verzehrbarem zu tun haben. Dem eigentlichen Küchenlied gibt er zum Schluss noch eine Extraabteilung. Dabei scheut er vor keiner Quelle zurück, traditionelle Lieder ab dem 11. Jahrhundert, Lieder des letzten Jahrhunderts, Mozart, dazwischen ein paar Gedichte ... - vor allem vom Fressen und Gefressen werden.

Obwohl die Zusammenstellung - anspruchsvoll graphisch umgesetzt - schon vergnüglich und appetitanregend genug ist, bleibt es nicht beim Liederbuch. Angeschlossen ist noch eine Art amüsantes Lexikon, in dem Werner Hinze Einiges zum Hintergrund der Lieder und der dort verwendeten Begriffe beisteuert. Die küchentechnischen Details werden von Dagmar Wienrich kulturgeschichtlich und botanisch erläutert. Das Wissen zu Wermut, Tabak, Holunder und vielen anderen, eher ungewöhnlichen Stichpunkten lässt mich immer wieder mit Vergnügen und Wissbegier zu diesem Buch greifen. Natürlich Rezepte, die gibt es auch; aber diese sind nur von der ganz besonderen Sorte. Wiesen-Bärenklau-Stiele mit Knoblauch, das muss man nicht unbedingt probieren. Das Buch aber ist einen lohnenden Versuch wert.

Jürgen Brehme

 

WERNER HINZE/DAGMAR WIENRICH [Hrsg.] - Notensalat mit Geilwurz


WERNER HINZE [Hrsg.]
Dree Rosen
Plattdütsch Lederbook - Das plattdeutsche Liederbuch

Hamburg: Tonsplitter, 2005
60 S., überw. Noten u. Texte. [Das kleine Liederbuch; 1]
ISBN 3-936743-06-1

Werner Hinze misst in Zeiten des globalen Kulturgeschäfts den regionalen Sprachen und Liedern eine besondere Bedeutung bei. Plattdeutsch ist einer der am besten erhaltenen und verbreiteten deutschen Dialekte. Logischerweise gibt es in den Liederbüchern des Tonsplitter-Archivs schon eine Reihe plattdeutscher Lieder. Für den praktischen Gebrauch sind jetzt 50 Lieder, bis auf wenige Ausnahmen traditionellen Ursprungs, in einem kleinen, handlichen Liederbuch zusammengefasst. Hochdeutsche Textversionen gibt es nicht dazu, da muss der nicht Norddeutsche ordentlich sein Mundwerk üben. Schlicht gestaltet, auch ohne weitere Hintergrundtexte, deren Angaben sonst typisch für die gründliche Arbeitsweise Werner Hinzes ist, erinnert mich dieses kleine Werk an die beliebten kleinen Liederbücher, die auf Reisen dabei zu haben man sich immer glücklich schätzte.

Jürgen Brehme

 

WERNER HINZE [Hrsg.] - Dree Rosen


PETER KLEISS
Zeit und Rhythmus

Saarbrücken: Geistkirch-Verlag, 2006
215 S.
ISBN 3-938889-43-8

Der Jazzredakteur des Saarländischen Rundfunks und künstlerische Leiter des internationalen Jazzfestivals St. Ingbert, Peter Kleiß, hat ein Buch geschrieben, in dem er in der Form moderner Lyrik vieles über sein Leben und seine Einstellung zum Jazz und zu den Blue Notes verrät. Interessant ist die Warnung in „Brief an meinen Neffen“, dass Jazz den Menschen verändert, einsam macht, man aber nicht davon lassen kann. Eigentlich habe ich eher das Gefühl, ich lese Prosa, keine Gedichte. Man könnte den Text genauso gut einfach hintereinander weg schreiben, dann wären es schöne kleine Geschichten darüber, wie Kleiß aufgewachsen ist, welche Einstellung zum Leben er hat und wie er zum Jazz gekommen ist. Aber durch die Form der Lyrik bekommt der Text eben einen eigenen Rhythmus, der sich auch beim Lesen nicht verleugnen lässt. Irgendwie hat er dadurch mehr Nachdruck. Kleiß hat bei den wenigen Worten, mit denen er seine Geschichten zu erzählen vermag, eine sehr beeindruckende bildhafte Sprache, man taucht regelrecht ein in die Erzählung.

Doris Joosten

 

PETER KLEISS - Zeit und Rhythmus


PAT KIRTLEY
Introduction to Celtic Fingerstyle Guitar
Taught by Pat Kirtley

Sparta: Stefan Grossman’s Guitar Workshop, 2005
mit Booklet. [Stefan Grossman’s Guitar Workshop; GW303]

DADGAD ist ein faszinierendes Tuning, das in den 60er Jahren von Davy Graham entwickelt und seitdem nicht nur von Folkgitarristen wie Pierre Bensusan, sondern auch von Rockheroen verwendet wird: So griff auch Led Zeps Jimmy Page gelegentlich auf dieses Tuning zurück („Kashmir“). Es passt nicht nur hervorragend, wenn es darum geht, kraftvolles, dynamisch-perkussive Rhythmusbegleitung (à la DickGaughan) in keltischem Stil zu spielen, auch für Fingerstylestücke ist es bestens geeignet. Leider gibt es nicht allzu viel Literatur, um sich diesem faszinierenden Tuning zu nähern. Pat Kirtley nun legt in Stefan Grossmanns Guitar Workshop eine DVD vor, die sich anhand ausgewählter keltischer Tunes mit der DADGAD-Stimmung beschäftigt, vom recht einfachen, aber delikat klingenden schottischen Traditional „Skye Boat Song“ über „Moran’s Return“, „The Blarney Pilgrim“, The South Wind“ und „Boys From Blue Hill“ bis hin zum Carolan-Stück „Fannie Power“.

Kirtley wendet sich damit an den fortgeschrittenen Anfänger und an Gitarristen, die ihren Horizont erweitern oder etwas Neues ausprobieren möchten. Kirtley, Gewinner der amerikanischen National Fingerstyle Gutiar Championship ist ein ausgezeichneter Lehrer. Er analysiert die Struktur und Form der keltischen Stücke und zeigt auf, wie man Ornamentierung beispielsweise von einer Fiddle oder von Pipes auf der Gitarre adaptiert. Kirtley stellt zunächst jeweils das Stück vor und nimmt es dann Phrase für Phrase auseinander. Er unterrichtet dabei unterhaltsam und informativ, zeigt verschiedene Alternativen auf, macht klar, wie sich ein Jig von einem Reel rhythmisch unterscheidet und präsentiert, wie man eine einfache, langsame Melodie durch Tonmodulation anreichert. Er geht detailliert auf Anschlagtechniken, Phrasierung und Modulation ein und stellt alle Stücke nachvollziehbar vor. Nach jeder Übungseinheit zeigt er das Stück im Splitscreen-Verfahren, sodass man linke und rechte Hand gleichzeitig verfolgen kann. Die DVD beginnt mit recht langsamen, einfachen Stücken und steigert dann nach und nach den Schwierigkeitsgrad.

Der DVD liegt ein gedrucktes Heft mit allen Tabulaturen vor, die außerdem auf der DVD als PDF-File vorhanden sind. Muss noch gesagt werden, dass die DVD uneingeschränkt empfehlenswert ist?

Ulrich Joosten

Bezug: www.guitarvideos.com
 

PAT KIRTLEY - Introduction to Celtic Fingerstyle Guitar


CHRISTIAN BROECKING
Black Codes

Berlin: Verbrecher-Verlag, 2005
131 S.
ISBN 3-935843-60-7

Grundlagen des Buchs bilden in diversen Tages- und Fachzeitschriften veröffentlichte Interviews, die Christian Broecking zwischen 1995 und 2005 geführt hat. In gewisser Weise ist der Band eine Fortsetzung der vor zwei Jahren im selben Verlag erschienenen Sammlung Respect!. Im Gespräch u. a. mit Gil Scott-Heron, Cassandra Wilson, Dianne Reeves, Wynton Marsalis und Jayne Cortez geht der Berliner Autor auf Spurensuche nach den black codes - den „subtilen Schichtungen sprachlicher und musikalischer Bedeutung“ -, die für die in dem Buch befragten Menschen eine wichtige Rolle spielen. Der Begriff ist der Bezeichnung für Gesetze in den Südstaaten der USA entliehen, mit denen die nach dem Ende der Sklaverei freigesetzten Arbeitskräfte reglementiert werden sollten. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich aus meiner fachlichen Unkenntnis in Sachen Jazz an dieser Stelle keinen Hehl mache. Doch das ist das Schöne an Broeckings Buch. Wie auch schon mit Respect! gelingt ihm mit Black Codes eine gesellschaftspolitische Bestandsaufnahme der Vereinigten Staaten vorzunehmen, an der sich manches politische Fachbuch ein Vorbild nehmen sollte. Von dem Versagen der tagesaktuellen Medien in dieser Frage ganz abgesehen. Amiri Baraka bringt es gleich im ersten Interview auf den Punkt. Der Schriftsteller, Dichter und Aktivist, der den politischen Begriff „Black Music“ - Musik als direkter Ausdruck von Black Power - geprägt hat, meint auf die Frage, warum er „politisch gesehen“ einen so deprimierten Eindruck mache: „Wie können 59 Millionen Amerikaner so dumm sein?“ Auch in allen anderen Interviews will Broecking - spürbar gut vorbereitet auf seine Gesprächspartner - wissen, wie es um die kulturelle Identität der Schwarzen nach dem Ende der Bürgerrechtsbewegung bestellt ist. Eine absolut empfehlenswerte Lektüre für jeden, der wissen will, warum die Amerikaner, die in den 60er Jahren noch für die Abrüstung auf den Straßen waren, jetzt in ihrer Mehrheit kaum warten können, endlich im Iran einzumarschieren. Dabei kommen aber auch Fragen nach der Musik keineswegs zu kurz. U. a. geht es um die Auseinandersetzung um das Lincoln Center in New York, die Bedeutung von Tradition und Avantgarde in der Jazzmusik sowie um Rassismus in der Musikkritik. Einziger Wermutstropfen: Als Journalist vermisse ich die Angaben, wann genau und wo die einzelnen Interviews geführt wurden.

Michael Kleff

 

CHRISTIAN BROECKING - Black Codes

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