back Rezensionen DVDs


SAURE GUMMERN
Was Bessers wie de Dood - Live in Grube Messel 17.1.2004

Bildformat 4:3
Stereo, 62:00

Erstaunlich, dass ein Independentlabel wie Bodo Kolbes Verlag Dickworz Bladde es schafft, wohl als erster deutscher Kleinverlag eine professionell produzierte DVD herauszubringen. Zu keinem Moment kommt der Verdacht auf, dass hier ein Hobby-Scorsese am Werk gewesen sein könnte, der seine Lieblingsband per Camcorder aufnimmt. Nein, das professionell gefilmte Bild ist durchweg von guter Qualität, ebenso der Stereoton. Und wer das Trio kennt, weiß, dass hier drei ausgebuffte Blueser zu Werk gehen, die seit 1994 in unveränderter Triobesetzung spielen und nach hunderten von Konzerten ein blindes musikalisches Verständnis entwickelt haben. Volker Cezanne (Mundharmonika, Gitarre), Wolfgang Kallmayer (Kontrabass, Schlagzeug) und der Erfinder des hessischen Ried-Blues sowie Bodo Kolbe (Gitarren, Mandoline, 5-String-Banjo) haben das erste Konzert im 20. Jahr der Band Saure Gummern aufgezeichnet und machen sich und ihren Fans ein würdiges Jubiläumsgeschenk. Gummern-Klassiker wie „Isch schwitz“ oder der umwerfende „Weck weg Boogie“ beweisen, dass Blues und hessische Mundart wunderbar zusammengehen. Exzellente Saitenarbeit, gepickt und geslidet, groovende Bluesharp und treibende Bassriffs, dazu witzige, lakonisch-trockene Texte und Moderationen lassen das einzige Manko der DVD umso schmerzlicher werden: die kurze Laufzeit von nur ca. 60 Minuten. Davon hätt’ ich wirklich gern noch mehr gehört.

An Extras finden sich auf der DVD eine Discographie, kurze Porträts der Musiker und des Technikers (der ja auch keine unwichtige Rolle spielt) und eine Photoshow, die 20 Jahre Saure Gummern Revue passieren lässt.

Ulrich Joosten

 

SAURE GUMMERN - Was Bessers wie de Dood


IVAN DREVER & DUNCAN CHISHOLM
A Long December Night

(Highlander Music HRMDVD011)
DVD: 68:19, davon 62:06 Konzert

Eines ist den meisten Folkies auch in Deutschland klar: Drever ist ein intelligenter, eingängiger Songwriter und Chisholm ist ein brillianter Fiddler. Die Musik der beiden Ex-Wolfstone-Mitglieder wirkt am wärmsten, wenn es draußen kalt ist,und diese halb Song-, halb Tunes-DVD beweist das. Die Kameraführung ist abwechslungsreich und stimmig, keine technischen Spielereien (außer ein paar Einblendungen schottischer Winterlandschaften), die Konzentration liegt trotz optischen Mediums auf der Musik. Und im Hintergrund lodert drinnen meist ein Kaminfeuerchen, das die Wärme der Lieder und Melodien (den Fans meist bekannt) unterstreicht. Zwischen den musikalischen Darbietungen sehen wir (in Schwarz-Weiß!) kurze, draußen aufgenommene Interviewschnipsel, die sich auf die gehörte Musik beziehen und den Kalt-warm-Kontrast bestens unterstreichen. Eine kurze Sequenz über die Entstehung des Videos und des Duos rundet eine gelungene CD ab.

Mike Kamp

Bezug: Highlander Music, Unit 7D, Muir of Ord Industrial Estate, IV6 7UA, Scotland

 

IVAN DREVER & DUNCAN CHISHOLM - A Long December Night


JEAN-PIERRE BRUNEAU & JOSÉ REYNES
Louisiana Blues

(Frémeaux et Associés Télévision, www.fremeaux.com, 20 rue Robert Giraudineau, F-94300 Vincennes)
ca. 52:00

Diese farbenfrohe und inspirierte Dokumentation entführt und ins Geburtsland von Cajun Music und Zydeco. Louisianas Musiker und ihre kulturellen Wurzeln, der sprichwörtliche Zusammenhang zwischen Land und Leuten, zwischen damals und heute wird hier so plastisch und reichhaltig gezeigt wie selten.

Johannes Epremian

 

JEAN-PIERRE BRUNEAU & JOSÉ REYNES - Louisiana Blues


LOU DALFIN
Al Temps De Fèsta En Occitania

(ADITI AI82502)
DVD; 154:28

L’Òste Del Diau hieß das 2004 erschienene Album der Hochenergie-Folkrocker Lou Dalfin. Mit einem gehörigen Schuss Punk und großem instrumentalem Können sorgten sie für Höllenhitze und müde Tanzbeine. Nun können wir live miterleben, was in Turin bei einem Konzert der okzitanischen Band aus dem äußersten Westen des Piemonts abgeht. Bandleader Sergio Berardo ist nicht nur ein vielseitiger und virtuoser Multiinstrumentalist, er weiß auch als Einheizer und Frontmann voll zu überzeugen. Da sind all die Ingredienzien, die Bands wie die Pogues ausmachen: volle Power, keltische Melodiebögen und ein etwas gewöhnungsbedürftiger Gesang. Zu wünschen übrig lassen höchstens die manchmal dilettantische Kameraführung und die schlechte Bildqualität. Sehr einfühlsam gemacht ist der 18 Minuten lange Dokumentarfilm, in dem Sergio Berardo und Dino Tron die in der okzitanischen Folklore verwendeten Instrumente erklären und spielen. Hingegen scheitert leider Sergio Berardos Einführung in die okzitanische Kultur an der chaotischen Kameraführung und der miserablen Bildqualität.

Martin Steiner

 

LOU DALFIN - Al Temps De Fèsta En Occitania


Benny O’Carroll's Traditional All Ireland Band
Dance It Yourself

(Pinorekk Records PRCD/DVD 340 50 40)
14 Tracks, 59:51, mit Texten und Infos

Nimm dir ein paar gute irische Musiker und lass sie von der Bühe herunter eine konzertreif klingende Session veranstalten. So werden von Irland aus u. a. von Comhaltas Ceoltóirí Éireann jedes Jahr kleine Grüppchen nach Amerika zwecks Zurschaustellung von Irlands Tradition verschickt. All diese Projekte haben das gleiche Manko: die Beliebigkeit - wer die Musik macht, ist eigentlich egal; das Klischee - es wird ein stilisiertes einfaches Irland vorgegaukelt; und den Abnutzungseffekt - einige schöne Traditionals werden als Dauerbrenner verheizt. Übrig bleibt nur der schale Geschmack des Kommerz. So auch hier: Technisch-musikalisch gesehen eine schöne Aufnahme, auf DVD, noch dazu mit touristikjournalreifen Irlandphotos und einer Tanzanleitung bereichert - letztere hilft allerdings einem nicht Eingeweihten auch nicht weiter. Benny O’Carrolls Projekt fehlt die Originalität und die musikalische Message.

Johannes Schiefner

 

Benny O’Carroll's Traditional All Ireland Band -
Dance It Yourself

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