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CHÖYING DROLMA/STEVE TIBBETTS
Selwa

(Exil Musik 6040-2 / Indigo)
11 Tracks, 46:35, mit engl. Textübersetzungen & Infos

Nicht selten ahne ich Arges, wenn das CD-Cover eine Sängerin und einen Multiinstrumentalisten listet, denn oft trifft bei solchen Projekten eine - von den Herolden der Plattenfirma zumeist als „glockenhell“ apostrophierte, in Wirklichkeit aber gnadenlos digital-verhallte - Stimme auf einen Gitarrenkeyboarder, der über den kompletten Katalog zeitgenössischer Instrumentensoftware verfügt.

Bei der tibetischen Nonne Chöying Drolma und ihrem amerikanischen Musikgefährten Steve Tibbets darf ich meine vorurteilenden Befürchtungen jedoch hintanstellen. Zwar streut auch der gelernte Gitarrist Tibbetts gerne mal ein paar synthetisierte Klangsplitter ein, und natürlich klingt Schwester Drolmas Stimme gelegentlich so, als sänge sie über den Gipfeln des Himalaya, dennoch sind diese musikalischen Aperçus nie reiner Selbstzweck, sondern immer eingebunden in die spirituellen Text- und Gedankenwelten des Vajrayana-Buddhismus, dessen Hymnen und Mandalas uns hier in einzigartiger Weise zu Gehör gebracht werden.

Selwa (soviel wie: „wach“, „rein“, „mit Licht erfüllt“) ist nach Chö (1997) erst das zweite gemeinsame Projekt der beiden Künstler. Der lange Zeitraum deutet darauf hin, dass wir es hier mit zwei Künstlern zu tun haben, die sich erst dann zu Wort melden, wenn sie etwas zu sagen haben. Eine in der heutigen Zeit rare Einstellung.

Walter Bast

 

CHÖYING DROLMA/STEVE TIBBETTS - Selwa

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