back Rezensionen Asien


BAHAUDDIN DAGAR
Raga Puriya Kalyan

(IAM CD 1077)
2 Tracks, 70:34 mit ausführlichen engl. Infos

USTAD ASAD ALI KHAN
Raga Miyan Ki Todi

(IAM CD 1080)
2 Tracks, 75:07 mit ausführlichen engl. Infos

Musikdarwinismus: Aufgrund der Dominanz der Sitar in der indischen Musik drohen Teile des indischen Instrumentenspektrums in Vergessenheit zu geraten. Zu diesen Instrumenten gehört u. a. auch die Rudra-Vina (altern. Schreibweisen: -Veena, -Bin, -Been), eine, mit zwei großen Kürbisresonatoren ausgestattete, Wölbbrettzither, die wie eine Sitar gespielt wird, im Gegensatz zu ihr aber über keinerlei Resonanzsaiten verfügt. Leider ist dieses klangschöne Instrument heutzutage weitgehend aus dem Konzertleben verschwunden und selbst indische Musikerlexika verzeichnen nur noch zwei Virtuosen: Asad Ali Khan (*1937) und Zia Mohiuddin Dagar (1929-1990). Erfreulicherweise ist nun Bahauddin (*1970), der jüngste Sohn des verstorbenen Z. M. Dagar in die Fußstapfen seines Vaters getreten, und das trotz einer für indische Verhältnisse geradezu lächerlichen Ausbildungszeit von nur acht Jahren! (Da Asad Ali derzeit auch noch einen Sohn ausbildet, müssen wir uns um die Zukunft der Rudra-Vina wohl erst mal keine Sorgen machen ...) - Bahauddin interpretiert den Raga Puriya Kalyan jedenfalls schon jetzt mit der gleichen Strenge und Intensität wie der 33 Jahre ältere Asad Ali Khan seine Version des Raga Miyan Ki Todi. Schön, dass India Archive Music diese grandiosen Aufnahmen jetzt veröffentlicht hat, denn allzu viele gute Rudra-Vina-Aufnahmen gibt es zurzeit nicht auf den hiesigen Musikmärkten.

Walter Bast

 

BAHAUDDIN  DAGAR - Raga Puriya Kalyan

USTAD ASAD ALI KHAN - Raga Miyan Ki Todi


SAMBASUNDA
Rahwana’s Cry

(Network 28.867 / Zweitausendeins)
11 Tracks, 58:51, mit dt, engl. und franz. Infos

Man kann es jungen indonesischen Musikerinnen und Musikern nicht verdenken, wenn sie wenig Lust verspüren, ihr Leben lang auf Bronzegongs herumzuklopfen, die Handbewegungen höfischer Tänze zu erlernen oder dicken Touristen den kecak zu machen. Mussten ihre Vorgänger in den 1950er- und 1960er-Jahren noch ihr Glück auf Umwegen über die einstige Kolonialmacht Holland suchen (siehe: Helmut Wenske, Götz Alsmann u. a. Eastern Age. Indonesische R&R-, Dance- und Showbands 1956-1965. Wetzlar, 1984), so können sie heute ihre musikalische Sinnsuche zwischen Gamelantradition und MTV-Wirklichkeit von daheim aus betreiben und das Ergebnis per Internet verbreiten. Konventionell geht’s aber auch noch: Bei Network Medien hat das 20-köpfige Ensemble SambaSunda aus Bandung/West-Java nun seine erste (transkontinental vertriebene) CD veröffentlicht. Bandleader Ismet Ruchimat arbeitet nämlich schon seit ein paar Jahren an einer neuen Form sundanesischer Popmusik, nicht nach Schema F (Tradition + Drumcomputer = POP), sondern stimmiger, fließender, mit ausschließlich traditionellem Instrumentarium und naturbelassenem Gesang. Dies ist ihm mit Rahwana’s Cry auf phänomenale Weise gut gelungen. Manches erinnert an die Lindley-Kaiser-CDs aus Madagaskar und Norwegen, nur ohne Elektriktricks. Da konnte auch der durchaus fusionserprobte Produzent Colin Bass (3 Mustaphas 3) nur noch zustimmend nicken ...

Walter Bast

 

SAMBASUNDA - Rahwana’s Cry

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