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MATT CRANITCH
The Irish Fiddle Book
The Art of Traditional Fiddle-Playing. CD-Edition

Cork: Ossian Publications, 2001
187 S., mit zahlr. Noten u. s/w-Abb. Plus CD. (OMB; 7)
ISBN 1-900426-67-9

Dieses Buch ist es wert, auch so lange nach seinem Erscheinungstermin im Folker! besprochen zu werden, denn es ist ein in Deutschland noch oft unbekanntes Standardwerk für Irish Fiddle. Matt Cranitch gilt (nicht nur) im Süden Irlands als Referenz für traditionelles Spiel und ist sowohl als Spieler wie auch als Lehrer sehr gefragt.

Sein Lehrwerk gibt zu Beginn eine anfängertaugliche Einführung in die Musiktheorie. Übungen erlauben eine Vertiefung des Gelernten. Ebenso werden absolute Grundlagen des Fiddlespiels, wie z. B. die Haltung vermittelt. Nach einer Sektion mit Anfängerstücken werden die Tunearten nacheinander in verschiedenen Kapiteln vorgestellt, immer gespickt mit Übungen zu direkt einsetzbaren Verzierungen, wie (Double) Cut, Roll, Slide und Double Stop. Auch das Bowing wird ausführlich behandelt. Alles wird mittels Text erklärt und vieles auf der Demonstrations-CD zum klingen gebracht. Photographien bekannter Fiddler geben zusätzlich einen Einblick in die Geschichte des Fiddlespiels.

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, als wäre dieses Buch ein Lehrbuch für Anfänger, ist es doch gleichermaßen für den fortgeschrittenen Fiddler geeignet. Die Kombination von Noten und CD gibt gute Einblickmöglichkeiten in den Stil von Matt Cranitch, der stark von der Fiddle-Tradition Sliabh Luachras geprägt ist. So kann z. B. viel über die dortige Spielweise von Polkas und Slides gelernt werden. Die beiliegende CD ist sehr trocken und direkt aufgenommen und macht es daher möglich, genau auf das Fiddlespiel zu achten. Leider geht Matt Cranitch kaum auf das Staccato-Triplet ein. Dafür legt er viel Wert auf den Rhythmus und das improvisative Element, zwei Bereiche, die gerade für klassisch geschulte Geiger häufig schwierig sind. Die ausgewählten Tunes sind meist geläufig, nicht jedoch abgespielt, und bieten eine gute Basis für Sessions und Bands. Ein Anhang mit 100 Tunes, Bibliographie und Discographie runden dieses wunderbare Buch ab. Ein Muss für alle Fiddler und Fiddle-Interessierten.

Sabrina Palm

 

MATT CRANITCH - The Irish Fiddle Book


TOMÁS Ó'CANAINN
Traditional Slow Airs of Ireland
More than 100 of the Most Beautiful Irish Airs Suitable for all Instruments. CD-Edition

Cork: Ossian Publications, 2001
104 S., überw. Noten. Plus CD. (OMB; 73/99)
ISBN 0-946005-84-2, 1-900428-62-8

Das Spielen irischer Slow Airs - die meist auf alte, im Sean-nos-Stil langsam und lyrisch gesungene Lieder zurückgehen - ist eine Kunst, die mehr als alles andere in der traditionellen irischen Musik fast ausschließlich durch "oral transmission" vermittelt werden kann. Sie werden in der Regel von einem Lehrer direkt an einen Schüler weitergegeben, ohne Noten zu benutzen. Die Lernkriterien sind ausschließlich genaues Hinhören und die Fähigkeit, das Gehörte nachzuspielen oder nachzusingen. Alternativ funktioniert dieses Verfahren natürlich heute auch durch Verwendung von auditiven Medien.

Irische Tune(Tanzmelodie)-Sammlungen gibt es heute in großer Auswahl. Bisher gibt es aber keine kommerziell erhältliche Sammlung von Slow-Air-Notationen. Aufgrund der elegischen Eigenart der Slow Air, nämlich rhythmisch völlig frei von dem Vortragenden gestaltbar zu sein, ist die musikalische Notation in einem Zeitraster eigentlich nicht möglich. Deswegen gibt es Slow-Air-Notationen aus historischer Überlieferung, die auf ein Zeitraster völlig verzichten und lediglich zur Unterscheidung der Notenlängen willkürlich "lange" Noten wie ganze und halbe oder für Stellen, die schneller gespielt werden sollen "kurze" Noten wie Achtel und Sechzehntel verwenden. Wenn man das Stück nicht kennt, kann man meist mit solchen Notationen nichts anfangen.

Ähnlich ist Tomás Ó'Canainn, Uilleann-Pipes-Veteran aus Cork, hier auch vorgegangen, hat allerdings zusätzlich - um etwas mehr Kohärenz bezüglich der Phrasen zu schaffen - Taktangaben gemacht und immerhin über 100 Slow Airs auf diese Weise in Notation dargestellt. In einer nett geschriebenen, sehr kurz gehaltenen Einleitung wird auf typische Aspekte des Slow-Air-Spiels eingegangen.

Ich habe versucht, eine mir nicht bekannte Slow Air mit der Notation alleine nachzuspielen, und dann mit der Begleit-CD, auf der alle Stücke vorgestellt werden, das Ergebnis überprüft: Leider nur mäßige Übereinstimmung. Durch die Verbindung von Lesen und Hören kann aber auch ein auf diesem Gebiet weniger erfahrener Musiker mit diesem Buch durchaus Slow Airs erlernen, gute musikalische Grundkenntnisse immer vorausgesetzt.

Was ich sehr vermisst habe, sind Kommentare zu den einzelnen Airs, es gibt noch nicht einmal eine Übersetzung der gälischen Titel und keinerlei musikhistorischen Bezug. Die Quadratur des Kreises ist Tomás Ó'Canainn mit diesem Buch also auch nicht gelungen. Schlussendlich werden die meisten lernbegierigen Irish-Traditional-Musiker weiterhin Slow Airs von Plattenaufnahmen lernen; für Menschen, die eher an Noten hängen, ist dieses Buch sicher dennoch eine wertvolle Bereicherung.

Johannes Schiefner

Bezug: www.mutemusicpromotion.de

 

TOMÁS Ó'CANAINN - Traditional Slow Airs of Ireland


MARIE AIMÉ JOËL HARISON
Musikgeschichte Madagaskars
unter besonderer Berücksichtigung der europäischen Einflüsse

Hamburg: Kovac, 2005
278 S.
ISBN 3-8300-1775-8

Natürlich erhoffe ich mir vom ersten deutschsprachigen Buch über madagassische Musik mit dem verheißungsvollen Titel Musikgeschichte Madagaskars ein breites Informationsspektrum aus diesem hochinteressanten Kulturraum an der Ostküste Afrikas. In etwa 1.500 Jahren formte sich die heutige Kultur aus südostasiatischen, ostafrikanischen, arabischen und europäischen Einflüssen. Daraus erwuchs eine Vielzahl musikalischer Stile und Instrumententraditionen. All dies fehlt weitgehend, denn der Titel täuscht: Diese Überarbeitung einer 2001 in Wien vorgelegten Doktorarbeit konzentriert sich auf die tief greifenden Einflüsse der englischen und norwegischen Missionare auf die Musik des Landes durch die Verbreitung von Instrumenten wie Orgel und Harmonium, vor allem aber durch Gesangsbücher mit Kirchenliedern vorwiegend europäischer Herkunft. Der kulturelle Eingriff dieser Missionsarbeit wird weitgehend ohne kritische Distanz dokumentiert.

Andererseits erlaubt dieser Schwerpunkt einen recht detailreichen Nachvollzug dieser grundlegenden Entwicklungen, die der eigentlichen Kolonialisierung vorausgingen, deren Einflüsse auf nur etwa 15 Seiten beschrieben werden. Die einheimischen Traditionen werden eingangs auf immerhin ca. 60 Seiten vorgestellt. Einige liebenswerte Details tauchen auf wie das viel zitierte madagassische Orchester, das bei der Pariser Weltausstellung von 1900 auch Maurice Ravel beeindruckte.

Ein finaler Wermutstropfen: Die Überarbeitung einer Doktorarbeit bietet die Chance des Lektorierens, welche dieses Werk sicherlich verdient hätte. Bei einem Preis von 88 Euro sollten manche Textpassagen nicht den Eindruck erwecken, sie seien dem Google-Übersetzungsautomaten entsprungen.

Birger Gesthuisen

 

MARIE AIMÉ JOËL HARISON - Musikgeschichte Madagaskars


WALTER FUCHS
Das neue große Buch der Country Music

Königswinter: Heel, 2005
360 S., mit zahlr. Farb- u. s/w-Photos ISBN: 3-89880-364-3

Leicht hat es die Countrymusik in Deutschland nicht: zu viele Vorurteile, zu viel Nichtwissen - auch in der Folkszene. Aufklärung tut Not! Die übernimmt hierzulande seit über 20 Jahren der Rundfunkjournalist, Festivalorganisator und Countryexperte Walter Fuchs. Jetzt erschien eine Neuauflage seines Standardwerkes Das neue große Buch der Country Music. Fuchs beschreibt auf 360 Seiten ausführlich den Ursprung, die Geschichte und die heutige Countryszene in den USA sowie in Europa. Er betont, dass die Countrymusik aus dem Zusammentreffen europäischer und afrikanischer Kulturen in den USA entstanden ist. Ein Beispiel ist das typische Countryinstrument Banjo mit seinen afrikanischen Wurzeln. Der Oldtime Country ist die Volksmusik des ländlichen Südens, die Musik des "Poor White Trash" - wie die verarmten Bauern, Baumwollarbeiter und Eisenbahner bezeichnet wurden. Fuchs schreibt nicht nur über die Musik, sondern erklärt sie auch über die sozialen und ökonomischen Hintergründe. Das macht das Buch besonders spannend!

Der Autor präsentiert Countrymusik zu Recht als äußerst vielfältiges Genre, stellt die wichtigen Stile Bluegrass, Western Swing und Cajun vor sowie die bedeutenden Countryzentren in den USA. Den großen Stilisten und Stars wie Johnny Cash oder Willie Nelson sind eigene Kapitel gewidmet.

Zum Nachschlagewerk wird der zweite Teil des Buches: die Kurzbiographien. Hier findet der Leser die legendäre Carter-Family genauso wie Sherrie Austin, den Gitarristen Chet Atkins oder heute nahezu unbekannte One-Hit-Stars aus früheren Jahrzehnten. Dass beim Durchblättern auch immer wieder afroamerikanische Musiker auftauchen, zeigt wie offen die Countryszene sein kann.

Das schwergewichtige und reich bebilderte Buch lässt sich angenehm lesen. Aufregend sind die vielen Schwarz-Weiß-Photos aus den Anfängen; sie illustrieren den Text hervorragend. Zum Schmökern laden aber auch die vielen Farbphotos der heutigen Countrymusiker aus den letzten Jahren ein. In das Buch einsteigen kann man in jedem Kapitel - je nachdem was einen interessiert.

Wer das Werk liest, stellt schnell fest, dass sich durch die Geschichte und die heutige Szene der Countrymusik eine Widersprüchlichkeit zieht. Sie hat progressive wie reaktionäre Facetten, kann akustische Folkmusik genauso wie kommerzieller Schlager oder harte Rockmusik sein. Walter Fuchs beschreibt nüchtern und sachlich. Eine eigene Meinung muss sich der Leser selber bilden. Auch das spricht für dieses Buch!

Udo Hinz

 

WALTER FUCHS - Das neue große Buch der Country Music


OSS KRÖHER liest aus
Das Morgenland ist weit
Die erste Motorradreise vom Rhein zum Ganges

3 Audio-CDs. Pläne, 2005. Nr. 88924
3 CDs, 9 Tracks, 194:12
ISBN 3-88569-025-X

Das Buch über die Motorradreise von der Pfalz bis Kalkutta, die Oss Kröher mit seinem Freund Gustav 1951 unternahm, war und ist mit nunmehr sechs Auflagen ein ziemlicher Erfolg. Nun liegen wesentliche Teile des Buches als CD vor, gelesen vom Autor persönlich.

Anfänglich klingt die typische, etwas pathosdurchwebte Kröher-Diktion gewöhnungsbedürftig, sehr bald aber kommen Begeisterung und Faszination immer stärker rüber. Oss Kröher erzählt mehr als dass er liest, und wenn er unvermeidlicherweise auf Lieder zu sprechen kommt, dann werden diese zumindest angesungen. Da verstellt sich kein Sprecher, um so zu klingen als ob, sondern da erlebt jemand eine besonders für die damalige Zeit abenteuerliche Reise nach, und diese Erinnerungen klingen auch über ein halbes Jahrhundert später noch ausgesprochen präsent.

Mike Kamp

 

OSS KRÖHER liest aus - Das Morgenland ist weit


TOM MCGUIRE
The Tin Whistle Book
An Easy, Straightforward Approach to Playing the Tin Whistle…

Cork: Ossian Publications, 2005
44 S., mit Noten u. Ill. Plus Demo-CD. (OMB; 86)
ISBN 0-946005-25-7, 1-900428-87-3

Das kleinformatige Heft beschäftigt sich mit dem Erlernen der irischen Tin Whistle zu einem für jeden Interessierten erschwinglichen Preis. Es werden - alles auf Englisch übrigens - die basics der Griffweise und verfügbaren Tonleitern besprochen, ebenso wird das Lesen von Noten und Notenwerten erläutert. Mithin eine typische Einleitung für ein Werk, das sich an absolute musikalische Anfänger richtet, eingebunden in die Vermittlung der ersten einfachen Tunes (= Tanzmelodien) und Lieder. Es wird auf wichtige Basisregeln bezüglich typischer Tin Whistle Techniken, wie gebundenes Spiel und "slurring" - Verbindung zweier Töne durch eine schleifende Aufwärtsbewegung - eingegangen, die Basisrhythmen der irischen Musik werden didaktisch nicht ungeschickt eingeführt. Damit allerdings schließt das Büchlein seinen instruktiven Teil, es folgen noch einige Notationen von einfachen Melodien aus aller Welt, die dann im Wesentlichen aber mit irischer Tanzmusik nichts zu tun haben - eine merkürdige Entscheidung, gibt es doch durchaus eine Vielzahl von einfachen Melodien aus der irischen Tradition, die auch dem Anfänger zugänglich sind.

Dankenswerterweise wird abschließend noch auf weiterführende Tin-Whistle-Lehrbücher, z. B. auf Geraldine Cotters Traditional Irish Tin Whistle Tutor - den ich für den gold standard auf diesem Gebiet halte - hingewiesen. Eine Begleit-CD lässt die im Buch besprochenen Dinge hören.

Dies ist eine Einführung in das Whistle-Sspiel auf Grundschul-Blockflöten-Niveau. Ausschließlich an Leute gerichtet, die als Nichtmusiker mal Spaß daran haben, ein Liedchen auf der Whistle zu probieren. Völlig ungeeignet für Menschen, die sich ernsthaft mit der Tin Whistle als Instrument in der irischen Musik beschäftigen wollen!

Johannes Schiefner

Bezug: www.mutemusicpromotion.de

 

TOM MCGUIRE - The Tin Whistle Book


CHOPS & GROOVES
Rhythmic Explorations for Bowed Strings
Darol Anger (Violin), Rushad Eggleston (Cello), Casey Driessen (Fiddle)

Woodstock, NY: Homespun Tapes, 2005
(ca. 120:00 plus Beih., 15 S. nur Noten). [Homespun Video; HL00641811; DVD-DCR-F121]
ISBN 1-932964-98-3

Gerade außerhalb von klassischen oder traditionellen Konstellationen finden Streicher in Ensembles oft nur schwer ihre Rolle. Nach dem Studium dieser DVD könnte das anders werden. Mit viel Witz und Spaß an der Sache präsentiert Darol Anger - bekannt vom Turtle Island String Quartet - gemeinsam mit dem Cellisten Rushad Eggleston und dem Fiddler Casey Driessen den Chop als Basis von verschiedenen Grooves. Anhand von Jazz-, Latin- und diversen Fiddletunes führen die drei verschiedene Möglichkeiten dieser neuen Bogentechnik vor. Auch Ska, HipHop und Rock tauchen auf. Obwohl Notenkenntnisse nicht unbedingt vonnöten sind, fortgeschritten sollte der Lernende schon sein. Die Rhythmen verlangen musikalisches Verständnis sowie einen gut trainierten rechten Arm. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Harmonie und nicht, wie bei Streichern üblich, auf der Melodie. Trotzdem werden sehr schöne Linien gespielt. Die drei zeigen, dass das Einfache oft die beste Wirkung hat und machen brauchbare Arrangementvorschläge. Es bleibt viel Raum für Improvisation, die jedoch kaum überfordernd wirkt.

Das beiliegende Notenheft kann als Arbeitsgrundlage dienen. Der Sound ist wunderbar nah aufgenommen und lädt zum Zuhören ein. Da man sich auch als Fortgeschrittener lange mit dieser DVD und der gezeigten Bogentechnik beschäftigen kann, ist sie eine wirklich lohnende Anschaffung. Schade nur, dass das Bild manchmal etwas zu dunkel erscheint.

Sabrina Palm

Bezug: www.bosworth.de

 

CHOPS & GROOVES - Rhythmic Explorations for Bowed Strings

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