back Die besondere CD

Wie in jedem Folker gibt es auch diesmal wieder CDs, die aus der Masse herausragen:

OZEANIEN PAPUA NEW GUINEA STRINGBANDS with BOB BROZMAN -->  Songs Of The Volcano
AFRIKA SIMPHIWE DANA -->  Zandisile

DIE BESONDERE - OZEANIEN
PAPUA NEW GUINEA STRINGBANDS with BOB BROZMAN
Songs Of The Volcano

(World Music Network/Edel)
CD: 16 Tracks, 71:37; DVD: ca. 50:00, mit Infos

Den rasenden Musikethnologen und Ausnahmegitarristen Bob Brozman findet man an den entlegensten Ecken der Erde wieder. Hawaii, Madagaskar, Japan und Indien sind einige der letzten Stationen gewesen. Brozmans CDs enthalten wunderbare Tondokumente seiner Zusammenarbeit mit Musikern der jeweiligen Weltgegend. Diesmal begab er sich mit Filmemacher Phil Donnison auf die Reise nach Rabaul. Das ist eine Stadt in Ostneuengland, einer Provinz Papua Neuguineas. Dieses einzigartige akustische und filmische Dokument nimmt uns mit in eine ferne und fremde Welt. Unheilvoll ragt der Tavurvur, ein Vulkan der während eines Ausbruchs apokalyptischen Ausmaßes im Jahre 1996 80 Prozent der Stadt zerstörte, in den Himmel von Rabaul. Die Stringbands der Region repräsentieren eine musikalische Kultur, die sich weitgehend unbeeinflusst von westlichen Massenmedien entwickeln konnte. Musik, der eine besondere „unbehauene“ Kraft und Energie innewohnt. Bob Brozman ist in diesem Fall einfach ein Gitarrist unter vielen, Mitspieler im besten Sinne des Wortes. Was die Produktion so außergewöhnlich macht, ist die kostenlos [!] beigefügte DVD, die dem Hörer, mehr als die CD alleine es könnte, die exotische Welt Papua Neuguineas und ihrer musizierenden Bewohner näher bringt. Die Leidenschaft und Spiellust der Bands ist regelrecht ansteckend. Die Tantiemen gehen übrigens zu gleichen Teilen an alle beteiligten Musiker. Mehr Gegenleistung lässt sich für den Kauf einer CD nicht erwerben.

Rolf Beydemüller

 

PAPUA NEW GUINEA STRINGBANDS with BOB BROZMAN - Songs Of The Volcano


DIE BESONDERE - AFRIKA
SIMPHIWE DANA
Zandisile

(Skip SKP 9061-2)
11 Tracks, 69:20

Die Kunstfertigkeit der Südafrikaner in Sachen Chorgesang hat schon die Kolonialherren fasziniert, und wer je eine Messe von Schwarzen in Südafrika besucht hat, weiß, was eine Gänsehaut auf der Seele ist. Wem das zu weit ist, der kann sich die Gänsehaut jetzt selbst verschreiben, ein Päckchen Zandisile hilft auf der Stelle und ist nicht rezeptpflichtig. Gäbe es das Wort innovativ nicht, es müsste für Simphiwe Dana erfunden werden. Was die junge Südafrikanerin auf ihrem internationalen Debüt veranstaltet (in Südafrika erschien Zandisile 2004), ist nicht weniger als die gelungene Gratwanderung zwischen Musik und Kunst. Wo bei den meisten anderen, die sich an so was versuchen, vor lauter Kunst keine Musik übrigbleibt, groovt es bei ihr durchweg, manchmal im Vordergrund wie im Opener, öfter aber subtil bis filigran - doch selbst da noch druckvoll. Die bildschöne Frau in der selbstentworfenen, futuristischen Kleidung hat eine Stimme, die mühelos Stahlbeton durchdringt, ohne penetrant zu sein. Umschlungen wird diese von raffiniert gesetzten Chorstimmen, die das für Südafrika spezifische Glissando so lupenrein unisono singen, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Tempowechsel mitten im Lied, feine kurze Soli, und neben der Standardbesetzung Extravaganzen mit Bouzouki, Dhol, Tablas, Darabuka und Oud - keine Schwachstelle in der Band auszumachen. Produzent und Arrangeur Thapelo Khomo hat ganze Arbeit geleistet, und er tat gut daran, mit Victor Masondo (neben Carlo Mombelli und einer auch sonst handverlesenen Mannschaft) einen der weltbesten Bassisten zu nehmen, einen, der mühelos eine Band an die Wand spielen kann, aber genau das nicht tut, sondern eine feine Präsenz im Hintergrund liefert. Simphiwe Danas Musik oszilliert ohne Mühe oder Brüche zwischen traditionellem südafrikanischem Gesang, den mit der Kolonisation eingebrachten Kirchenharmonien, der amerikanischen Ausgestaltung des Gospel und Soul von der besten Sorte. Besser kann man das nicht machen, die rasante Positionierung in den World Music Charts Europe schmeichelt eher den Juroren als dem Album. Zandisile ist ein, wenn nicht das Highlight 2006. Wenn Vokaljongleure wie Al Jarreau, Busi Mhlongo, Brian Ferry oder Gino Sitson Zandisile hören, stehen die ersten Namen für die Gästeliste des nächsten Albums bereits fest. Und das kommt hoffentlich bald.

Luigi Lauer

 

GOTAN PROJECT - Lúnatico


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