BAU
Ilha Azul
(Lusafrica/Rough Trade/harmonia mundi)
12 Tracks, 48:17
Der Frühling wollte und wollte in diesem Jahr einfach nicht kommen. Bau,
Gitarrist von den Kapverden, einst musikalischer Direktor der Cesaria Évora
Band, wehte da plötzlich wie eine warme Brise durch mein Arbeitszimmer.
Sehnsuchtsvolle, molllastige Klänge von der „blauen Insel“. Ob damit seine
Heimatinsel Sao Vicente gemeint ist, verrät er nicht. Ilha Azul ist
bereits sein sechstes Soloalbum. Eine Menge Gitarren sind zu hören.
Insbesondere die Cavaquinho, ein viersaitiges, kleines und daher wunderbar
transportables Saiteninstrument, das mit den Seefahrern von Portugal aus
über Madeira, die Kapverden und die Azoren nach Brasilien gelangte. Dort ist
es noch heute eins der wichtigsten solistisch genutzten Instrumente im Choro
sowie in der Samba. Auch die hawaiianische Ukulele ist mit ihr verwandt.
Bau, der ursprünglich Rufino Almeida hieß, erweist sich als melodietrunkener
Virtuose, der auch in den rasantesten Passagen nicht in die übliche
Flinkfingerfalle tappt. Seine Linien bleiben klar, nachvollziehbar und
ungemein gesanglich. Der eine oder andere ist Bau wahrscheinlich bereits in
Pedro Almodovars Film Hable Con Ella begegnet - der Song „Raquel“
stammt von ihm. Es ist vielleicht übertrieben zu behaupten, dass man mit
Baus Musik von der „blauen Insel“ Heizkosten sparen könnte, aber warm ums
Herz wird es unter aller Garantie.
Rolf Beydemüller
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